Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Verleumdung oder Ehrabschneidung. von ihme zu reden/ so schweige auch das Böse/ so dir vielleicht bekandt ist:Dieses hat der Heil. Vatter Augustinus nicht allein allezeit nach seiner Be-Possidon in vita. 22. kehrung selbst unsträfflich gehalten; sondern andere zur Verschönung der Ehren ihres neben-Menschen unauff hörlich angetrieben: und damit er seine Gäst von überflüssigen und schädlichen Reden und Verleumbderungen ab- halten möchte; hat er ober halb deß Tischs diesen Vers schreiben lassen. Den die Bößheit wird verleiten/ Seinen Nechsten zu verleumbden; Deme soll zu allen Zeiten Dieser Tisch verbotten seyn. Allen Fleiß hat dieser heil. Vatter angewendet/ daß der obgesetzte Spruch 5. Wie viel aber dergleichen Sünder/ so von GOtt ihres Verbrechens der- O 2
Von der Verleumdung oder Ehrabſchneidung. von ihme zu reden/ ſo ſchweige auch das Boͤſe/ ſo dir vielleicht bekandt iſt:Dieſes hat der Heil. Vatter Auguſtinus nicht allein allezeit nach ſeiner Be-Poſſidon in vita. 22. kehrung ſelbſt unſtraͤfflich gehalten; ſondern andere zur Verſchoͤnung der Ehren ihres neben-Menſchen unauff hoͤrlich angetrieben: und damit er ſeine Gaͤſt von uͤberfluͤſſigen und ſchaͤdlichen Reden und Verleumbderungen ab- halten moͤchte; hat er ober halb deß Tiſchs dieſen Vers ſchreiben laſſen. Den die Boͤßheit wird verleiten/ Seinen Nechſten zu verleumbden; Deme ſoll zu allen Zeiten Dieſer Tiſch verbotten ſeyn. Allen Fleiß hat dieſer heil. Vatter angewendet/ daß der obgeſetzte Spruch 5. Wie viel aber dergleichen Suͤnder/ ſo von GOtt ihres Verbrechens der- O 2
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Von der Verleumdung oder Ehrabſchneidung.
von ihme zu reden/ ſo ſchweige auch das Boͤſe/ ſo dir vielleicht bekandt iſt:
Dieſes hat der Heil. Vatter Auguſtinus nicht allein allezeit nach ſeiner Be-
kehrung ſelbſt unſtraͤfflich gehalten; ſondern andere zur Verſchoͤnung der
Ehren ihres neben-Menſchen unauff hoͤrlich angetrieben: und damit er ſeine
Gaͤſt von uͤberfluͤſſigen und ſchaͤdlichen Reden und Verleumbderungen ab-
halten moͤchte; hat er ober halb deß Tiſchs dieſen Vers ſchreiben laſſen.
Poſſidon
in vita.
22.
Den die Boͤßheit wird verleiten/
Seinen Nechſten zu verleumbden;
Deme ſoll zu allen Zeiten
Dieſer Tiſch verbotten ſeyn.
Allen Fleiß hat dieſer heil. Vatter angewendet/ daß der obgeſetzte Spruch
beſter maſſen gehalten wuͤrde; ſo gar/ daß er auch einsmahls einigen Biſchof-
fen/ wiewohl ſeinen ſehr geheimen Freunden/ dieweilen ſie von andern uͤbel
geredet; an oͤffentlicher Tafel mit dieſen Worten zugeſprochen: Oder wir
muͤſſen den oben dieſer Tafel geſchriebenen Befelch vernichtigen/ oder wir
muͤſſen von hinnen gehen: Jmgleichen hat der Heil. Joannes Eleemoſyna-
rius verbotten/ auch die jenige zu urtheilen/ ſo da oͤffentlich ſuͤndigten: dann
ſagt er/ es kan ſeyn/ daß ſie ihren Fehler durch die Bußfertigkeit ſchon erken-
net haben; und deßwegen iſt es eine ungerechte Sach/ daß der Menſch
das jenige muthwilliger Weiß urtheile/ und durch die Zaͤhn ziehe/ was von
Gott ſelbſten ſchon verziehen iſt.
Faber in
Conc. 6.
Dom. 6.
poſt
Pent.
5. Wie viel aber dergleichen Suͤnder/ ſo von GOtt ihres Verbrechens
Nachlaſſung wuͤrcklich erhalten/ werden dannoch freventlicher Weiß von
uns gerichtet/ als wann ſie dieſe ihre Miſſethaten im geringſten nicht bewei-
net/ noch gebeſſert haͤtten! Ein jeder ſchawe fleiſſig zu/ daß ihm nicht wider-
fahre/ was jener Clerch oder welt Geiſtliche von ihm ſelbſten nach ſeinem
Todt bezeuget hat: dieſer hat in ſeinen Leb - Zeiten keine Gelegenheit den
Nechſten zu laͤſtern verſaumet; derhalben iſt er ſeinem Geſellen verſproche-
ner maſſen in einer ſo erſchroͤcklichen Geſtalt mit Fewer umbgeben erſchie-
nen/ daß dieſer auß Forcht und Grewel zur Erden gefallen; der dann nach-
mahls wiederumb zu Kraͤfften kommen/ ſich erkuͤhnet und gefragt; wo ihm
ſein loß waͤre hingefallen/ in das Feeg-Feuer/ oder in die Hoͤlle? in Ewigkeit/
antwortet der Geiſt/ in Ewigkeit/ ach! in Ewigkeit bin ich durch das gerechte
Urtheil GOTTES verdammet/ weilen alle/ denen ich die Ehr jemahlen
abgeſchnitten/ ſeynd erſchienen/ da ich vor dem Richter umb Rechen-
ſchafft zu geben geſtanden/ und haben mich groͤblich angeklaget;
der-
In ſpecul
Exempl.
Hiſtoria.
O 2
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