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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Ehrgeitz.
und sagt: Sehestu nun/ mit was behutsambkeit und grossem Ernst deinIn med.
vitae
Christ. c.

45.

Heyland die Königliche Würden gemeidet hat? er hat uns hierdurch ge-
zeiget/ daß wir auch also thun sollen; dieweilen er nicht seiner/ sondern un-
serenthalben geflohen: zumahlen er wuste/ was ein grosse Vermessenheit
seye/ daß man nach den Ehren trachte: dann dieselbe seynd von den grösten
Stricken/ mit denen der arme Mensch gefangen wird; und die vermögen-
ste Ursachen/ Krafft deren er seine Seeligkeit verspielet. Dieß sagt der Se-
raphische Lehrer: Nicht wenigeren Bericht der so grossen Gefahr hat der-
jenige Einsidler gehabt/ dessen Vätter noch jung von Jahren zum Bi-Historia.
sthumb beruffen worden: derhalben er ihm befohlen/ er solte sich erstlichFaber
Conc. in
fest. S.
Jac. n.
2.

auff einen hohen Tisch/ und hernach auff die Erde legen; aber auff beyden
sich etlichmahl wacker herumbwerffen/ und sehen/ welche dieser zweyen
Weltzungen die sicherste seye. Nach eingenommener solcher Unterwei-
sung hat der gemeldte Jüngling das Bisthumb als ein sehr gefährliges
Werck geflohen: und ist nach dem zeitlichen Leben/ seinem Unterweiser er-
schienen/ hat ihme gedancket/ und gesagt: versichere dich/ mein Vatter/
daß ich jetzt gehörte unter die Zahl der Verdambten/ wann ich gelebt hätte
in dem Chor der Bischoffen O wie wahr ist dann/ das hohe Aembter mit
hunderterley Gefahren umbgeben seyen! Nun wollen wir zu dessen mehrern
Bekräfftigung noch ein anderes dergleichen Exempel hinzusetzen.

12. Der seelige Ganfredus ein Ordens-Geistlicher deß Klosters Claren-Historia.
Arnold.
apud
Discip.
item
March.
Tub. Sa-
cer. Tom.
1. Lect.
5.

thall/ ist zum Bischoff erwählet worden. Er aber hat über solche Würden
sich nicht allein bester Massen entschuldiget/ sondern hat auch deß Pabsten
Eugenii/ und seines Abten/ deß heiligen Bernardi Befelch wegen Anneh-
mung dieses Ambts sich widersetzet. Nicht sehr lang hernach ist er gestor-
ben/ und einen von seinen vertraulichen Geistlichen Brüdern erschienen/
und gesagt: Jch bin seelig worden/ dann die Flucht deß Pasthumbs ist
mir zu meinem ewigen Heil außgeschlagen. Worauff er befragt worden/ ob
ihm der gewiesene Ungehorsamb auch schädlich gewesen seye: hat aber ge-
antwort: nein/ und hinzugesetzt: Wann ich diese Würden hätte angenom-
men/ wäre ich ewig verdammet worden: und (so grausamblich ist zu hö-
ren) so weit ist es kommen mit dem Stand der Kirchen; daß sie nicht wür-
dig seye/ als von bösen Bischoffen regiert zu werden. O entsetzliche Tieffe
der Urtheilen GOttes! billig muß hierüber sich förchten/ erschrecken und
erbleichen die Obrigkeit. Keiner wird dieses hören und glauben/ und dan-
noch nicht suchen seines Ambs Lasts enthoben zu werden. Ein jeder! so

dieses
U 3

Von dem Ehrgeitz.
und ſagt: Seheſtu nun/ mit was behutſambkeit und groſſem Ernſt deinIn med.
vitæ
Chriſt. c.

45.

Heyland die Koͤnigliche Wuͤrden gemeidet hat? er hat uns hierdurch ge-
zeiget/ daß wir auch alſo thun ſollen; dieweilen er nicht ſeiner/ ſondern un-
ſerenthalben geflohen: zumahlen er wuſte/ was ein groſſe Vermeſſenheit
ſeye/ daß man nach den Ehren trachte: dann dieſelbe ſeynd von den groͤſten
Stricken/ mit denen der arme Menſch gefangen wird; und die vermoͤgen-
ſte Urſachen/ Krafft deren er ſeine Seeligkeit verſpielet. Dieß ſagt der Se-
raphiſche Lehrer: Nicht wenigeren Bericht der ſo groſſen Gefahr hat der-
jenige Einſidler gehabt/ deſſen Vaͤtter noch jung von Jahren zum Bi-Hiſtoria.
ſthumb beruffen worden: derhalben er ihm befohlen/ er ſolte ſich erſtlichFaber
Conc. in
feſt. S.
Jac. n.
2.

auff einen hohen Tiſch/ und hernach auff die Erde legen; aber auff beyden
ſich etlichmahl wacker herumbwerffen/ und ſehen/ welche dieſer zweyen
Weltzungen die ſicherſte ſeye. Nach eingenommener ſolcher Unterwei-
ſung hat der gemeldte Juͤngling das Biſthumb als ein ſehr gefaͤhrliges
Werck geflohen: und iſt nach dem zeitlichen Leben/ ſeinem Unterweiſer er-
ſchienen/ hat ihme gedancket/ und geſagt: verſichere dich/ mein Vatter/
daß ich jetzt gehoͤrte unter die Zahl der Verdambten/ wann ich gelebt haͤtte
in dem Chor der Biſchoffen O wie wahr iſt dann/ das hohe Aembter mit
hunderterley Gefahren umbgeben ſeyen! Nun wollen wir zu deſſen mehrern
Bekraͤfftigung noch ein anderes dergleichen Exempel hinzuſetzen.

12. Der ſeelige Ganfredus ein Ordens-Geiſtlicher deß Kloſters Claren-Hiſtoria.
Arnold.
apud
Diſcip.
item
March.
Tub. Sa-
cer. Tom.
1. Lect.
5.

thall/ iſt zum Biſchoff erwaͤhlet worden. Er aber hat uͤber ſolche Wuͤrden
ſich nicht allein beſter Maſſen entſchuldiget/ ſondern hat auch deß Pabſten
Eugenii/ und ſeines Abten/ deß heiligen Bernardi Befelch wegen Anneh-
mung dieſes Ambts ſich widerſetzet. Nicht ſehr lang hernach iſt er geſtor-
ben/ und einen von ſeinen vertraulichen Geiſtlichen Bruͤdern erſchienen/
und geſagt: Jch bin ſeelig worden/ dann die Flucht deß Paſthumbs iſt
mir zu meinem ewigen Heil außgeſchlagen. Worauff er befragt worden/ ob
ihm der gewieſene Ungehorſamb auch ſchaͤdlich geweſen ſeye: hat aber ge-
antwort: nein/ und hinzugeſetzt: Wann ich dieſe Wuͤrden haͤtte angenom-
men/ waͤre ich ewig verdammet worden: und (ſo grauſamblich iſt zu hoͤ-
ren) ſo weit iſt es kommen mit dem Stand der Kirchen; daß ſie nicht wuͤr-
dig ſeye/ als von boͤſen Biſchoffen regiert zu werden. O entſetzliche Tieffe
der Urtheilen GOttes! billig muß hieruͤber ſich foͤrchten/ erſchrecken und
erbleichen die Obrigkeit. Keiner wird dieſes hoͤren und glauben/ und dan-
noch nicht ſuchen ſeines Ambs Laſts enthoben zu werden. Ein jeder! ſo

dieſes
U 3
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[157/0185] Von dem Ehrgeitz. und ſagt: Seheſtu nun/ mit was behutſambkeit und groſſem Ernſt dein Heyland die Koͤnigliche Wuͤrden gemeidet hat? er hat uns hierdurch ge- zeiget/ daß wir auch alſo thun ſollen; dieweilen er nicht ſeiner/ ſondern un- ſerenthalben geflohen: zumahlen er wuſte/ was ein groſſe Vermeſſenheit ſeye/ daß man nach den Ehren trachte: dann dieſelbe ſeynd von den groͤſten Stricken/ mit denen der arme Menſch gefangen wird; und die vermoͤgen- ſte Urſachen/ Krafft deren er ſeine Seeligkeit verſpielet. Dieß ſagt der Se- raphiſche Lehrer: Nicht wenigeren Bericht der ſo groſſen Gefahr hat der- jenige Einſidler gehabt/ deſſen Vaͤtter noch jung von Jahren zum Bi- ſthumb beruffen worden: derhalben er ihm befohlen/ er ſolte ſich erſtlich auff einen hohen Tiſch/ und hernach auff die Erde legen; aber auff beyden ſich etlichmahl wacker herumbwerffen/ und ſehen/ welche dieſer zweyen Weltzungen die ſicherſte ſeye. Nach eingenommener ſolcher Unterwei- ſung hat der gemeldte Juͤngling das Biſthumb als ein ſehr gefaͤhrliges Werck geflohen: und iſt nach dem zeitlichen Leben/ ſeinem Unterweiſer er- ſchienen/ hat ihme gedancket/ und geſagt: verſichere dich/ mein Vatter/ daß ich jetzt gehoͤrte unter die Zahl der Verdambten/ wann ich gelebt haͤtte in dem Chor der Biſchoffen O wie wahr iſt dann/ das hohe Aembter mit hunderterley Gefahren umbgeben ſeyen! Nun wollen wir zu deſſen mehrern Bekraͤfftigung noch ein anderes dergleichen Exempel hinzuſetzen. In med. vitæ Chriſt. c. 45. Hiſtoria. Faber Conc. in feſt. S. Jac. n. 2. 12. Der ſeelige Ganfredus ein Ordens-Geiſtlicher deß Kloſters Claren- thall/ iſt zum Biſchoff erwaͤhlet worden. Er aber hat uͤber ſolche Wuͤrden ſich nicht allein beſter Maſſen entſchuldiget/ ſondern hat auch deß Pabſten Eugenii/ und ſeines Abten/ deß heiligen Bernardi Befelch wegen Anneh- mung dieſes Ambts ſich widerſetzet. Nicht ſehr lang hernach iſt er geſtor- ben/ und einen von ſeinen vertraulichen Geiſtlichen Bruͤdern erſchienen/ und geſagt: Jch bin ſeelig worden/ dann die Flucht deß Paſthumbs iſt mir zu meinem ewigen Heil außgeſchlagen. Worauff er befragt worden/ ob ihm der gewieſene Ungehorſamb auch ſchaͤdlich geweſen ſeye: hat aber ge- antwort: nein/ und hinzugeſetzt: Wann ich dieſe Wuͤrden haͤtte angenom- men/ waͤre ich ewig verdammet worden: und (ſo grauſamblich iſt zu hoͤ- ren) ſo weit iſt es kommen mit dem Stand der Kirchen; daß ſie nicht wuͤr- dig ſeye/ als von boͤſen Biſchoffen regiert zu werden. O entſetzliche Tieffe der Urtheilen GOttes! billig muß hieruͤber ſich foͤrchten/ erſchrecken und erbleichen die Obrigkeit. Keiner wird dieſes hoͤren und glauben/ und dan- noch nicht ſuchen ſeines Ambs Laſts enthoben zu werden. Ein jeder! ſo dieſes Hiſtoria. Arnold. apud Diſcip. item March. Tub. Sa- cer. Tom. 1. Lect. 5. U 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/185>, abgerufen am 25.11.2024.