Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vierzehente Geistliche Lection Epist. 34.ad Pau- lin.uneben bey der H. Augustinus/ und sagt: die Fischer haben sich auch erfreuet/ in der Erinnerung dessen/ daß sie auff den Befelch deß Herrn ihre Schiff- lein und Netze/ und sambt denen auch alles verlassen haben/ und dem Herrn gefolgt seynd: und warlich verachtet der jenige alles/ der nicht allein verlasset/ was er hat können haben; sondern auch was er hat haben wollen: diese seynd die Wort deß obgemeldten Heil. Kirchen-Lehrers: es scheinet aber/ daß ein solche Verachtung der irrdischen Dingen einem Geistlichen umb die Werck deß geistlichen Lebens zu verrichten so nöthig seye; als an einem Menschen das Leben zu den gewöhnlichen Ubungen deß Leibs erfordert wird: gleich wie dann nach geendigtem Leben der Mensch sich nicht bewegen kan; also muß der jenige/ so nach abgelegtem weltlichen Leben durch den Eingang zum Closter der Welt abstirbt/ alleseine vorige Wirckungen/ daß ist/ Laster und sonder- bahr die böse Begierden zumahlen verlassen. 8. Hiervon hat dir ein schönes Beyspiel zur Nachfolgung hinter lassen 9. Jn diese Fuß-Stapffen solchen Vorgängers lasset uns ohne Verzug deß
Die Vierzehente Geiſtliche Lection Epiſt. 34.ad Pau- lin.uneben bey der H. Auguſtinus/ und ſagt: die Fiſcher haben ſich auch erfreuet/ in der Erinnerung deſſen/ daß ſie auff den Befelch deß Herrn ihre Schiff- lein und Netze/ und ſambt denen auch alles verlaſſen haben/ und dem Herrn gefolgt ſeynd: und warlich verachtet der jenige alles/ der nicht allein verlaſſet/ was er hat koͤnnen haben; ſondern auch was er hat haben wollen: dieſe ſeynd die Wort deß obgemeldten Heil. Kirchen-Lehrers: es ſcheinet aber/ daß ein ſolche Verachtung der irrdiſchen Dingen einem Geiſtlichen umb die Werck deß geiſtlichen Lebens zu verrichten ſo noͤthig ſeye; als an einem Menſchen das Leben zu den gewoͤhnlichen Ubungen deß Leibs erfordert wird: gleich wie dann nach geendigtem Leben der Menſch ſich nicht bewegen kan; alſo muß der jenige/ ſo nach abgelegtem weltlichen Leben durch den Eingang zum Cloſter der Welt abſtirbt/ alleſeine vorige Wirckungen/ daß iſt/ Laſter und ſonder- bahr die boͤſe Begierden zumahlen verlaſſen. 8. Hiervon hat dir ein ſchoͤnes Beyſpiel zur Nachfolgung hinter laſſen 9. Jn dieſe Fuß-Stapffen ſolchen Vorgaͤngers laſſet uns ohne Verzug deß
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Die Vierzehente Geiſtliche Lection
uneben bey der H. Auguſtinus/ und ſagt: die Fiſcher haben ſich auch erfreuet/
in der Erinnerung deſſen/ daß ſie auff den Befelch deß Herrn ihre Schiff-
lein und Netze/ und ſambt denen auch alles verlaſſen haben/ und dem Herrn
gefolgt ſeynd: und warlich verachtet der jenige alles/ der nicht allein verlaſſet/
was er hat koͤnnen haben; ſondern auch was er hat haben wollen: dieſe ſeynd
die Wort deß obgemeldten Heil. Kirchen-Lehrers: es ſcheinet aber/ daß ein
ſolche Verachtung der irrdiſchen Dingen einem Geiſtlichen umb die Werck
deß geiſtlichen Lebens zu verrichten ſo noͤthig ſeye; als an einem Menſchen
das Leben zu den gewoͤhnlichen Ubungen deß Leibs erfordert wird: gleich wie
dann nach geendigtem Leben der Menſch ſich nicht bewegen kan; alſo muß der
jenige/ ſo nach abgelegtem weltlichen Leben durch den Eingang zum Cloſter
der Welt abſtirbt/ alleſeine vorige Wirckungen/ daß iſt/ Laſter und ſonder-
bahr die boͤſe Begierden zumahlen verlaſſen.
Epiſt. 34.
ad Pau-
lin.
8. Hiervon hat dir ein ſchoͤnes Beyſpiel zur Nachfolgung hinter laſſen
der H. und vollkommene Arſenius: zu dem ein ſicher Edelman von Rom in
die Wuͤſten kommen/ und ihm angekuͤndiget/ daß er von einem ſeiner Ver-
wandten im Todts - Bett zum Erben aller und vieler ſeiner Guͤter ſeye ge-
ſetzet worden; Arſenius aber hat dieſem alſo geantwortet/ und geſagt: wie kan
er mich zum Erben gemacht haben/ weilen ich vor ihm geſtorben bin? mit die-
ſen Worten hat er den Edelman ſambt dem Teſtament abgefertiget/ und gar
nichts angenommen: Ein andermahl/ da nun die groſſe Heiligkeit dieſes er-
wehnten Arſenii auch dem regierenden Kayſer ſeinem geweſenen Lehr-Juͤn-
ger zu Ohren kommen/ und dieſer in Erinnerung der heylſamen von ihm
empfangenen Lehr/ und ſeiner gegen den heiligen Mann veruͤbten Boͤßheit/
ihn ſchrifftlich umb Verzeihung erſuchet/ deſſen Gebett ſich befohlen/ und
ihm den Zoll deß gantzen Koͤnigreichs Ægypten zur Allmuſſen uͤberſchicket;
hat er den Brieff zwarn angeſehen; die Allmuſſen aber zuruͤck geſendet/ und
nicht ſchrifftlich/ ſondern muͤndlich/ und zwarn kuͤrtzlich geantwortet: GOtt
der allen gnaͤdig iſt/ wolle die Baͤnde unſerer Suͤnden auffloͤſen: die Auß-
theilung der Allmuſſen gehet mich nichtan/ dann ich bin jetzt der Welt ab-
geſtorben: ein Todter aber kan anders nichts thuen/ als im Geiſt die ewige
und himmliſche Ding beſchawen: alſo hat er den Geſandten ſeinem Kayſer
wieder geſchicket.
9. Jn dieſe Fuß-Stapffen ſolchen Vorgaͤngers laſſet uns ohne Verzug
eintretten; alle anerbottene Geſchencke der Verwandten und anderer
Freunden verwerffen/ und gedencken; daß dieſe Gaben lauter Angeln
deß
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/200>, abgerufen am 20.07.2024. |