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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Keuschheit.
dahin er verlangt hatte. Ein gleiches ist widerfahren dem Heil. EinsidlerNiceph.
Callist.
l. 8. c.
41.

Ammon und mehr andern; darauß dann reifflich abzunehmen ist/ daß
solche Englische Reinigkeit den allerreinesten Augen GOTTES son-
derbahr gefalle. Ob nun zwarn die Anschawung deß blosen Leibs/ so auch
auß einem Fürwitz geschicht/ keine Todtsünd seye/ so strebt doch selbige der
Ehrbarkeit sehr zu wider/ und bahnet den Weeg zu weiterer Unzucht: dann
der die Gefahr liebet/ derselben auch selten entgehet annebens ists ein schänd-
liche Sach/ daß der jenige/ so unter der Kriegs-Fahnen CHristi dienet/ den
blosen Leib seinem Feind darbiethe.

14. Weilen aber nach Meinung der Weltweisen/ das Gute auß seiner
gäntzlichen vorher gangenen Ursach; das Böse aber auß einer jeden Unvoll-
kommenheit entstehet: als ist zu Erlangung der wahren und GOTT ge-
fälligen Keuschheit nicht gnug/ daß einer denen vorgesetzten Regulen nach-
lebe; sondern er muß auch weiters gehen/ und das innerliche seines Her-
tzen aller vorfallenden Gefahr zu entziehen sich unter stehen: was nutzet es dan/
daß man die Weibs-Bilder nicht anschawe noch berühre/ wann man dan-
noch ab derselben öffterm Gespräch und Gemeinschafft sich erfrewet? diese
seynd/ spricht der H. Hieronimus/ die erste Anreitzungen deß Geistlichen: da-
hero warnet einen solchen der Heil. Geist durch den Mund deß Weisen:
Halte dich nicht auff mitten unter den Weibern; dann außEccli. 42.
12.

den Kleydern wachsen die Motten/ und die Bößheit deß
Manns auß den Weibern.
O wie viele seynd in die abschewlichste
Laster gefallen/ so diesem heylbringenden Rath GOTTES zu wider
gelebt haben! auß deren Zahl ein frommer Canonicus gewesen/ der seineCantipt.
l. 2. apum
c. 30. §.
47.
Historia.

feiste Prebend auß einem löblichen Eyffer die Seelen zu gewinnen/ in ei-
ne Pastorat ver vandlet; nachmahls aber eine siebentzig iährige Jungfraw/
so [j]hme sein Cilicium zu waschen pflegte/ durch die Gelegenheit der Conver
sation
geschwächet: welche begangene Sünde sie nach Möglichkeit ge-
büsset: er aber ist auß dieser Missethat in andere gerathen/ und endlich jäm-
merlich zu Grund gangen. Der Heil. Macarius erzehlet/ daß ein GeistlicherHom. 27.
q
6.

von den Verfolgern der Christglaubigen umb Christi willen seye gefangen/
gefoltert/ an Händen gestümpffet/ und hernach in den Kärcker geworffen
worden; diesem hat ein GOTT verlobte Jungfraw auffgewartet/ und da
diese beyde in eine Gemeinschafft kommen/ ist auch beyder Verderben nicht
außgeblieben. Jn solcher Gelegenheit wird weder Alterthumb/ weder Ver-
wandschafft/ weder auch der geistliche Stand angesehen; diese seynd alle nicht
sicher/ wann man die schädliche und verführliche Gemeinschafft nicht meidet:

Der-
B b 2

Von der Keuſchheit.
dahin er verlangt hatte. Ein gleiches iſt widerfahren dem Heil. EinſidlerNiceph.
Calliſt.
l. 8. c.
41.

Ammon und mehr andern; darauß dann reifflich abzunehmen iſt/ daß
ſolche Engliſche Reinigkeit den allerreineſten Augen GOTTES ſon-
derbahr gefalle. Ob nun zwarn die Anſchawung deß bloſen Leibs/ ſo auch
auß einem Fuͤrwitz geſchicht/ keine Todtſuͤnd ſeye/ ſo ſtrebt doch ſelbige der
Ehrbarkeit ſehr zu wider/ und bahnet den Weeg zu weiterer Unzucht: dann
der die Gefahr liebet/ derſelben auch ſelten entgehet annebens iſts ein ſchaͤnd-
liche Sach/ daß der jenige/ ſo unter der Kriegs-Fahnen CHriſti dienet/ den
bloſen Leib ſeinem Feind darbiethe.

14. Weilen aber nach Meinung der Weltweiſen/ das Gute auß ſeiner
gaͤntzlichen vorher gangenen Urſach; das Boͤſe aber auß einer jeden Unvoll-
kommenheit entſtehet: als iſt zu Erlangung der wahren und GOTT ge-
faͤlligen Keuſchheit nicht gnug/ daß einer denen vorgeſetzten Regulen nach-
lebe; ſondern er muß auch weiters gehen/ und das innerliche ſeines Her-
tzen aller vorfallenden Gefahr zu entziehen ſich unter ſtehen: was nutzet es dan/
daß man die Weibs-Bilder nicht anſchawe noch beruͤhre/ wann man dan-
noch ab derſelben oͤffterm Geſpraͤch und Gemeinſchafft ſich erfrewet? dieſe
ſeynd/ ſpricht der H. Hieronimus/ die erſte Anreitzungen deß Geiſtlichen: da-
hero warnet einen ſolchen der Heil. Geiſt durch den Mund deß Weiſen:
Halte dich nicht auff mitten unter den Weibern; dann außEccli. 42.
12.

den Kleydern wachſen die Motten/ und die Boͤßheit deß
Manns auß den Weibern.
O wie viele ſeynd in die abſchewlichſte
Laſter gefallen/ ſo dieſem heylbringenden Rath GOTTES zu wider
gelebt haben! auß deren Zahl ein frommer Canonicus geweſen/ der ſeineCantipt.
l. 2. apum
c. 30. §.
47.
Hiſtoria.

feiſte Prebend auß einem loͤblichen Eyffer die Seelen zu gewinnen/ in ei-
ne Paſtorat ver vandlet; nachmahls aber eine ſiebentzig iaͤhrige Jungfraw/
ſo [j]hme ſein Cilicium zu waſchen pflegte/ durch die Gelegenheit der Conver
ſation
geſchwaͤchet: welche begangene Suͤnde ſie nach Moͤglichkeit ge-
buͤſſet: er aber iſt auß dieſer Miſſethat in andere gerathen/ und endlich jaͤm-
merlich zu Grund gangen. Der Heil. Macarius erzehlet/ daß ein GeiſtlicherHom. 27.
q
6.

von den Verfolgern der Chriſtglaubigen umb Chriſti willen ſeye gefangen/
gefoltert/ an Haͤnden geſtuͤmpffet/ und hernach in den Kaͤrcker geworffen
worden; dieſem hat ein GOTT verlobte Jungfraw auffgewartet/ und da
dieſe beyde in eine Gemeinſchafft kommen/ iſt auch beyder Verderben nicht
außgeblieben. Jn ſolcher Gelegenheit wird weder Alterthumb/ weder Ver-
wandſchafft/ weder auch der geiſtliche Stand angeſehen; dieſe ſeynd alle nicht
ſicher/ wann man die ſchaͤdliche und verfuͤhrliche Gemeinſchafft nicht meidet:

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B b 2
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[195/0223] Von der Keuſchheit. dahin er verlangt hatte. Ein gleiches iſt widerfahren dem Heil. Einſidler Ammon und mehr andern; darauß dann reifflich abzunehmen iſt/ daß ſolche Engliſche Reinigkeit den allerreineſten Augen GOTTES ſon- derbahr gefalle. Ob nun zwarn die Anſchawung deß bloſen Leibs/ ſo auch auß einem Fuͤrwitz geſchicht/ keine Todtſuͤnd ſeye/ ſo ſtrebt doch ſelbige der Ehrbarkeit ſehr zu wider/ und bahnet den Weeg zu weiterer Unzucht: dann der die Gefahr liebet/ derſelben auch ſelten entgehet annebens iſts ein ſchaͤnd- liche Sach/ daß der jenige/ ſo unter der Kriegs-Fahnen CHriſti dienet/ den bloſen Leib ſeinem Feind darbiethe. Niceph. Calliſt. l. 8. c. 41. 14. Weilen aber nach Meinung der Weltweiſen/ das Gute auß ſeiner gaͤntzlichen vorher gangenen Urſach; das Boͤſe aber auß einer jeden Unvoll- kommenheit entſtehet: als iſt zu Erlangung der wahren und GOTT ge- faͤlligen Keuſchheit nicht gnug/ daß einer denen vorgeſetzten Regulen nach- lebe; ſondern er muß auch weiters gehen/ und das innerliche ſeines Her- tzen aller vorfallenden Gefahr zu entziehen ſich unter ſtehen: was nutzet es dan/ daß man die Weibs-Bilder nicht anſchawe noch beruͤhre/ wann man dan- noch ab derſelben oͤffterm Geſpraͤch und Gemeinſchafft ſich erfrewet? dieſe ſeynd/ ſpricht der H. Hieronimus/ die erſte Anreitzungen deß Geiſtlichen: da- hero warnet einen ſolchen der Heil. Geiſt durch den Mund deß Weiſen: Halte dich nicht auff mitten unter den Weibern; dann auß den Kleydern wachſen die Motten/ und die Boͤßheit deß Manns auß den Weibern. O wie viele ſeynd in die abſchewlichſte Laſter gefallen/ ſo dieſem heylbringenden Rath GOTTES zu wider gelebt haben! auß deren Zahl ein frommer Canonicus geweſen/ der ſeine feiſte Prebend auß einem loͤblichen Eyffer die Seelen zu gewinnen/ in ei- ne Paſtorat ver vandlet; nachmahls aber eine ſiebentzig iaͤhrige Jungfraw/ ſo jhme ſein Cilicium zu waſchen pflegte/ durch die Gelegenheit der Conver ſation geſchwaͤchet: welche begangene Suͤnde ſie nach Moͤglichkeit ge- buͤſſet: er aber iſt auß dieſer Miſſethat in andere gerathen/ und endlich jaͤm- merlich zu Grund gangen. Der Heil. Macarius erzehlet/ daß ein Geiſtlicher von den Verfolgern der Chriſtglaubigen umb Chriſti willen ſeye gefangen/ gefoltert/ an Haͤnden geſtuͤmpffet/ und hernach in den Kaͤrcker geworffen worden; dieſem hat ein GOTT verlobte Jungfraw auffgewartet/ und da dieſe beyde in eine Gemeinſchafft kommen/ iſt auch beyder Verderben nicht außgeblieben. Jn ſolcher Gelegenheit wird weder Alterthumb/ weder Ver- wandſchafft/ weder auch der geiſtliche Stand angeſehen; dieſe ſeynd alle nicht ſicher/ wann man die ſchaͤdliche und verfuͤhrliche Gemeinſchafft nicht meidet: Der- Eccli. 42. 12. Cantipt. l. 2. apum c. 30. §. 47. Hiſtoria. Hom. 27. q 6. B b 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/223>, abgerufen am 28.11.2024.