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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Dreyzehende Geistliche Lection
tzung der schwären Urtheilen GOttes; und bey allen Geistlichen die Begird
zu den Würden verschwinden möchten; zumahlen vielleicht unter hunderten
und mehr derselben kein eintziger gefunden wird/ so mit diesem gottseeligen
Obern und Geistlichen kan verglichen werden: fliehe du Sorg zu tragen für
andere/ wie dir der H. Apostel Jacobus gerathen hat/ und der weise Mann
Eccl. 7. v.
4.
dich abermahl ermahnet mit diesen Worten: Begehre keine Herr-
schafft von dem Herrn/ noch vom König den Stuhl der
Ehren.
Was gedüncket dich? wann der Cain so seharff gerichtet worden
Gen. 4. v.
4.
ist wegen eines Menschen Entleibung/ da er sagte: Bin ich dann mei-
nes Bruders Huter?
wie viel harter wird dann nicht von GOtt herge-
nommen werden so vieler Unterthanen Entseelung/ so alle Rach über ihren
Vorstcher bey dem unbestochenen Richter schreyen werden? und dahero ver-
mercket der weise Mann/ daß es vielen Ehrsüchtigen also ergehe/ und sagt:
Eccle. 8.
v.
9.
Es herschet bißweilen ein Mensch uber den andern zu sei-
nem Vngluck:
Warumb aber das? weilen/ sagen die Dollmetscher/ das
Blut der Unterthanen wird von seiner Hand gefordert werden.

c. 34. v. 2.

17. Dahero rufft der Herr auß dem Mund deß Propheten: Wehe den
Hirten! wehe/ wehe den Hirten Jsrael:
Diese Betrohung aber
gehet nicht allein die Ehrgeitzige/ sondern auch die jenige an/ so rechtmässig
Ibid.erwählet/ und von Gott beruffen seynd; wann sie nemblich nicht die
Heerde/ sondern sich selbst weiden: wann sie das verworf-
fene nicht herbey fuhren; und das verlohrne nicht suchen/
das zerbrochene nichtverbinden/ und das schwache nicht
stärcken:
dieser Meinung unterschreibt sich auch der Heil. Chrysostomus
mit diesem Zusatz: wann einige auß Noth zur Vorstehung gezwungen wer-
den diese mögen keine Außflucht noch Entschuldigung finden über ihre nach-
lässige Regierung: wie viel weniger können dann die jenige sich entschuldi-
gen/ so den Vorzug mit Mühe und Arbeit gesucht haben? dieses haben mit
geziemendem Ernst so viele H. Männer gar reifflich erwogen/ derowegen sit
sothane Würden oder geflohen/ oder durch Zwang und Drang müssen an-
nehmen/ oder haben sich der gehabten Ehren enteussert; wie oben gemeldet ist:
diese folge du/ mein Christliche Seel/ und folge den Rath deß H. Geistes/ so
wirst du nicht fehlen: bewaffne dich mit der Flucht gegen diesen deinen Feind/
damit du das erschröckliche Gericht deß gerechten Richters entfliehest; und
wie wirds möglich seyn/ daß du für andere Rechnung zu geben über dich neh-
mest/ der du für dich allein nicht bestehen kanst?

18. Zum Beschluß dieser Unterrichtung entstehet die Frag; wann/ und
wem es zugelassen seye/ deß jenigen Ambts sich zu unternehmen/ so einem von

dem

Die Dreyzehende Geiſtliche Lection
tzung der ſchwaͤren Urtheilen GOttes; und bey allen Geiſtlichen die Begird
zu den Wuͤrden verſchwinden moͤchten; zumahlen vielleicht unter hunderten
und mehr derſelben kein eintziger gefunden wird/ ſo mit dieſem gottſeeligen
Obern und Geiſtlichen kan verglichen werden: fliehe du Sorg zu tragen fuͤr
andere/ wie dir der H. Apoſtel Jacobus gerathen hat/ und der weiſe Mann
Eccl. 7. v.
4.
dich abermahl ermahnet mit dieſen Worten: Begehre keine Herr-
ſchafft von dem Herrn/ noch vom Koͤnig den Stuhl der
Ehren.
Was geduͤncket dich? wann der Cain ſo ſeharff gerichtet worden
Gen. 4. v.
4.
iſt wegen eines Menſchen Entleibung/ da er ſagte: Bin ich dann mei-
nes Bruders Hůter?
wie viel harter wird dann nicht von GOtt herge-
nommen werden ſo vieler Unterthanen Entſeelung/ ſo alle Rach uͤber ihren
Vorſtcher bey dem unbeſtochenen Richter ſchreyen werden? und dahero ver-
mercket der weiſe Mann/ daß es vielen Ehrſuͤchtigen alſo ergehe/ und ſagt:
Eccle. 8.
v.
9.
Es herſchet bißweilen ein Menſch ůber den andern zu ſei-
nem Vnglůck:
Warumb aber das? weilen/ ſagen die Dollmetſcher/ das
Blut der Unterthanen wird von ſeiner Hand gefordert werden.

c. 34. v. 2.

17. Dahero rufft der Herr auß dem Mund deß Propheten: Wehe den
Hirten! wehe/ wehe den Hirten Jſrael:
Dieſe Betrohung aber
gehet nicht allein die Ehrgeitzige/ ſondern auch die jenige an/ ſo rechtmaͤſſig
Ibid.erwaͤhlet/ und von Gott beruffen ſeynd; wann ſie nemblich nicht die
Heerde/ ſondern ſich ſelbſt weiden: wann ſie das verworf-
fene nicht herbey fůhren; und das verlohrne nicht ſuchen/
das zerbrochene nichtverbinden/ und das ſchwache nicht
ſtaͤrcken:
dieſer Meinung unterſchreibt ſich auch der Heil. Chryſoſtomus
mit dieſem Zuſatz: wann einige auß Noth zur Vorſtehung gezwungen wer-
den dieſe moͤgen keine Außflucht noch Entſchuldigung finden uͤber ihre nach-
laͤſſige Regierung: wie viel weniger koͤnnen dann die jenige ſich entſchuldi-
gen/ ſo den Vorzug mit Muͤhe und Arbeit geſucht haben? dieſes haben mit
geziemendem Ernſt ſo viele H. Maͤnner gar reifflich erwogen/ derowegen ſit
ſothane Wuͤrden oder geflohen/ oder durch Zwang und Drang muͤſſen an-
nehmen/ oder haben ſich der gehabten Ehren enteuſſert; wie oben gemeldet iſt:
dieſe folge du/ mein Chriſtliche Seel/ und folge den Rath deß H. Geiſtes/ ſo
wirſt du nicht fehlen: bewaffne dich mit der Flucht gegen dieſen deinen Feind/
damit du das erſchroͤckliche Gericht deß gerechten Richters entflieheſt; und
wie wirds moͤglich ſeyn/ daß du fuͤr andere Rechnung zu geben uͤber dich neh-
meſt/ der du fuͤr dich allein nicht beſtehen kanſt?

18. Zum Beſchluß dieſer Unterrichtung entſtehet die Frag; wann/ und
wem es zugelaſſen ſeye/ deß jenigen Ambts ſich zu unternehmen/ ſo einem von

dem
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[162/0190] Die Dreyzehende Geiſtliche Lection tzung der ſchwaͤren Urtheilen GOttes; und bey allen Geiſtlichen die Begird zu den Wuͤrden verſchwinden moͤchten; zumahlen vielleicht unter hunderten und mehr derſelben kein eintziger gefunden wird/ ſo mit dieſem gottſeeligen Obern und Geiſtlichen kan verglichen werden: fliehe du Sorg zu tragen fuͤr andere/ wie dir der H. Apoſtel Jacobus gerathen hat/ und der weiſe Mann dich abermahl ermahnet mit dieſen Worten: Begehre keine Herr- ſchafft von dem Herrn/ noch vom Koͤnig den Stuhl der Ehren. Was geduͤncket dich? wann der Cain ſo ſeharff gerichtet worden iſt wegen eines Menſchen Entleibung/ da er ſagte: Bin ich dann mei- nes Bruders Hůter? wie viel harter wird dann nicht von GOtt herge- nommen werden ſo vieler Unterthanen Entſeelung/ ſo alle Rach uͤber ihren Vorſtcher bey dem unbeſtochenen Richter ſchreyen werden? und dahero ver- mercket der weiſe Mann/ daß es vielen Ehrſuͤchtigen alſo ergehe/ und ſagt: Es herſchet bißweilen ein Menſch ůber den andern zu ſei- nem Vnglůck: Warumb aber das? weilen/ ſagen die Dollmetſcher/ das Blut der Unterthanen wird von ſeiner Hand gefordert werden. Eccl. 7. v. 4. Gen. 4. v. 4. Eccle. 8. v. 9. 17. Dahero rufft der Herr auß dem Mund deß Propheten: Wehe den Hirten! wehe/ wehe den Hirten Jſrael: Dieſe Betrohung aber gehet nicht allein die Ehrgeitzige/ ſondern auch die jenige an/ ſo rechtmaͤſſig erwaͤhlet/ und von Gott beruffen ſeynd; wann ſie nemblich nicht die Heerde/ ſondern ſich ſelbſt weiden: wann ſie das verworf- fene nicht herbey fůhren; und das verlohrne nicht ſuchen/ das zerbrochene nichtverbinden/ und das ſchwache nicht ſtaͤrcken: dieſer Meinung unterſchreibt ſich auch der Heil. Chryſoſtomus mit dieſem Zuſatz: wann einige auß Noth zur Vorſtehung gezwungen wer- den dieſe moͤgen keine Außflucht noch Entſchuldigung finden uͤber ihre nach- laͤſſige Regierung: wie viel weniger koͤnnen dann die jenige ſich entſchuldi- gen/ ſo den Vorzug mit Muͤhe und Arbeit geſucht haben? dieſes haben mit geziemendem Ernſt ſo viele H. Maͤnner gar reifflich erwogen/ derowegen ſit ſothane Wuͤrden oder geflohen/ oder durch Zwang und Drang muͤſſen an- nehmen/ oder haben ſich der gehabten Ehren enteuſſert; wie oben gemeldet iſt: dieſe folge du/ mein Chriſtliche Seel/ und folge den Rath deß H. Geiſtes/ ſo wirſt du nicht fehlen: bewaffne dich mit der Flucht gegen dieſen deinen Feind/ damit du das erſchroͤckliche Gericht deß gerechten Richters entflieheſt; und wie wirds moͤglich ſeyn/ daß du fuͤr andere Rechnung zu geben uͤber dich neh- meſt/ der du fuͤr dich allein nicht beſtehen kanſt? Ibid. 18. Zum Beſchluß dieſer Unterrichtung entſtehet die Frag; wann/ und wem es zugelaſſen ſeye/ deß jenigen Ambts ſich zu unternehmen/ ſo einem von dem

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/190>, abgerufen am 25.11.2024.