Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die vierzehente Geistliche Lection len umbzugehen/ und sie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keinevöllige Besitzung derselben für alle; sondern für einige Zeit und Noth gege- ben wird: davon der gottselige Cassianus schreibet; daß/ wann einer von den Geistlichen zu seiner Zeit auch eine geringschätzige Sach verdorben oder ver- wüstet hätte; derselbig als ein Gelübts-Brecher sehr hart seye gestrafft worden: mit dem Geschirr und andern Haußrath deß Closters seynd sie wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann sie neben dem Außspender/ auch GOTT Rechnung darüber zu geben hätten/ wie sie auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht allein die Geschirr; sondern alles brauchbare gleich dem Zubehör deß Altars tractiren solte. 16. So lasset uns dann/ mein Christliche Seel; der heiligen Armut uns Wie
Die vierzehente Geiſtliche Lection len umbzugehen/ und ſie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keinevoͤllige Beſitzung derſelben fuͤr alle; ſondern fuͤr einige Zeit und Noth gege- ben wird: davon der gottſelige Caſſianus ſchreibet; daß/ wann einer von den Geiſtlichen zu ſeiner Zeit auch eine geringſchaͤtzige Sach verdorben oder ver- wuͤſtet haͤtte; derſelbig als ein Geluͤbts-Brecher ſehr hart ſeye geſtrafft worden: mit dem Geſchirꝛ und andern Haußrath deß Cloſters ſeynd ſie wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann ſie neben dem Außſpender/ auch GOTT Rechnung daruͤber zu geben haͤtten/ wie ſie auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht allein die Geſchirꝛ; ſondern alles brauchbare gleich dem Zubehoͤr deß Altars tractiren ſolte. 16. So laſſet uns dann/ mein Chriſtliche Seel; der heiligen Armut uns Wie
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Die vierzehente Geiſtliche Lection
len umbzugehen/ und ſie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keine
voͤllige Beſitzung derſelben fuͤr alle; ſondern fuͤr einige Zeit und Noth gege-
ben wird: davon der gottſelige Caſſianus ſchreibet; daß/ wann einer von den
Geiſtlichen zu ſeiner Zeit auch eine geringſchaͤtzige Sach verdorben oder ver-
wuͤſtet haͤtte; derſelbig als ein Geluͤbts-Brecher ſehr hart ſeye geſtrafft
worden: mit dem Geſchirꝛ und andern Haußrath deß Cloſters ſeynd ſie
wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann ſie neben dem
Außſpender/ auch GOTT Rechnung daruͤber zu geben haͤtten/ wie ſie
auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht
allein die Geſchirꝛ; ſondern alles brauchbare gleich dem Zubehoͤr deß Altars
tractiren ſolte.
16. So laſſet uns dann/ mein Chriſtliche Seel; der heiligen Armut uns
befleiſſen/ und auch die wenigſte Sachen nicht gering achten; indem wir ſel-
bige gar genau vor dem goͤttlichen Richter zu berechnen haben/ wie auß fol-
gender Erzehlung deß Bouerii zu mercken iſt: Ein geiſtlicher Bruder Nah-
mens Bernardus iſt am End ſeines Lebens mit dem Menſchen-Feind in
einen Streit gerathen/ in welchem er ihme vorgeworffen/ daß er mehr
Wachs-Drath verbrennet/ als die Noth erfordert habe: da nun unter
waͤhrendem Kampff die umbſtehende Bruͤder fuͤr deſſen Heyl die Litanic
gebetten/ hat der Krancke zu den Nahmen der Heiligen/ mit groſſer Beſtuͤr-
tzung deß Gemuͤts nichts anders widerholet/ als dieſe Wort: Tam mo-
dicum, tam modicum, tam modicum: So weniges/ ſo weniges/
ſo weniges: Woruͤber ihn nachmahls ſeine Bruͤder mit Verwun-
derung gefragt/ und zur Antwort bekommen/ wie folget: Jch ſtunde/
ſagt er/ vor dem Gericht/ da dann der hoͤlliſche Anklaͤger auß allen Stuͤck-
lein deß von mir unnuͤtzlich verbrandten Wachs-Drath ein groſſes Pack
zuſammen gemacht/ und mich als einen Ubertretter der heiligen Armut an-
geklaget: weilen ich nun uͤber die hefftige Anklag einer ſolchen Wenig-
keit zum hoͤchſten verwundert ware; als ſchrye ich uͤberlaut/ ſo viel ich konte:
Tam modicum &c. So weniges &c. Laß dir geſagt ſeyn /mein
Chriſtliche Seel/ die Urtheil GOTTES ſeynd ſehr zufoͤrchten/ und
ſonderbahr/ da ſelbige uͤber die Geluͤbten von GOTT geſprochen werden.
Der geiſtreiche P. Otho auß ſelbigem Orden iſt einem guten Freund er-
ſchienen/ und geſagt/ daß er zwarn zur ewigen Seeligkeit gelangt ſeye/
aber nach ſo ſcharffer Erforſchung/ daß er wegen der Kertzen/ ſo er auff
dem heimlichen Gemach brennen laſſen/ habe zu Gericht ſtehen muͤſſen.
Wie
Annal.
Capuc.
1581.
Hiſtoria.
Id. A.
1571.
Hiſtoria.
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