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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Keuschheit.
Hütten verbotten/ und auff solche Weiß sich selbst gezüchtiget; und haben
dannoch durch sothane Mittel den Grimmen der bösen Begirden schwärlich
dämpffen können. Diese Lilien zu erhalten/ hat eine heilige Abtissin sich in
stätem Fasten und Wachen geübet/ und ist gleichwohl in die dreyzehen Jahr
von diesem Feind sehr übel geplaget worden. Der H. Pachomius hat gewün-
schet/ daß er von den wilden Thieren möchte zerrissen werden; weilen er in
viertzig jähriger Zeit in der Wüsten durch grosse Strenge deß Lebens dieses
Unthier nit gäntzlich hat übermeistern können; ist dannoch von selbigem auch
niemahlen überwunden worden: wie hat sich der auß einem Haubt-Mörder/
nachmahls fromme Einsidler Moyses nicht bemühet/ zu der vollkommeneu
Keuschheit zu gelangen? indem er gesehen/ daß durch das unerhörte Fasten
dieser Feind nicht weichen wollen; ist er gantze Nachten zumahlen frey ohne
einiges anlehnen auffrecht gestanden: dieser Weiß zu leben hat er sich sechs
Jahr lang also gebrauchet/ daß er weder Tag noch Nacht einige Ruhe haben
können/ sondern unauffhörlich sein Gebett zu Gott verrichtet/ und hat gleich-
wohl dieses schädliche Fewer zu erlöschen nicht vermöget. Was haben zu Er-
haltung der Jungfräwlichen Reinigkeit nicht gethan der H. Vatter Benedi-
ctus, Francilcus,
und andere unzahlbare; deren herrliche Thaten/ weilen fast
jederman bekandt seynd; als wollen wir nur dieses eintzige von unserm seligen
Joanne Bono noch anziehen: dieser hat zur Erlöschung der hitzig-brennendenS. Anto-
nin. p. 3.
Histor.
tir. 24. c.
13.
Historia.

Flammen ein auff dem Feld gewachsenes Rohr in viele sehr scharff und spi-
tzige Stücklein zerschnitten/ selbige hat er zwischen die Nägelgelegt/ und die
Fingern so hefftig auff einen Stein getrücket/ daßdiese spitzige Rohr-Stück-
lein zu den Fingern zumahlen hinein gewichen: die Schmertzen/ so von dieser
That entstanden/ seynd so grausamb gewesen/ daß er drey Tag lang halb todt
gelegen ist: daß aber solcher ungemeine Eyffer der Keuschheit dem Stiffter
derselben gefallen/ hat ihn Gott selbst mit diesen Worten versichert: weilen du/
mein lieber Joannes/ wohl hast angefangen/ so solst du auch also verharren/
und gleich wie du dich den Versuchungen dapffer widersetzt hast/ also wirst du
hinführo von denselben befreyet seyn: nach diesem ist der wackere Fechter von
seinen Wunden genesen und auffgestarden.

4. Noch eines mehrern hat sich unternommen die H. Euphrasia von Antio.Niceph.
c. 10.
Historia.

chia, so lieber hat wollen das Leben/ als die Lilien verliehren; da sie dann von ei-
nem Soldaten gefangen worden/ und keine Außflucht ersehen können; hat
sie demselben versprochen/ wann er ihrer verschönen werde/ eine Kunst zu
lehren/ vermög deren er sich so hart machen könte/ daß ihm im Krieg kein
Feind schaden möchte/ und damit du/ sagt sie/ versichert seyest/ so solst du diese
Kunst an mir zum ersten probiren: Euphrasia hat alsbald ihren Halß

mit
A a 2

Von der Keuſchheit.
Huͤtten verbotten/ und auff ſolche Weiß ſich ſelbſt gezuͤchtiget; und haben
dannoch durch ſothane Mittel den Grimmen der boͤſen Begirden ſchwaͤrlich
daͤmpffen koͤnnen. Dieſe Lilien zu erhalten/ hat eine heilige Abtiſſin ſich in
ſtaͤtem Faſten und Wachen geuͤbet/ und iſt gleichwohl in die dreyzehen Jahr
von dieſem Feind ſehr uͤbel geplaget worden. Der H. Pachomius hat gewuͤn-
ſchet/ daß er von den wilden Thieren moͤchte zerriſſen werden; weilen er in
viertzig jaͤhriger Zeit in der Wuͤſten durch groſſe Strenge deß Lebens dieſes
Unthier nit gaͤntzlich hat uͤbermeiſtern koͤnnen; iſt dannoch von ſelbigem auch
niemahlen uͤberwunden worden: wie hat ſich der auß einem Haubt-Moͤrder/
nachmahls fromme Einſidler Moyſes nicht bemuͤhet/ zu der vollkommeneu
Keuſchheit zu gelangen? indem er geſehen/ daß durch das unerhoͤrte Faſten
dieſer Feind nicht weichen wollen; iſt er gantze Nachten zumahlen frey ohne
einiges anlehnen auffrecht geſtanden: dieſer Weiß zu leben hat er ſich ſechs
Jahr lang alſo gebrauchet/ daß er weder Tag noch Nacht einige Ruhe haben
koͤnnen/ ſondern unauffhoͤrlich ſein Gebett zu Gott verrichtet/ und hat gleich-
wohl dieſes ſchaͤdliche Fewer zu erloͤſchen nicht vermoͤget. Was haben zu Er-
haltung der Jungfraͤwlichen Reinigkeit nicht gethan der H. Vatter Benedi-
ctus, Francilcus,
und andere unzahlbare; deren herrliche Thaten/ weilen faſt
jederman bekandt ſeynd; als wollen wir nur dieſes eintzige von unſerm ſeligen
Joanne Bono noch anziehen: dieſer hat zur Erloͤſchung der hitzig-brennendenS. Anto-
nin. p. 3.
Hiſtor.
tir. 24. c.
13.
Hiſtoria.

Flammen ein auff dem Feld gewachſenes Rohr in viele ſehr ſcharff und ſpi-
tzige Stuͤcklein zerſchnitten/ ſelbige hat er zwiſchen die Naͤgelgelegt/ und die
Fingern ſo hefftig auff einen Stein getruͤcket/ daßdieſe ſpitzige Rohr-Stuͤck-
lein zu den Fingern zumahlen hinein gewichen: die Schmertzen/ ſo von dieſer
That entſtanden/ ſeynd ſo grauſamb geweſen/ daß er drey Tag lang halb todt
gelegen iſt: daß aber ſolcher ungemeine Eyffer der Keuſchheit dem Stiffter
derſelben gefallen/ hat ihn Gott ſelbſt mit dieſen Worten verſichert: weilen du/
mein lieber Joannes/ wohl haſt angefangen/ ſo ſolſt du auch alſo verharren/
und gleich wie du dich den Verſuchungen dapffer widerſetzt haſt/ alſo wirſt du
hinfuͤhro von denſelben befreyet ſeyn: nach dieſem iſt der wackere Fechter von
ſeinen Wunden geneſen und auffgeſtarden.

4. Noch eines mehrern hat ſich unternommen die H. Euphraſia von Antio.Niceph.
c. 10.
Hiſtoria.

chia, ſo lieber hat wollen das Leben/ als die Lilien verliehren; da ſie dann von ei-
nem Soldaten gefangen worden/ und keine Außflucht erſehen koͤnnen; hat
ſie demſelben verſprochen/ wann er ihrer verſchoͤnen werde/ eine Kunſt zu
lehren/ vermoͤg deren er ſich ſo hart machen koͤnte/ daß ihm im Krieg kein
Feind ſchaden moͤchte/ und damit du/ ſagt ſie/ verſichert ſeyeſt/ ſo ſolſt du dieſe
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[187/0215] Von der Keuſchheit. Huͤtten verbotten/ und auff ſolche Weiß ſich ſelbſt gezuͤchtiget; und haben dannoch durch ſothane Mittel den Grimmen der boͤſen Begirden ſchwaͤrlich daͤmpffen koͤnnen. Dieſe Lilien zu erhalten/ hat eine heilige Abtiſſin ſich in ſtaͤtem Faſten und Wachen geuͤbet/ und iſt gleichwohl in die dreyzehen Jahr von dieſem Feind ſehr uͤbel geplaget worden. Der H. Pachomius hat gewuͤn- ſchet/ daß er von den wilden Thieren moͤchte zerriſſen werden; weilen er in viertzig jaͤhriger Zeit in der Wuͤſten durch groſſe Strenge deß Lebens dieſes Unthier nit gaͤntzlich hat uͤbermeiſtern koͤnnen; iſt dannoch von ſelbigem auch niemahlen uͤberwunden worden: wie hat ſich der auß einem Haubt-Moͤrder/ nachmahls fromme Einſidler Moyſes nicht bemuͤhet/ zu der vollkommeneu Keuſchheit zu gelangen? indem er geſehen/ daß durch das unerhoͤrte Faſten dieſer Feind nicht weichen wollen; iſt er gantze Nachten zumahlen frey ohne einiges anlehnen auffrecht geſtanden: dieſer Weiß zu leben hat er ſich ſechs Jahr lang alſo gebrauchet/ daß er weder Tag noch Nacht einige Ruhe haben koͤnnen/ ſondern unauffhoͤrlich ſein Gebett zu Gott verrichtet/ und hat gleich- wohl dieſes ſchaͤdliche Fewer zu erloͤſchen nicht vermoͤget. Was haben zu Er- haltung der Jungfraͤwlichen Reinigkeit nicht gethan der H. Vatter Benedi- ctus, Francilcus, und andere unzahlbare; deren herrliche Thaten/ weilen faſt jederman bekandt ſeynd; als wollen wir nur dieſes eintzige von unſerm ſeligen Joanne Bono noch anziehen: dieſer hat zur Erloͤſchung der hitzig-brennenden Flammen ein auff dem Feld gewachſenes Rohr in viele ſehr ſcharff und ſpi- tzige Stuͤcklein zerſchnitten/ ſelbige hat er zwiſchen die Naͤgelgelegt/ und die Fingern ſo hefftig auff einen Stein getruͤcket/ daßdieſe ſpitzige Rohr-Stuͤck- lein zu den Fingern zumahlen hinein gewichen: die Schmertzen/ ſo von dieſer That entſtanden/ ſeynd ſo grauſamb geweſen/ daß er drey Tag lang halb todt gelegen iſt: daß aber ſolcher ungemeine Eyffer der Keuſchheit dem Stiffter derſelben gefallen/ hat ihn Gott ſelbſt mit dieſen Worten verſichert: weilen du/ mein lieber Joannes/ wohl haſt angefangen/ ſo ſolſt du auch alſo verharren/ und gleich wie du dich den Verſuchungen dapffer widerſetzt haſt/ alſo wirſt du hinfuͤhro von denſelben befreyet ſeyn: nach dieſem iſt der wackere Fechter von ſeinen Wunden geneſen und auffgeſtarden. S. Anto- nin. p. 3. Hiſtor. tir. 24. c. 13. Hiſtoria. 4. Noch eines mehrern hat ſich unternommen die H. Euphraſia von Antio. chia, ſo lieber hat wollen das Leben/ als die Lilien verliehren; da ſie dann von ei- nem Soldaten gefangen worden/ und keine Außflucht erſehen koͤnnen; hat ſie demſelben verſprochen/ wann er ihrer verſchoͤnen werde/ eine Kunſt zu lehren/ vermoͤg deren er ſich ſo hart machen koͤnte/ daß ihm im Krieg kein Feind ſchaden moͤchte/ und damit du/ ſagt ſie/ verſichert ſeyeſt/ ſo ſolſt du dieſe Kunſt an mir zum erſten probiren: Euphraſia hat alsbald ihren Halß mit Niceph. c. 10. Hiſtoria. A a 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/215>, abgerufen am 25.11.2024.