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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Armut
leichtlich können abnehmen/ daß ein sehr grosser Schatz der himmlischen Gü-
tern unter dieser freywilligen Armut verborgen lige; derowegen haben sie
zu Erhaltung dessen alle Reichthumben der Welt verachtet: unter welche
der H. Vatter Augustinus billig zu zehlen ist/ der/ obwohlen ein Bischoff/ hat
dannoch die Armut also geliebet/ daß er vor seinem Todt nichts gehabt/ darü-
ber ein Testament konte gemacht werden: derhalben hat er keine andere Erb-
schafft/ als die freywillige Armut allen seinen Kindern in CHristo hinter-
lassen.

5. Auch hat der H. Amatus diese Tugend so hoch geschätzet/ daß/ da ihnSutius in
vita ejus.

einsmahls sein Bischoff besuchet/ und die eusserste Armut bey selbigem ver-
mercket; und dieser behülfflich beyzuspringen/ eine frey gebige Almus ihme an-
erbotten; hat er selbige anzunehmen sich geweigert; so der Bischoff nachmals
auff dem Altärlein/ an welchem der gedachte H. Mann Meß zu lesen pflegte/
heimblicher Weiß ligen lassen: deß andern Tags sehet Amatus das auff
dem Altar ligende Geld; nimbt es alsbald hinweg/ und wirfft es in einen
tieffen Thal hinunter/ und sagt; GOtt ist mein Theil/ deiner bedarff ich
nicht. Die H. Melania ist auch einsmahls zu dem armen und elenden Hüt-
lein deß H. Einsidlers Ephestionis kommen/ und hat ihm eine reiche Almus-
sen mitgetheilet: der Einsidler aber hat solche nicht wollen annehmen/ und ge-
sagt/ er habe ihrer nicht vonnöthen: die Melania aber hat selbiges Geld in einIdem in
vita S.
Melan.

beystehendes Körblein/ so mit einigem wenigen Saltz versehen/ und der gan-
tze Vorrath deß Eremiten gewesen/ hinein gelegt/ und ist also/ nachdem sie
dessen Gebett sich empfohlen/ darvon gangen: da nun er in seinem Körb-
lein den verborgenen Schatz gefunden/ hat er der Melaniae nachgeeilet/ und
sie gebetten/ sie möchte doch ihr Geld wieder nehmen; und als ihm Melania
diese Bitt abgeschlagen; hat er das Geld in den Fluß geworffen/ und ist wie-
der nach seinem armen Hüttlein gekehret/ damit er der schönen Armuts-
Früchten zu geniessen nicht beraubt werde. Herbey/ herbey ihr heutige saubere
Eremiten/ lehrnet von ewerem Bruder die Armut lieben/ die ihr im Clöster-
lichen Leben gehasset hat. Der Heil. Spiridion hat mit seinem Gebett demIdem in
ejus vita.

Kayser Constantino die verlohrne Gesundheit von GOtt wiederumb er-
halten: derhalben hat er ihm einen ansehnlichen Gold-Schatz verehren wol-
len: da dieses der fromme Alte gesehen/ hat er den Kayser angeredet/ und ge-
sagt/ mein lieber Kayser/ es ist ja eine Unbilligkeit/ daß du solche dir erwiesene
Freundschafft mit Haß und Mißgunst vergeltest: ich hab eine bemühliche
Reiß auff mich genommen/ umb dir zu gehorchen; und nun wilst du mir zur
Belohnung sothaner Mühe Golt geben/ welches da ist ein Ursach alles Bö-
sen?

6. Auff
Y

Von der Armut
leichtlich koͤnnen abnehmen/ daß ein ſehr groſſer Schatz der himmliſchen Guͤ-
tern unter dieſer freywilligen Armut verborgen lige; derowegen haben ſie
zu Erhaltung deſſen alle Reichthumben der Welt verachtet: unter welche
der H. Vatter Auguſtinus billig zu zehlen iſt/ der/ obwohlen ein Biſchoff/ hat
dannoch die Armut alſo geliebet/ daß er vor ſeinem Todt nichts gehabt/ daruͤ-
ber ein Teſtament konte gemacht werden: derhalben hat er keine andere Erb-
ſchafft/ als die freywillige Armut allen ſeinen Kindern in CHriſto hinter-
laſſen.

5. Auch hat der H. Amatus dieſe Tugend ſo hoch geſchaͤtzet/ daß/ da ihnSutius in
vita ejus.

einsmahls ſein Biſchoff beſuchet/ und die euſſerſte Armut bey ſelbigem ver-
mercket; und dieſer behuͤlfflich beyzuſpringen/ eine frey gebige Almus ihme an-
erbotten; hat er ſelbige anzunehmen ſich geweigert; ſo der Biſchoff nachmals
auff dem Altaͤrlein/ an welchem der gedachte H. Mann Meß zu leſen pflegte/
heimblicher Weiß ligen laſſen: deß andern Tags ſehet Amatus das auff
dem Altar ligende Geld; nimbt es alsbald hinweg/ und wirfft es in einen
tieffen Thal hinunter/ und ſagt; GOtt iſt mein Theil/ deiner bedarff ich
nicht. Die H. Melania iſt auch einsmahls zu dem armen und elenden Huͤt-
lein deß H. Einſidlers Epheſtionis kommen/ und hat ihm eine reiche Almuſ-
ſen mitgetheilet: der Einſidler aber hat ſolche nicht wollen annehmen/ und ge-
ſagt/ er habe ihrer nicht vonnoͤthen: die Melania aber hat ſelbiges Geld in einIdem in
vita S.
Melan.

beyſtehendes Koͤrblein/ ſo mit einigem wenigen Saltz verſehen/ und der gan-
tze Vorrath deß Eremiten geweſen/ hinein gelegt/ und iſt alſo/ nachdem ſie
deſſen Gebett ſich empfohlen/ darvon gangen: da nun er in ſeinem Koͤrb-
lein den verborgenen Schatz gefunden/ hat er der Melaniæ nachgeeilet/ und
ſie gebetten/ ſie moͤchte doch ihr Geld wieder nehmen; und als ihm Melania
dieſe Bitt abgeſchlagen; hat er das Geld in den Fluß geworffen/ und iſt wie-
der nach ſeinem armen Huͤttlein gekehret/ damit er der ſchoͤnen Armuts-
Fruͤchten zu genieſſen nicht beraubt werde. Herbey/ herbey ihr heutige ſaubere
Eremiten/ lehrnet von ewerem Bruder die Armut lieben/ die ihr im Cloͤſter-
lichen Leben gehaſſet hat. Der Heil. Spiridion hat mit ſeinem Gebett demIdem in
ejus vita.

Kayſer Conſtantino die verlohrne Geſundheit von GOtt wiederumb er-
halten: derhalben hat er ihm einen anſehnlichen Gold-Schatz verehren wol-
len: da dieſes der fromme Alte geſehen/ hat er den Kayſer angeredet/ und ge-
ſagt/ mein lieber Kayſer/ es iſt ja eine Unbilligkeit/ daß du ſolche dir erwieſene
Freundſchafft mit Haß und Mißgunſt vergelteſt: ich hab eine bemuͤhliche
Reiß auff mich genommen/ umb dir zu gehorchen; und nun wilſt du mir zur
Belohnung ſothaner Muͤhe Golt geben/ welches da iſt ein Urſach alles Boͤ-
ſen?

6. Auff
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[169/0197] Von der Armut leichtlich koͤnnen abnehmen/ daß ein ſehr groſſer Schatz der himmliſchen Guͤ- tern unter dieſer freywilligen Armut verborgen lige; derowegen haben ſie zu Erhaltung deſſen alle Reichthumben der Welt verachtet: unter welche der H. Vatter Auguſtinus billig zu zehlen iſt/ der/ obwohlen ein Biſchoff/ hat dannoch die Armut alſo geliebet/ daß er vor ſeinem Todt nichts gehabt/ daruͤ- ber ein Teſtament konte gemacht werden: derhalben hat er keine andere Erb- ſchafft/ als die freywillige Armut allen ſeinen Kindern in CHriſto hinter- laſſen. 5. Auch hat der H. Amatus dieſe Tugend ſo hoch geſchaͤtzet/ daß/ da ihn einsmahls ſein Biſchoff beſuchet/ und die euſſerſte Armut bey ſelbigem ver- mercket; und dieſer behuͤlfflich beyzuſpringen/ eine frey gebige Almus ihme an- erbotten; hat er ſelbige anzunehmen ſich geweigert; ſo der Biſchoff nachmals auff dem Altaͤrlein/ an welchem der gedachte H. Mann Meß zu leſen pflegte/ heimblicher Weiß ligen laſſen: deß andern Tags ſehet Amatus das auff dem Altar ligende Geld; nimbt es alsbald hinweg/ und wirfft es in einen tieffen Thal hinunter/ und ſagt; GOtt iſt mein Theil/ deiner bedarff ich nicht. Die H. Melania iſt auch einsmahls zu dem armen und elenden Huͤt- lein deß H. Einſidlers Epheſtionis kommen/ und hat ihm eine reiche Almuſ- ſen mitgetheilet: der Einſidler aber hat ſolche nicht wollen annehmen/ und ge- ſagt/ er habe ihrer nicht vonnoͤthen: die Melania aber hat ſelbiges Geld in ein beyſtehendes Koͤrblein/ ſo mit einigem wenigen Saltz verſehen/ und der gan- tze Vorrath deß Eremiten geweſen/ hinein gelegt/ und iſt alſo/ nachdem ſie deſſen Gebett ſich empfohlen/ darvon gangen: da nun er in ſeinem Koͤrb- lein den verborgenen Schatz gefunden/ hat er der Melaniæ nachgeeilet/ und ſie gebetten/ ſie moͤchte doch ihr Geld wieder nehmen; und als ihm Melania dieſe Bitt abgeſchlagen; hat er das Geld in den Fluß geworffen/ und iſt wie- der nach ſeinem armen Huͤttlein gekehret/ damit er der ſchoͤnen Armuts- Fruͤchten zu genieſſen nicht beraubt werde. Herbey/ herbey ihr heutige ſaubere Eremiten/ lehrnet von ewerem Bruder die Armut lieben/ die ihr im Cloͤſter- lichen Leben gehaſſet hat. Der Heil. Spiridion hat mit ſeinem Gebett dem Kayſer Conſtantino die verlohrne Geſundheit von GOtt wiederumb er- halten: derhalben hat er ihm einen anſehnlichen Gold-Schatz verehren wol- len: da dieſes der fromme Alte geſehen/ hat er den Kayſer angeredet/ und ge- ſagt/ mein lieber Kayſer/ es iſt ja eine Unbilligkeit/ daß du ſolche dir erwieſene Freundſchafft mit Haß und Mißgunſt vergelteſt: ich hab eine bemuͤhliche Reiß auff mich genommen/ umb dir zu gehorchen; und nun wilſt du mir zur Belohnung ſothaner Muͤhe Golt geben/ welches da iſt ein Urſach alles Boͤ- ſen? Sutius in vita ejus. Idem in vita S. Melan. Idem in ejus vita. 6. Auff Y

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/197>, abgerufen am 24.11.2024.