Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas ein Dieb Geistlicher Güter. stattliches Panquet an/ worbey der höchste Adel/ das vornehm-ste Frauen-Zimmer/ und ein grosse Menge der Kebs-Weiber er- schienen. Nachdeme nun der Wein dem König in den Kopff gestiegen/ hat er alsobald den Befehl ertheilt/ man solle alle gul- dene und silberne Geschirr/ die sein Vatter aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt/ herbey bringen/ und dar aus alle gegenwärti- ge Gäst wacker Bescheid thun. Aber GOttes Straff kundte nicht lang ausbleiben/ in Ansehung deß grossen Kirchen-Raubs; dann obschon besagter König solchen Kirchen-Schatz nicht ge- raubt/ sondern nur sein Vatter: weil er aber diesen unrechtmässig behalten/ und nit wiederumb dem Tempel erstattet/ also ist er ebenfalls als ein vermessener Kirchen-Rauber beschuldiget wor- den/ und folgsam der Göttlichen Raach unterworffen: massen noch bey währender dieser Mahlzeit ein Hand ohne Armb an der Wand erschienen/ und ihme den Untergang angedeut/ so noch in selbiger Nacht vollzogen worden; dann etliche Stund hernach die Persianer mit grosser Macht die Stadt Babylon eingenom- men/ erstbenannten König erwürget/ alles Frauen-Zimmer nie- dergehaut/ Fürsten und Grandes gefangen genommen/ und folgsam das gantze Königreich in frembde Händ gerathen. Sol- che Straff verdiente der Kirchen-Raub. Wie Petrus sammt wenig andern auf dem Befehl Chri- Hey- H 2
Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. ſtattliches Panquet an/ worbey der hoͤchſte Adel/ das vornehm-ſte Frauen-Zimmer/ und ein groſſe Menge der Kebs-Weiber er- ſchienen. Nachdeme nun der Wein dem Koͤnig in den Kopff geſtiegen/ hat er alſobald den Befehl ertheilt/ man ſolle alle gul- dene und ſilberne Geſchirꝛ/ die ſein Vatter aus dem Tempel zu Jeruſalem geraubt/ herbey bringen/ und dar aus alle gegenwaͤrti- ge Gaͤſt wacker Beſcheid thun. Aber GOttes Straff kundte nicht lang ausbleiben/ in Anſehung deß groſſen Kirchen-Raubs; dann obſchon beſagter Koͤnig ſolchen Kirchen-Schatz nicht ge- raubt/ ſondern nur ſein Vatter: weil er aber dieſen unrechtmaͤſſig behalten/ und nit wiederumb dem Tempel erſtattet/ alſo iſt er ebenfalls als ein vermeſſener Kirchen-Rauber beſchuldiget wor- den/ und folgſam der Goͤttlichen Raach unterworffen: maſſen noch bey waͤhrender dieſer Mahlzeit ein Hand ohne Armb an der Wand erſchienen/ und ihme den Untergang angedeut/ ſo noch in ſelbiger Nacht vollzogen worden; dann etliche Stund hernach die Perſianer mit groſſer Macht die Stadt Babylon eingenom- men/ erſtbenannten Koͤnig erwuͤrget/ alles Frauen-Zimmer nie- dergehaut/ Fuͤrſten und Grandes gefangen genommen/ und folgſam das gantze Koͤnigreich in frembde Haͤnd gerathen. Sol- che Straff verdiente der Kirchen-Raub. Wie Petrus ſammt wenig andern auf dem Befehl Chri- Hey- H 2
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Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
ſtattliches Panquet an/ worbey der hoͤchſte Adel/ das vornehm-
ſte Frauen-Zimmer/ und ein groſſe Menge der Kebs-Weiber er-
ſchienen. Nachdeme nun der Wein dem Koͤnig in den Kopff
geſtiegen/ hat er alſobald den Befehl ertheilt/ man ſolle alle gul-
dene und ſilberne Geſchirꝛ/ die ſein Vatter aus dem Tempel zu
Jeruſalem geraubt/ herbey bringen/ und dar aus alle gegenwaͤrti-
ge Gaͤſt wacker Beſcheid thun. Aber GOttes Straff kundte
nicht lang ausbleiben/ in Anſehung deß groſſen Kirchen-Raubs;
dann obſchon beſagter Koͤnig ſolchen Kirchen-Schatz nicht ge-
raubt/ ſondern nur ſein Vatter: weil er aber dieſen unrechtmaͤſſig
behalten/ und nit wiederumb dem Tempel erſtattet/ alſo iſt er
ebenfalls als ein vermeſſener Kirchen-Rauber beſchuldiget wor-
den/ und folgſam der Goͤttlichen Raach unterworffen: maſſen
noch bey waͤhrender dieſer Mahlzeit ein Hand ohne Armb an
der Wand erſchienen/ und ihme den Untergang angedeut/ ſo noch
in ſelbiger Nacht vollzogen worden; dann etliche Stund hernach
die Perſianer mit groſſer Macht die Stadt Babylon eingenom-
men/ erſtbenannten Koͤnig erwuͤrget/ alles Frauen-Zimmer nie-
dergehaut/ Fuͤrſten und Grandes gefangen genommen/ und
folgſam das gantze Koͤnigreich in frembde Haͤnd gerathen. Sol-
che Straff verdiente der Kirchen-Raub.
Wie Petrus ſammt wenig andern auf dem Befehl Chri-
ſti/ ſo dazumahl gegenwaͤrtig ware/ den groſſen Fiſchzug gethan/
da hat er vermerckt das Netz moͤchte ihme zu ſchwer ſeyn/ und folg-
ſam ohne Lebens-Gefahr nit ablauffen/ weſſenthalben ſie etlichen
andern Fiſcheren/ ſo nit weit von ihnen/ mit den Haͤnden gewun-
cken/ ſie ſollen ihnen diß falls beyſpringen/ und einige Huͤlff lei-
ſten/ annuerunt Socijs, wie kommts aber/ daß ſie nit geſehryen/
oder pfiffen haben/ wie der gleichen Leuth zu thun pflegen? etwan
ſeynd die andere Gehoͤrloß geweſt/ daß nit/ das wol nit: ſondern
ſie haben derentwegen kein Geſchrey gemacht/ noch weniger ein
ungereimtes Pfeiffen vollbracht/ weil ſie gedacht/ daß der glei-
chen Sachen ſich nicht geziemen an einem Ort/ wo der HErꝛ und
Hey-
Luc. 5.
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