Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas Jscarioth wegen der Leut ihrer Reden schen Vatters gesessen ist. So weiß ich auch/ daß im altenTestament der grosse Mann Elias durch sondere Göttliche Vor- sichtigkeit ist durch die Raben gespeist worden in der Wüsten/ es ist doch viel/ daß ein Galgen-Vogel so freygebig ist? als aber ein andermal der H. Mann sich muste in die Wüsten reteriren/ wegen Verfolgung der Gottlosen Jezabel/ welche ein rechte Copty von einem Teuffel gewest/ er aber ihr dieser Höllischen Fury von Hertzen verziehen/ da wolt mehrmal ein Rab den Eliam mit Speiß versehen/ aber diesem hat gleich ein Engel vom Himmel auf den Schnabel geschlagen/ und an statt seiner bey dem Elias einen Contralor abgeben/ in Erwögung/ daß der Mann GOttes seiner ärgsten Feindin verziehen/ und sich nicht Lib. 3. Reg. c 19gerächet/ dem sonst gar gern alle Elementen wären an die Hand gangen/ die Bestia zu züchtigen. Es ist sonst bey den Leuten ein Gewonheit zu reden: Ver- Degen
Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden ſchen Vatters geſeſſen iſt. So weiß ich auch/ daß im altenTeſtament der groſſe Mann Elias durch ſondere Goͤttliche Vor- ſichtigkeit iſt durch die Raben geſpeiſt worden in der Wuͤſten/ es iſt doch viel/ daß ein Galgen-Vogel ſo freygebig iſt? als aber ein andermal der H. Mann ſich muſte in die Wuͤſten reteriren/ wegen Verfolgung der Gottloſen Jezabel/ welche ein rechte Copty von einem Teuffel geweſt/ er aber ihr dieſer Hoͤlliſchen Fury von Hertzen verziehen/ da wolt mehrmal ein Rab den Eliam mit Speiß verſehen/ aber dieſem hat gleich ein Engel vom Himmel auf den Schnabel geſchlagen/ und an ſtatt ſeiner bey dem Elias einen Contralor abgeben/ in Erwoͤgung/ daß der Mann GOttes ſeiner aͤrgſten Feindin verziehen/ und ſich nicht Lib. 3. Reg. c 19geraͤchet/ dem ſonſt gar gern alle Elementen waͤren an die Hand gangen/ die Beſtia zu zuͤchtigen. Es iſt ſonſt bey den Leuten ein Gewonheit zu reden: Ver- Degen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0408" n="396"/><fw type="header" place="top">Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden</fw><lb/> ſchen Vatters geſeſſen iſt. So weiß ich auch/ daß im alten<lb/> Teſtament der groſſe Mann <hi rendition="#aq">Elias</hi> durch ſondere Goͤttliche Vor-<lb/> ſichtigkeit iſt durch die Raben geſpeiſt worden in der Wuͤſten/ es<lb/> iſt doch viel/ daß ein Galgen-Vogel ſo freygebig iſt? als aber<lb/> ein andermal der H. Mann ſich muſte in die Wuͤſten <hi rendition="#aq">reteri</hi>ren/<lb/> wegen Verfolgung der Gottloſen Jezabel/ welche ein rechte<lb/> Copty von einem Teuffel geweſt/ er aber ihr dieſer Hoͤlliſchen<lb/> Fury von Hertzen verziehen/ da wolt mehrmal ein Rab den<lb/> Eliam mit Speiß verſehen/ aber dieſem hat gleich ein Engel vom<lb/> Himmel auf den Schnabel geſchlagen/ und an ſtatt ſeiner bey<lb/> dem Elias einen <hi rendition="#aq">Contralor</hi> abgeben/ in Erwoͤgung/ daß der<lb/> Mann GOttes ſeiner aͤrgſten Feindin verziehen/ und ſich nicht<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Lib. 3.<lb/> Reg. c</hi> 19</note>geraͤchet/ dem ſonſt gar gern alle Elementen waͤren an die Hand<lb/> gangen/ die <hi rendition="#aq">Beſtia</hi> zu zuͤchtigen.</p><lb/> <p>Es iſt ſonſt bey den Leuten ein Gewonheit zu reden: Ver-<lb/> zeih mirs GOtt! Jch hab erbaͤrmlich geſcholten/ wie mich der<lb/> Gutſcher umbgeworffen/ und ich wie ein Haas im Pfeffer ge-<lb/> legen/ verzeih mirs GOtt! Verwiechen/ als unſer etliche bey<lb/> einander geweſt/ da hab ich wohl zu viel geſoffen/ verzeih mirs<lb/> GOtt: Vor dieſem weil ich bin juͤnger geweſt/ da hab ich wohl<lb/> allerley Raͤnd angefangen/ und bin bald auf Magdeburg/ bald<lb/> auf Frauenhoffen verreiſt/ verzeih mirs GOtt! Wie ich noch<lb/><hi rendition="#aq">geſtudi</hi>ret hab/ da hab ich zu Graͤtz in der Rauber-Gaſſen ein<lb/><hi rendition="#aq">Condition</hi> gehabt/ daß meinem Herꝛn offt der Beutel iſt aus<lb/> dem Leim gangen/ verzeih mirs GOtt! Die alte Rueppin hat<lb/> mich vor dieſem etwas gelernt/ daß ich mich hauptſaͤchlich gewuſt<lb/> gefroren und veſt zu machen/ verzeih mirs GOtt! Wir wollen<lb/> halt/ daß uns GOtt alle Laſter und begangene Miſſethaten ſoll<lb/> verzeihen/ und wann wir die geringſte Unbild von unſeren<lb/> Naͤchſten leiden/ da muͤſſen alſobald Baſtoni/ und Spadi<lb/> beyhanden ſeyn/ da heiſt es/ ich kan ihm es es nicht verzeihen/<lb/> alle/ alle (es waͤr einer ſchon genug) alle/ alle fuͤhren mich hin/<lb/> wann ich ihm das verzeih/ wo ich ihn erdapp/ da ſtoß ich ihm den<lb/> <fw type="catch" place="bottom">Degen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [396/0408]
Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden
ſchen Vatters geſeſſen iſt. So weiß ich auch/ daß im alten
Teſtament der groſſe Mann Elias durch ſondere Goͤttliche Vor-
ſichtigkeit iſt durch die Raben geſpeiſt worden in der Wuͤſten/ es
iſt doch viel/ daß ein Galgen-Vogel ſo freygebig iſt? als aber
ein andermal der H. Mann ſich muſte in die Wuͤſten reteriren/
wegen Verfolgung der Gottloſen Jezabel/ welche ein rechte
Copty von einem Teuffel geweſt/ er aber ihr dieſer Hoͤlliſchen
Fury von Hertzen verziehen/ da wolt mehrmal ein Rab den
Eliam mit Speiß verſehen/ aber dieſem hat gleich ein Engel vom
Himmel auf den Schnabel geſchlagen/ und an ſtatt ſeiner bey
dem Elias einen Contralor abgeben/ in Erwoͤgung/ daß der
Mann GOttes ſeiner aͤrgſten Feindin verziehen/ und ſich nicht
geraͤchet/ dem ſonſt gar gern alle Elementen waͤren an die Hand
gangen/ die Beſtia zu zuͤchtigen.
Lib. 3.
Reg. c 19
Es iſt ſonſt bey den Leuten ein Gewonheit zu reden: Ver-
zeih mirs GOtt! Jch hab erbaͤrmlich geſcholten/ wie mich der
Gutſcher umbgeworffen/ und ich wie ein Haas im Pfeffer ge-
legen/ verzeih mirs GOtt! Verwiechen/ als unſer etliche bey
einander geweſt/ da hab ich wohl zu viel geſoffen/ verzeih mirs
GOtt: Vor dieſem weil ich bin juͤnger geweſt/ da hab ich wohl
allerley Raͤnd angefangen/ und bin bald auf Magdeburg/ bald
auf Frauenhoffen verreiſt/ verzeih mirs GOtt! Wie ich noch
geſtudiret hab/ da hab ich zu Graͤtz in der Rauber-Gaſſen ein
Condition gehabt/ daß meinem Herꝛn offt der Beutel iſt aus
dem Leim gangen/ verzeih mirs GOtt! Die alte Rueppin hat
mich vor dieſem etwas gelernt/ daß ich mich hauptſaͤchlich gewuſt
gefroren und veſt zu machen/ verzeih mirs GOtt! Wir wollen
halt/ daß uns GOtt alle Laſter und begangene Miſſethaten ſoll
verzeihen/ und wann wir die geringſte Unbild von unſeren
Naͤchſten leiden/ da muͤſſen alſobald Baſtoni/ und Spadi
beyhanden ſeyn/ da heiſt es/ ich kan ihm es es nicht verzeihen/
alle/ alle (es waͤr einer ſchon genug) alle/ alle fuͤhren mich hin/
wann ich ihm das verzeih/ wo ich ihn erdapp/ da ſtoß ich ihm den
Degen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/408 |
Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/408>, abgerufen am 22.07.2024. |