Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Zwantzigste Geistliche Lection sprochene Land Canaan hette erreichen können. Wann wir aber in Erfah-rung kommen/ daß in dem geistlichen Verstand durch die Jsraeliter die Christ-Glaubige/ so da zum wahren Gelobten Land/ nemblich zu der himm- lischen Seeligkeit reisen/ bedcutet werden; so verschwindet alsbald alle Verwunderung/ in dem wir vermercken/ das uns GOtt habe zeigen wol- len/ daß zu solchem Ziel und End zu gelangen/ kein so sicheres und fügliches Mittel seye/ als eben die Einsambkeit und Absönderung von allen Hinder- nüssen und Gelegenheiten/ so uns unter dem Getümmel der Welt-Geschäff- ten zustossen. Darauß dann vernünfftiglich abzunehmen ist/ daß keiner die Göttliche Einsprechungen hören/ und die heylsame Gesetz von obenherab zu Verhütung der Sünden/ und Besten seiner Seelen empfangen kön- ne/ er seye dann in der Wüsten/ das ist/ in der Stille und Einsambkeit sei- nes Hertzens. 6. Auß diesen Ursathen hat Christus den jenigen tauben Menschen/ dem 7. Weiters soll uns den Nutzen der Einsambkeit vor Augen stellen die an-
Die Zwantzigſte Geiſtliche Lection ſprochene Land Canaan hette erreichen koͤnnen. Wann wir aber in Erfah-rung kommen/ daß in dem geiſtlichen Verſtand durch die Jſraeliter die Chriſt-Glaubige/ ſo da zum wahren Gelobten Land/ nemblich zu der himm- liſchen Seeligkeit reiſen/ bedcutet werden; ſo verſchwindet alsbald alle Verwunderung/ in dem wir vermercken/ das uns GOtt habe zeigen wol- len/ daß zu ſolchem Ziel und End zu gelangen/ kein ſo ſicheres und fuͤgliches Mittel ſeye/ als eben die Einſambkeit und Abſoͤnderung von allen Hinder- nuͤſſen und Gelegenheiten/ ſo uns unter dem Getuͤmmel der Welt-Geſchaͤff- ten zuſtoſſen. Darauß dann vernuͤnfftiglich abzunehmen iſt/ daß keiner die Goͤttliche Einſprechungen hoͤren/ und die heylſame Geſetz von obenherab zu Verhuͤtung der Suͤnden/ und Beſten ſeiner Seelen empfangen koͤn- ne/ er ſeye dann in der Wuͤſten/ das iſt/ in der Stille und Einſambkeit ſei- nes Hertzens. 6. Auß dieſen Urſathen hat Chriſtus den jenigen tauben Menſchen/ dem 7. Weiters ſoll uns den Nutzen der Einſambkeit vor Augen ſtellen die an-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="240"/><fw place="top" type="header">Die Zwantzigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> ſprochene Land Canaan hette erreichen koͤnnen. Wann wir aber in Erfah-<lb/> rung kommen/ daß in dem geiſtlichen Verſtand durch die Jſraeliter die<lb/> Chriſt-Glaubige/ ſo da zum wahren Gelobten Land/ nemblich zu der himm-<lb/> liſchen <hi rendition="#fr">S</hi>eeligkeit reiſen/ bedcutet werden; ſo verſchwindet alsbald alle<lb/> Verwunderung/ in dem wir vermercken/ das uns GOtt habe zeigen wol-<lb/> len/ daß zu ſolchem Ziel und End zu gelangen/ kein ſo ſicheres und fuͤgliches<lb/> Mittel ſeye/ als eben die Einſambkeit und Abſoͤnderung von allen Hinder-<lb/> nuͤſſen und Gelegenheiten/ ſo uns unter dem Getuͤmmel der Welt-Geſchaͤff-<lb/> ten zuſtoſſen. Darauß dann vernuͤnfftiglich abzunehmen iſt/ daß keiner<lb/> die Goͤttliche Einſprechungen hoͤren/ und die heylſame Geſetz von obenherab<lb/> zu Verhuͤtung der <hi rendition="#fr">S</hi>uͤnden/ und Beſten ſeiner <hi rendition="#fr">S</hi>eelen empfangen koͤn-<lb/> ne/ er ſeye dann in der Wuͤſten/ das iſt/ in der <hi rendition="#fr">S</hi>tille und Einſambkeit ſei-<lb/> nes Hertzens.</p><lb/> <p>6. Auß dieſen Urſathen hat Chriſtus den jenigen tauben Menſchen/ dem<lb/> er ſeine heilige Finger in die Ohren gelegt/ von dem Volck abgeſoͤndert/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 7.</note>damit er anzeigen moͤgte/ daß nemblich die Einſamkeit zu Eroͤffnung deß<lb/> Hertzen/ ſo die Einſprechungen GOttes empfahen ſoll/ ein merckliches<lb/> beytrage. Wie viele Jahr lang hat nicht der H. Auguſtinus die Goͤttliche<lb/> Beruffung mit verſperreten Ohren angehoͤrt! und wann ſeynd ihm dieſe<lb/> Ohren eroͤffnet worden? alsdann iſt er hoͤrend worden/ da er allein ins Feld<lb/> gangen/ unter einen Feigen-Baum niedergeſeſſen/ den <hi rendition="#fr">H</hi>immel angeſchau-<lb/> et/ und nach vielem widerholten <hi rendition="#fr">S</hi>euffzen dieſe <hi rendition="#fr">S</hi>timm vom <hi rendition="#fr">H</hi>immel zu<lb/> hoͤren gewuͤrdiget worden: <hi rendition="#aq">Tolle, lege, tolle, lege.</hi> <hi rendition="#fr">Nimb auff/ und<lb/> leſe/ nimb auff/ und leſe.</hi> Er hat das Buch ergriffen/ und darinn<lb/> geleſen die Ermahnung deß <hi rendition="#fr">H.</hi> Apoſtel Pauli: <hi rendition="#fr">Nicht in Freſſen und</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom. 13.<lb/> v.</hi> 13.</note><hi rendition="#fr">Sauffen/ nicht in Kammeren und unzůchtigem Weſen/<lb/> nicht in Zanck und Beneydung; ſondern ziehet den Herrn<lb/> JESVM CEriſtum an.</hi> Alſo wurde recht erfuͤllet der herrliche<lb/> Spruch deß Propheten <hi rendition="#aq">Oſeæ:</hi> <hi rendition="#fr">Jch will ihn fůhren in die<lb/> Einſamkeit/ und daſelbſt will ich ihm in ſein Hertz reden.</hi><lb/> Dieſes groſſe Licht der Kirchen konte vorher nicht hoͤrend gemacht werden/<lb/> che und bevor er ſich von dem verhinderlichen Geſchrey der Menſchen abge-<lb/> ſoͤndert haͤtte.</p><lb/> <p>7. Weiters ſoll uns den Nutzen der Einſambkeit vor Augen ſtellen die<lb/><hi rendition="#fr">H</hi>iſtori der dreyen leiblichen Bruͤder/ ſo der Welt den Rucken gekehrt/ ſich<lb/> zugleich dem Dienſt GOttes ergeben/ und den geiſtlichen Habit angelegt<lb/> haben. Dieſe drey fromme Bruͤder haben umb die Wett GOtt zu dienen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0268]
Die Zwantzigſte Geiſtliche Lection
ſprochene Land Canaan hette erreichen koͤnnen. Wann wir aber in Erfah-
rung kommen/ daß in dem geiſtlichen Verſtand durch die Jſraeliter die
Chriſt-Glaubige/ ſo da zum wahren Gelobten Land/ nemblich zu der himm-
liſchen Seeligkeit reiſen/ bedcutet werden; ſo verſchwindet alsbald alle
Verwunderung/ in dem wir vermercken/ das uns GOtt habe zeigen wol-
len/ daß zu ſolchem Ziel und End zu gelangen/ kein ſo ſicheres und fuͤgliches
Mittel ſeye/ als eben die Einſambkeit und Abſoͤnderung von allen Hinder-
nuͤſſen und Gelegenheiten/ ſo uns unter dem Getuͤmmel der Welt-Geſchaͤff-
ten zuſtoſſen. Darauß dann vernuͤnfftiglich abzunehmen iſt/ daß keiner
die Goͤttliche Einſprechungen hoͤren/ und die heylſame Geſetz von obenherab
zu Verhuͤtung der Suͤnden/ und Beſten ſeiner Seelen empfangen koͤn-
ne/ er ſeye dann in der Wuͤſten/ das iſt/ in der Stille und Einſambkeit ſei-
nes Hertzens.
6. Auß dieſen Urſathen hat Chriſtus den jenigen tauben Menſchen/ dem
er ſeine heilige Finger in die Ohren gelegt/ von dem Volck abgeſoͤndert/
damit er anzeigen moͤgte/ daß nemblich die Einſamkeit zu Eroͤffnung deß
Hertzen/ ſo die Einſprechungen GOttes empfahen ſoll/ ein merckliches
beytrage. Wie viele Jahr lang hat nicht der H. Auguſtinus die Goͤttliche
Beruffung mit verſperreten Ohren angehoͤrt! und wann ſeynd ihm dieſe
Ohren eroͤffnet worden? alsdann iſt er hoͤrend worden/ da er allein ins Feld
gangen/ unter einen Feigen-Baum niedergeſeſſen/ den Himmel angeſchau-
et/ und nach vielem widerholten Seuffzen dieſe Stimm vom Himmel zu
hoͤren gewuͤrdiget worden: Tolle, lege, tolle, lege. Nimb auff/ und
leſe/ nimb auff/ und leſe. Er hat das Buch ergriffen/ und darinn
geleſen die Ermahnung deß H. Apoſtel Pauli: Nicht in Freſſen und
Sauffen/ nicht in Kammeren und unzůchtigem Weſen/
nicht in Zanck und Beneydung; ſondern ziehet den Herrn
JESVM CEriſtum an. Alſo wurde recht erfuͤllet der herrliche
Spruch deß Propheten Oſeæ: Jch will ihn fůhren in die
Einſamkeit/ und daſelbſt will ich ihm in ſein Hertz reden.
Dieſes groſſe Licht der Kirchen konte vorher nicht hoͤrend gemacht werden/
che und bevor er ſich von dem verhinderlichen Geſchrey der Menſchen abge-
ſoͤndert haͤtte.
Matth. 7.
Rom. 13.
v. 13.
7. Weiters ſoll uns den Nutzen der Einſambkeit vor Augen ſtellen die
Hiſtori der dreyen leiblichen Bruͤder/ ſo der Welt den Rucken gekehrt/ ſich
zugleich dem Dienſt GOttes ergeben/ und den geiſtlichen Habit angelegt
haben. Dieſe drey fromme Bruͤder haben umb die Wett GOtt zu dienen
an-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |