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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Keuſchheit.
bige mit den ſtechenden Doͤrnen untertruͤckt haͤtte. Wie iſt nicht der H. Do-
minicus uͤber den Kuͤſter ſo grauſamblich außgefahren/ daß er dem Beichts-
Vatter angekuͤndiget/ es ſeye ein ſchoͤnes Weib am Beicht-Stuhl/ ſo beich-
ten wolte? Nun gehe hin/ ſagt der H. Vatter/ und lehrne/ wie du hinfuͤhro im
Urtheil uͤber die Weiber dich verhalten ſolleſt/ ob ſie ſchoͤn/ oder nit ſchoͤn ſeyen.
Mich geduͤncket nun/ mein Chriſtliche Seel/ daß es zumahlen unnoͤthig ſeye
anderer Schaden zu erzehlen/ da wir doch/ und ein jeder an ſich ſelbſt durch die
taͤgliche Erfahrnuͤß gnugſamb gewarnet werden; daß wirs billig dem from-
men Job nach machen ſolten; der da ſpricht: Jch hab einen Bund ge-
macht mit meinen Augen/ daß ich auch keine Gedancken
haͤtte von einer Jungfrawen:
Und wann du vielleicht darfuͤr hal-
teſt/ daß ſolche Eingezogenheit dir zu ſchwaͤr fallen werde; ſo rede dich ſelb-
ſten an mit den Worten deß Heil. Auguſtini/ dieſer und jener haben das ge-
than/ und warumb ſolleſt du das auch durch die Gnad GOttes nicht thuen
koͤnnen?

Der dritte Theil.

12. DEr H. Andreas Corſinus iſt der Keuſchheit alſo zugethan gewe-
ſen/ daß er auch ſeiner Mutter und Schweſtern Gegenwart ohne
Schamhafftigkeit nicht hat tragen koͤnnen: mit andern Weibs-
bildern hat er nicht mehr/ als in hoͤchſter Noth geredet/ und daß zwar mit nie-
dergeſchlagenen Augen; derhalben er zu Pariß der blinde Bruder genennet
worden. Der ſeelige Aloyſius Gonzaga ware von Gott mit ſolcher Reinig-
keit deß Hertzens begnaͤdiget/ daß er weder im Tag weder in der Nacht auch
von den geringſten unſaubern Gedancken oder Anmuthungen jemahlen iſt
angefochten worden; nichts deſto weniger hat er das Frawen-Zimmer der-
maſſen gemeidet/ als wann er mit demſelben in der hoͤchſten Feindſchafft ſtuͤn-
de. Alphonſus Rodriquez ein Leybruder der Societaͤt Jeſu, iſt viertzig Jahr
Pfoͤrtner geweſen/ und hat gleichwohl kein Weibsbild vom Angeſicht geken-
net. Der H. Hugo Biſchoff zu Gratianopel hat waͤhrender Zeit ſeines Bi-
ſchoͤfflichen Ambts keinem eintzigen Weib ins Angeſicht geſchawet. Frater
Franciſcus
von Darocha ein Capuciner hat in Verwaltung deß Queſter-
Ambts bey die 26. Jahr niemahlen ein Weib angeſehen/ derhalben er von
allen die Weiber-Flucht benambſet worden: Er ware aber ein wah-
rer und auffrichtiger Juͤnger ſeines Lehr-Meiſters deß H. Franciſci/ welcher
ſeine Kinder offt zu ermahnen pflegte/ daß ſie Gemeinſchafft/ Geſpraͤche/ und

das
B b

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/221>, abgerufen am 19.02.2025.