Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas ein Dieb Geistlicher Güter. heilig geschlossen worden/ daßdurch Geistliche Güter die Freund-schafft nit solle bereicht werden: Ne ex redditibus Ecclesiae studeat quis consanguineos & famliares augere, cunapo- stolorum Canones prohibeant, ne res ecclesiasticas, quae Trid. sess 25. c. 1. de Reform. Dei sunt, consanguineis donent. Ob zwar hierinnsalls die Theologi unterschiedliche Meynungen auf die Bahn bringen/ ja auch einige sich hören lassen/ daß die Geistliche Einkommen auch den Anverwandten können zu Theil werden/ so ist doch wahr/ daß Adriano der vierdte/ Leo der eylffte/ Urban9 der siebende/ In- nocentius der eylffte Röm. Pabst/ nachdem sie zu diesen höch- sten Dignitäten seynd erhebt worden/ nichts haben wollen wissen um ihre Freundschafft. Andernfals aber weiß man auch/ daß Maria die übergebenedeyte Mutter GOttes seye vor allen an- dern ihrer Befreundin und Baaß Elisabeth an die Hand gangen. Wann demnnch ein reicher und wohlhabender Geistlicher schul- dig ist den Armen zu helffen/ warumben nit ehender seinen ar- men Befreundin? Helffen ist recht/ aber reich machen ist ein an- ders. Gesetzt nun mein geschwätziger Smalophile, es seynd etliche Geistliche anzutreffen/ welche ihre reiche Mittel und Hab- schafften/ übel anwenden/ soll man dann derenthalten der gantzen Clerisey und Geistlichkeit die Säck raumen? wie manchesmahl thut man den Wein mißbrauchen/ soll man dann darumben allen Fäffern den Boden einschlagen? es mögen dich die Reichthumen der Geistlichen in die Augen stechen noch so starck/ so mustu doch wissen/ daß GOtt nit will/ das seinen Geistlichen ein Haar soll verwend werden/ viel weniger ein Heller. Ein sehr mächtiger Cavalier und Hof-Minister in Franck- ser
Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. heilig geſchloſſen worden/ daßdurch Geiſtliche Guͤter die Freund-ſchafft nit ſolle bereicht werden: Ne ex redditibus Eccleſiæ ſtudeat quis conſanguineos & famliares augere, cũapo- ſtolorum Canones prohibeant, ne res eccleſiaſticas, quæ Trid. ſeſſ 25. c. 1. de Reform. Dei ſunt, conſanguineis donent. Ob zwar hierinnſalls die Theologi unterſchiedliche Meynungen auf die Bahn bringen/ ja auch einige ſich hoͤren laſſen/ daß die Geiſtliche Einkom̃en auch den Anverwandten koͤnnen zu Theil werden/ ſo iſt doch wahr/ daß Adriano der vierdte/ Leo der eylffte/ Urban9 der ſiebende/ In- nocentius der eylffte Roͤm. Pabſt/ nachdem ſie zu dieſen hoͤch- ſten Dignitaͤten ſeynd erhebt worden/ nichts haben wollen wiſſen um ihre Freundſchafft. Andernfals aber weiß man auch/ daß Maria die uͤbergebenedeyte Mutter GOttes ſeye vor allen an- dern ihrer Befreundin und Baaß Eliſabeth an die Hand gangen. Wann demnnch ein reicher und wohlhabender Geiſtlicher ſchul- dig iſt den Armen zu helffen/ warumben nit ehender ſeinen ar- men Befreundin? Helffen iſt recht/ aber reich machen iſt ein an- ders. Geſetzt nun mein geſchwaͤtziger Smalophile, es ſeynd etliche Geiſtliche anzutreffen/ welche ihre reiche Mittel und Hab- ſchafften/ uͤbel anwenden/ ſoll man dann derenthalten der gantzen Cleriſey und Geiſtlichkeit die Saͤck raumen? wie manchesmahl thut man den Wein mißbrauchen/ ſoll man dann darumben allen Faͤffern den Boden einſchlagen? es moͤgen dich die Reichthumen der Geiſtlichen in die Augen ſtechen noch ſo ſtarck/ ſo muſtu doch wiſſen/ daß GOtt nit will/ das ſeinen Geiſtlichen ein Haar ſoll verwend werden/ viel weniger ein Heller. Ein ſehr maͤchtiger Cavalier und Hof-Miniſter in Franck- ſer
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Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
heilig geſchloſſen worden/ daßdurch Geiſtliche Guͤter die Freund-
ſchafft nit ſolle bereicht werden: Ne ex redditibus Eccleſiæ
ſtudeat quis conſanguineos & famliares augere, cũapo-
ſtolorum Canones prohibeant, ne res eccleſiaſticas, quæ
Dei ſunt, conſanguineis donent. Ob zwar hierinnſalls die
Theologi unterſchiedliche Meynungen auf die Bahn bringen/
ja auch einige ſich hoͤren laſſen/ daß die Geiſtliche Einkom̃en auch
den Anverwandten koͤnnen zu Theil werden/ ſo iſt doch wahr/ daß
Adriano der vierdte/ Leo der eylffte/ Urban9 der ſiebende/ In-
nocentius der eylffte Roͤm. Pabſt/ nachdem ſie zu dieſen hoͤch-
ſten Dignitaͤten ſeynd erhebt worden/ nichts haben wollen wiſſen
um ihre Freundſchafft. Andernfals aber weiß man auch/ daß
Maria die uͤbergebenedeyte Mutter GOttes ſeye vor allen an-
dern ihrer Befreundin und Baaß Eliſabeth an die Hand gangen.
Wann demnnch ein reicher und wohlhabender Geiſtlicher ſchul-
dig iſt den Armen zu helffen/ warumben nit ehender ſeinen ar-
men Befreundin? Helffen iſt recht/ aber reich machen iſt ein an-
ders. Geſetzt nun mein geſchwaͤtziger Smalophile, es ſeynd
etliche Geiſtliche anzutreffen/ welche ihre reiche Mittel und Hab-
ſchafften/ uͤbel anwenden/ ſoll man dann derenthalten der gantzen
Cleriſey und Geiſtlichkeit die Saͤck raumen? wie manchesmahl
thut man den Wein mißbrauchen/ ſoll man dann darumben allen
Faͤffern den Boden einſchlagen? es moͤgen dich die Reichthumen
der Geiſtlichen in die Augen ſtechen noch ſo ſtarck/ ſo muſtu doch
wiſſen/ daß GOtt nit will/ das ſeinen Geiſtlichen ein Haar ſoll
verwend werden/ viel weniger ein Heller.
Ein ſehr maͤchtiger Cavalier und Hof-Miniſter in Franck-
reich hatte ein lange Zeir ein ſchweren Zanck mit einem Bene-
dictiner Abbten/ wegen etlicher dem Cloſter rechtmaͤſſig zugehoͤ-
riger Guͤter: Ja die Sach iſt endlich in ſolche Weitlaͤufftigkeit
ansgebrochen/ daß obbedachter Edelmann mit bewaffneter Hand
den Abbten anzugreiffen beſchloſſen/ wie er dann bereits mit groſ-
ſer
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