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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/

Weil ein grosse Theurung eingefallen/ also muste nothwen-
diger Weis der Jsaac in ein anders Land gehen/ wie er sich dann
Gen. 26.nacher Gerara zu dem Abimelech begeben/ weil aber sein Frau die
Rebecca ein inniglich schönes Weibs Bild ware/ also hat er sol-
che für seine Schwester ausgeben/ aus Forcht/ wann er selbe solt
für sein Weib halten/ daß nicht etwan ein oder der andere saubere
Gesell daselbst/ ihme möchte den Rest geben/ damit sie hernach-
mals er bekommen könte; was ist doch für ein Elend mit einem
Weib/ ist sie schändlich/ wüst und ungestalt/ so möcht einem
selbst darvor grausen ab einem solchen Schmier-Kübel: Jst sie
schön und wolgestalt/ so ist er vor denen Accessisten nicht sicher.
Jndeme sich nun Jsaac eine Zeitlang zu Gerara hat aufgehalten/
da hat der Abimelech zum Fenster hinaus geschaut/ und wahr ge-
nommen/ daß der Jsaac mit seiner Rebecca gantz freundlich ge-
schertzet.

Lyranus schöpsset aus dieser Geschicht eine sittliche Lehr/ und
spricht: daß durch den Jsaac der Geist/ oder die Seel/ durch die
Rebecca aber Caro, das Fleisch/ oder der Leib könne verstanden
werden/ weil diese beede zusammen gehören/ benanntlich Leib und
Seel/ weil sie/ wie Jsaac und Rebecca mit einander hausen müs-
sen/ so gehet es schon hin/ ja es geschicht recht und wol/ wann zu-
weilen der Geist den Leib/ gleichwie Jsaac der Rebecca/ auch schön
thut/ und ihn in etwas liebkoset/ welches da geschicht durch ein
zulässige Ergötzlichkeit.

Wie die Aposteln auf ein Zeit zu unserm HERRN von
ihren Verrichtungen wieder seynd zuruck kommen/ und alles umb-
ständig erzehlet/ was sie guts geschafft haben/ da hat sie unser
Lieber HERR an ein einsames Ort/ wo alles schön grün und an-
nemlich war/ geführet/ und ihnen anbey befohlen/ sie sollen ein
Marc. 6.Weil ruhen/ pausiren/ verschnauffen und sich erquicken: Veni-
te seorsum & requiescite pusillum.
Allzubekannt ist jene Ge-
schicht mit dem Heiligen Evangelisten Joanne/ welcher sich eine
zimliche Zeit in der Wüsten und Einöde aufgehalten/ und daselbst
allerley wnnderbarliche Offenbarungen von GOTT gehabt;

zu
Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/

Weil ein groſſe Theurung eingefallen/ alſo muſte nothwen-
diger Weis der Jſaac in ein anders Land gehen/ wie er ſich dann
Gen. 26.nacher Gerara zu dem Abimelech begeben/ weil aber ſein Frau die
Rebecca ein inniglich ſchoͤnes Weibs Bild ware/ alſo hat er ſol-
che fuͤr ſeine Schweſter ausgeben/ aus Forcht/ wann er ſelbe ſolt
fuͤr ſein Weib halten/ daß nicht etwan ein oder der andere ſaubere
Geſell daſelbſt/ ihme moͤchte den Reſt geben/ damit ſie hernach-
mals er bekommen koͤnte; was iſt doch fuͤr ein Elend mit einem
Weib/ iſt ſie ſchaͤndlich/ wuͤſt und ungeſtalt/ ſo moͤcht einem
ſelbſt darvor grauſen ab einem ſolchen Schmier-Kuͤbel: Jſt ſie
ſchoͤn und wolgeſtalt/ ſo iſt er vor denen Acceſſiſten nicht ſicher.
Jndeme ſich nun Jſaac eine Zeitlang zu Gerara hat aufgehalten/
da hat der Abimelech zum Fenſter hinaus geſchaut/ und wahr ge-
nommen/ daß der Jſaac mit ſeiner Rebecca gantz freundlich ge-
ſchertzet.

Lyranus ſchoͤpſſet aus dieſer Geſchicht eine ſittliche Lehr/ und
ſpricht: daß durch den Jſaac der Geiſt/ oder die Seel/ durch die
Rebecca aber Caro, das Fleiſch/ oder der Leib koͤnne verſtanden
werden/ weil dieſe beede zuſammen gehoͤren/ benanntlich Leib und
Seel/ weil ſie/ wie Jſaac und Rebecca mit einander hauſen muͤſ-
ſen/ ſo gehet es ſchon hin/ ja es geſchicht recht und wol/ wann zu-
weilen der Geiſt den Leib/ gleichwie Jſaac der Rebecca/ auch ſchoͤn
thut/ und ihn in etwas liebkoſet/ welches da geſchicht durch ein
zulaͤſſige Ergoͤtzlichkeit.

Wie die Apoſteln auf ein Zeit zu unſerm HERRN von
ihren Verrichtungen wieder ſeynd zuruck kommen/ und alles umb-
ſtaͤndig erzehlet/ was ſie guts geſchafft haben/ da hat ſie unſer
Lieber HERR an ein einſames Ort/ wo alles ſchoͤn gruͤn und an-
nemlich war/ gefuͤhret/ und ihnen anbey befohlen/ ſie ſollen ein
Marc. 6.Weil ruhen/ pauſiren/ verſchnauffen und ſich erquicken: Veni-
te ſeorſum & requieſcite puſillum.
Allzubekannt iſt jene Ge-
ſchicht mit dem Heiligen Evangeliſten Joanne/ welcher ſich eine
zimliche Zeit in der Wuͤſten und Einoͤde aufgehalten/ und daſelbſt
allerley wnnderbarliche Offenbarungen von GOTT gehabt;

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[436/0448] Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/ Weil ein groſſe Theurung eingefallen/ alſo muſte nothwen- diger Weis der Jſaac in ein anders Land gehen/ wie er ſich dann nacher Gerara zu dem Abimelech begeben/ weil aber ſein Frau die Rebecca ein inniglich ſchoͤnes Weibs Bild ware/ alſo hat er ſol- che fuͤr ſeine Schweſter ausgeben/ aus Forcht/ wann er ſelbe ſolt fuͤr ſein Weib halten/ daß nicht etwan ein oder der andere ſaubere Geſell daſelbſt/ ihme moͤchte den Reſt geben/ damit ſie hernach- mals er bekommen koͤnte; was iſt doch fuͤr ein Elend mit einem Weib/ iſt ſie ſchaͤndlich/ wuͤſt und ungeſtalt/ ſo moͤcht einem ſelbſt darvor grauſen ab einem ſolchen Schmier-Kuͤbel: Jſt ſie ſchoͤn und wolgeſtalt/ ſo iſt er vor denen Acceſſiſten nicht ſicher. Jndeme ſich nun Jſaac eine Zeitlang zu Gerara hat aufgehalten/ da hat der Abimelech zum Fenſter hinaus geſchaut/ und wahr ge- nommen/ daß der Jſaac mit ſeiner Rebecca gantz freundlich ge- ſchertzet. Gen. 26. Lyranus ſchoͤpſſet aus dieſer Geſchicht eine ſittliche Lehr/ und ſpricht: daß durch den Jſaac der Geiſt/ oder die Seel/ durch die Rebecca aber Caro, das Fleiſch/ oder der Leib koͤnne verſtanden werden/ weil dieſe beede zuſammen gehoͤren/ benanntlich Leib und Seel/ weil ſie/ wie Jſaac und Rebecca mit einander hauſen muͤſ- ſen/ ſo gehet es ſchon hin/ ja es geſchicht recht und wol/ wann zu- weilen der Geiſt den Leib/ gleichwie Jſaac der Rebecca/ auch ſchoͤn thut/ und ihn in etwas liebkoſet/ welches da geſchicht durch ein zulaͤſſige Ergoͤtzlichkeit. Wie die Apoſteln auf ein Zeit zu unſerm HERRN von ihren Verrichtungen wieder ſeynd zuruck kommen/ und alles umb- ſtaͤndig erzehlet/ was ſie guts geſchafft haben/ da hat ſie unſer Lieber HERR an ein einſames Ort/ wo alles ſchoͤn gruͤn und an- nemlich war/ gefuͤhret/ und ihnen anbey befohlen/ ſie ſollen ein Weil ruhen/ pauſiren/ verſchnauffen und ſich erquicken: Veni- te ſeorſum & requieſcite puſillum. Allzubekannt iſt jene Ge- ſchicht mit dem Heiligen Evangeliſten Joanne/ welcher ſich eine zimliche Zeit in der Wuͤſten und Einoͤde aufgehalten/ und daſelbſt allerley wnnderbarliche Offenbarungen von GOTT gehabt; zu Marc. 6.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/448>, abgerufen am 05.12.2024.