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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem geistlichen Gespräch.
ret/ daß sein Mund mit einer Mauren/ sondern mit einer Thüren versehen3. P. Pa-
storali.
Adm.
15.

würde/ die man auff- und zuschliessen kan: worauß wir dann mit aller Be-
hutsamkeit zu lehrnen haben/ daß die Rede den Mund zu gelegener Zeit er-
offnen/ und die geziemende Verschwiegenheit denselben verschliessen solle:
zumahlen wir nach Zeugnüß deß H. Ambrosii, wegen deß müssigen Still-L. 1. offic
c
3.

schweigens eben so wohl/ als der müssigen Reden werden zu Gericht gefor-
dert werden. So bestehet dann/ sagt der seelige Laurentius Justin anus, dieDe Per-
fect. con-
vers.
Monast.
c.
15.

Tugend deß Stillschweigens nicht darinn/ daß man allezeit schweige; son-
dern/ daß man das jenige nicht rede/ was zu reden verbotten ist. Viele aber
sündigen auß Unwissenheit wider diese Regul der Bescheidenheit/ weil sie un-
terlassen das jenige andern vorzutragen/ durch welches sie denselben nutzen
könten: diese richtige Bahn deß Stillschweigens hat der Prophet uns gnug-
samb gezeiget/ da er also gesprochen: Jch hab gesagt/ meine WeegPs. 38. v. 1.
willich bewahren/ damit ich nicht sundige mit meiner Zun-
gen:
Nicht sagt er/ damit ich schweige; sondern damit ich nicht sündige: da-
hero sagt der weise Mann: Ein weiser Mensch wird schweigenEccl. 20.
v.
7.

biß zu seiner Zeit: Das ist/ so lang/ biß daß Reden besser ist/ als daß
Schweigen: und dieses erweiset uns der tieffsinnige Plato mit dieser holdse-
ligen Gleichnüß: wir schiffen/ sagt er/ und in dieser unserer Schiffahrt span-Ad The-
ophan.

nen wir bißweilen die Segel auß/ damit das Schiff desto geschwinder fort-
fahre; bißweilen halten wir selbiges auch/ wermittelst der Anckern auff/ und
bringen es zum Stand: Eben also muß die Zung beherschet/ und zu Zeiten
durch die Wort außgespreitet/ zu Zeiten aber auch durch das Schweigen ge-
hemmet werden Mit noch besserer Gleichnüß hats getroffen die H. Schrifft/
da sie also redet: Wer ein Wort zu seiner Zeit redet/ daß ist wieProv. 25.
v.
11.

guldene Aepffel auff silberen Betten. Jn dem Goldschmieds La-
den siehet man mit sonderbahrem Lust und Augen-Weyde/ wie die Perlen
an die seidene Better mit gar zierlicher Ordnung und schöner Proportion
gehäfftet seynd: solcher Gestalt ist dieses ein Zeichen der Weißheit und Be-
scheidenheit/ wann nemblich der Mensch zu bequemlicher Zeit und behöri-
gem Orth allein redet: alsdan können wir uns Hoffnung machen/ daß
wir mit der Zungen nicht anstossen werden/ wann wir nach dem Rath deß
Heil. Chryso stomi/ dieselbige durch die Vernunfft/ als durch einen Schlüs-In Ps.
140.

sel regiren/ welcher nicht allein das Verschlossene auffsperret/ sondern zum
schliessen dienen kan.

2. So ist dann außgemacht/ daß auch einige Zeit seye/ da es zum Reden
erlaubt ist: nicht aber ist erlaubt/ sonderbahr uns Geistlichen/ auch zu solcher

Zeit
F f

Von dem geiſtlichen Geſpraͤch.
ret/ daß ſein Mund mit einer Mauren/ ſondern mit einer Thuͤren verſehen3. P. Pa-
ſtorali.
Adm.
15.

wuͤrde/ die man auff- und zuſchlieſſen kan: worauß wir dann mit aller Be-
hutſamkeit zu lehrnen haben/ daß die Rede den Mund zu gelegener Zeit er-
offnen/ und die geziemende Verſchwiegenheit denſelben verſchlieſſen ſolle:
zumahlen wir nach Zeugnuͤß deß H. Ambroſii, wegen deß muͤſſigen Still-L. 1. offic
c
3.

ſchweigens eben ſo wohl/ als der muͤſſigen Reden werden zu Gericht gefor-
dert werden. So beſtehet dann/ ſagt der ſeelige Laurentius Juſtin anus, dieDe Per-
fect. con-
verſ.
Monaſt.
c.
15.

Tugend deß Stillſchweigens nicht darinn/ daß man allezeit ſchweige; ſon-
dern/ daß man das jenige nicht rede/ was zu reden verbotten iſt. Viele aber
ſuͤndigen auß Unwiſſenheit wider dieſe Regul der Beſcheidenheit/ weil ſie un-
terlaſſen das jenige andern vorzutragen/ durch welches ſie denſelben nutzen
koͤnten: dieſe richtige Bahn deß Stillſchweigens hat der Prophet uns gnug-
ſamb gezeiget/ da er alſo geſprochen: Jch hab geſagt/ meine WeegPſ. 38. v. 1.
willich bewahren/ damit ich nicht ſůndige mit meiner Zun-
gen:
Nicht ſagt er/ damit ich ſchweige; ſondern damit ich nicht ſuͤndige: da-
hero ſagt der weiſe Mann: Ein weiſer Menſch wird ſchweigenEccl. 20.
v.
7.

biß zu ſeiner Zeit: Das iſt/ ſo lang/ biß daß Reden beſſer iſt/ als daß
Schweigen: und dieſes erweiſet uns der tieffſinnige Plato mit dieſer holdſe-
ligen Gleichnuͤß: wir ſchiffen/ ſagt er/ und in dieſer unſerer Schiffahrt ſpan-Ad The-
ophan.

nen wir bißweilen die Segel auß/ damit das Schiff deſto geſchwinder fort-
fahre; bißweilen halten wir ſelbiges auch/ wermittelſt der Anckern auff/ und
bringen es zum Stand: Eben alſo muß die Zung beherſchet/ und zu Zeiten
durch die Wort außgeſpreitet/ zu Zeiten aber auch durch das Schweigen ge-
hemmet werden Mit noch beſſerer Gleichnuͤß hats getroffen die H. Schrifft/
da ſie alſo redet: Wer ein Wort zu ſeiner Zeit redet/ daß iſt wieProv. 25.
v.
11.

gůldene Aepffel auff ſilberen Betten. Jn dem Goldſchmieds La-
den ſiehet man mit ſonderbahrem Luſt und Augen-Weyde/ wie die Perlen
an die ſeidene Better mit gar zierlicher Ordnung und ſchoͤner Proportion
gehaͤfftet ſeynd: ſolcher Geſtalt iſt dieſes ein Zeichen der Weißheit und Be-
ſcheidenheit/ wann nemblich der Menſch zu bequemlicher Zeit und behoͤri-
gem Orth allein redet: alsdan koͤnnen wir uns Hoffnung machen/ daß
wir mit der Zungen nicht anſtoſſen werden/ wann wir nach dem Rath deß
Heil. Chryſo ſtomi/ dieſelbige durch die Vernunfft/ als durch einen Schluͤſ-In Pſ.
140.

ſel regiren/ welcher nicht allein das Verſchloſſene auffſperret/ ſondern zum
ſchlieſſen dienen kan.

2. So iſt dann außgemacht/ daß auch einige Zeit ſeye/ da es zum Reden
erlaubt iſt: nicht aber iſt erlaubt/ ſonderbahr uns Geiſtlichen/ auch zu ſolcher

Zeit
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[225/0253] Von dem geiſtlichen Geſpraͤch. ret/ daß ſein Mund mit einer Mauren/ ſondern mit einer Thuͤren verſehen wuͤrde/ die man auff- und zuſchlieſſen kan: worauß wir dann mit aller Be- hutſamkeit zu lehrnen haben/ daß die Rede den Mund zu gelegener Zeit er- offnen/ und die geziemende Verſchwiegenheit denſelben verſchlieſſen ſolle: zumahlen wir nach Zeugnuͤß deß H. Ambroſii, wegen deß muͤſſigen Still- ſchweigens eben ſo wohl/ als der muͤſſigen Reden werden zu Gericht gefor- dert werden. So beſtehet dann/ ſagt der ſeelige Laurentius Juſtin anus, die Tugend deß Stillſchweigens nicht darinn/ daß man allezeit ſchweige; ſon- dern/ daß man das jenige nicht rede/ was zu reden verbotten iſt. Viele aber ſuͤndigen auß Unwiſſenheit wider dieſe Regul der Beſcheidenheit/ weil ſie un- terlaſſen das jenige andern vorzutragen/ durch welches ſie denſelben nutzen koͤnten: dieſe richtige Bahn deß Stillſchweigens hat der Prophet uns gnug- ſamb gezeiget/ da er alſo geſprochen: Jch hab geſagt/ meine Weeg willich bewahren/ damit ich nicht ſůndige mit meiner Zun- gen: Nicht ſagt er/ damit ich ſchweige; ſondern damit ich nicht ſuͤndige: da- hero ſagt der weiſe Mann: Ein weiſer Menſch wird ſchweigen biß zu ſeiner Zeit: Das iſt/ ſo lang/ biß daß Reden beſſer iſt/ als daß Schweigen: und dieſes erweiſet uns der tieffſinnige Plato mit dieſer holdſe- ligen Gleichnuͤß: wir ſchiffen/ ſagt er/ und in dieſer unſerer Schiffahrt ſpan- nen wir bißweilen die Segel auß/ damit das Schiff deſto geſchwinder fort- fahre; bißweilen halten wir ſelbiges auch/ wermittelſt der Anckern auff/ und bringen es zum Stand: Eben alſo muß die Zung beherſchet/ und zu Zeiten durch die Wort außgeſpreitet/ zu Zeiten aber auch durch das Schweigen ge- hemmet werden Mit noch beſſerer Gleichnuͤß hats getroffen die H. Schrifft/ da ſie alſo redet: Wer ein Wort zu ſeiner Zeit redet/ daß iſt wie gůldene Aepffel auff ſilberen Betten. Jn dem Goldſchmieds La- den ſiehet man mit ſonderbahrem Luſt und Augen-Weyde/ wie die Perlen an die ſeidene Better mit gar zierlicher Ordnung und ſchoͤner Proportion gehaͤfftet ſeynd: ſolcher Geſtalt iſt dieſes ein Zeichen der Weißheit und Be- ſcheidenheit/ wann nemblich der Menſch zu bequemlicher Zeit und behoͤri- gem Orth allein redet: alsdan koͤnnen wir uns Hoffnung machen/ daß wir mit der Zungen nicht anſtoſſen werden/ wann wir nach dem Rath deß Heil. Chryſo ſtomi/ dieſelbige durch die Vernunfft/ als durch einen Schluͤſ- ſel regiren/ welcher nicht allein das Verſchloſſene auffſperret/ ſondern zum ſchlieſſen dienen kan. 3. P. Pa- ſtorali. Adm. 15. L. 1. offic c 3. De Per- fect. con- verſ. Monaſt. c. 15. Pſ. 38. v. 1. Eccl. 20. v. 7. Ad The- ophan. Prov. 25. v. 11. In Pſ. 140. 2. So iſt dann außgemacht/ daß auch einige Zeit ſeye/ da es zum Reden erlaubt iſt: nicht aber iſt erlaubt/ ſonderbahr uns Geiſtlichen/ auch zu ſolcher Zeit F f

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/253>, abgerufen am 28.11.2024.