Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Die dreyssig Silberling
und Befreundten; dann sie gar wol wissen/ daß ein Brunn im
Feld/ein Brunn im Garten zwar alles befeuchte aber doch zu
allererst die jenige Pflantzen/ das jenige Graß/ welches ihnen
nahet ist; also/ wann wir mitleydige Christen gegen Männig-
lich ein Barmhertzigkeit tragen/ so ist ja recht/ und rathsam/ daß
wir ehender ein Hülff leisten den jenigen/ die uns nechst anver-
verwandt seynd und an Blut befreund.

Als man einem Gichtbrüchtigen zu unserm HErrn getra-
gen/ und demüthigst ersuchet/ Er wolle doch sich seiner erbar-
men/ und ihme die gewünschte Gesundheit ertheilen/ da hat der
gebenedeyte Heyland solche Gnad auf kein Weiß wollen ab-
schlagen/ sondern ihn alsobald gesund gemacht/ ihme aber an-
bey befohlen/ er soll sein Beth nehmen/ und in sein Hauß ge-
hen. Surge, tolle lectum tuum, & vade in domum tuam.
Warumb aber der HErr JEsus ihme gebotten/ daß er sich
solle nacher Hauß den geraden Weeg begeben/ ware die Ur-
sach/ spricht der Heil. Joan. Chrysostomus in cap. 6. Hom. 30.
damit er den Leuthen daselbst andeute die grosse Wunderwerck
Christi/ und damit sie ihre Jrrthum verlassen/ und an den wah-
ren Messiam glauben. Wann deme doch also/ warumb den
gerathen Weeg nach Hauß und seiner Wohnung? und warum
nicht anderwerts hin? die Ursach ist diese/ weil er doch hat
sollen und wollen den Leuthen etwas Guts thun/ und zu der
Nachfolg des HErrn Christi anfrischen/ so hat es sich gebührt/
daß er geschwind und den gerathen Weeg nach Hauß genom-
men/ dann allda waren seine Befreundte/ seine Anverwandte/
seine Geschwistrige/ seine Bekandte: dann wann sich jemand
der Armen erbarmet/ und ihnen begehrt Hülff zu leisten/ so
ziemt sich/ daß er vor allen andern den Blutfreunden helffe.

Heylig ist/ heylsam ist/ Liebwürdig ist/ Lobwürdig ist/ wann
sich ein Christlicher Mensch der armen Seelen im Fegfeur an-
nimmt/ aber er soll vor allen andern den jenigen Hülff reichen/ die
da in seiner Freundschafft; zu allererst den lieben verstorbenen

Eltern/

Die dreyſſig Silberling
und Befreundten; dann ſie gar wol wiſſen/ daß ein Brunn im
Feld/ein Brunn im Garten zwar alles befeuchte aber doch zu
allererſt die jenige Pflantzen/ das jenige Graß/ welches ihnen
nahet iſt; alſo/ wann wir mitleydige Chriſten gegen Maͤnnig-
lich ein Barmhertzigkeit tragen/ ſo iſt ja recht/ und rathſam/ daß
wir ehender ein Huͤlff leiſten den jenigen/ die uns nechſt anver-
verwandt ſeynd und an Blut befreund.

Als man einem Gichtbruͤchtigen zu unſerm HErꝛn getra-
gen/ und demuͤthigſt erſuchet/ Er wolle doch ſich ſeiner erbar-
men/ und ihme die gewuͤnſchte Geſundheit ertheilen/ da hat der
gebenedeyte Heyland ſolche Gnad auf kein Weiß wollen ab-
ſchlagen/ ſondern ihn alſobald geſund gemacht/ ihme aber an-
bey befohlen/ er ſoll ſein Beth nehmen/ und in ſein Hauß ge-
hen. Surge, tolle lectum tuum, & vade in domum tuam.
Warumb aber der HErr JEſus ihme gebotten/ daß er ſich
ſolle nacher Hauß den geraden Weeg begeben/ ware die Ur-
ſach/ ſpricht der Heil. Joan. Chryſoſtomus in cap. 6. Hom. 30.
damit er den Leuthen daſelbſt andeute die groſſe Wunderwerck
Chriſti/ und damit ſie ihre Jrrthum verlaſſen/ und an den wah-
ren Meſſiam glauben. Wann deme doch alſo/ warumb den
gerathen Weeg nach Hauß und ſeiner Wohnung? und warum
nicht anderwerts hin? die Urſach iſt dieſe/ weil er doch hat
ſollen und wollen den Leuthen etwas Guts thun/ und zu der
Nachfolg des HErꝛn Chriſti anfriſchen/ ſo hat es ſich gebuͤhrt/
daß er geſchwind und den gerathen Weeg nach Hauß genom-
men/ dann allda waren ſeine Befreundte/ ſeine Anverwandte/
ſeine Geſchwiſtrige/ ſeine Bekandte: dann wann ſich jemand
der Armen erbarmet/ und ihnen begehrt Huͤlff zu leiſten/ ſo
ziemt ſich/ daß er vor allen andern den Blutfreunden helffe.

Heylig iſt/ heylſam iſt/ Liebwuͤrdig iſt/ Lobwuͤrdig iſt/ wann
ſich ein Chriſtlicher Menſch der armen Seelen im Fegfeur an-
nim̃t/ aber er ſoll vor allen andern den jenigen Huͤlff reichen/ die
da in ſeiner Freundſchafft; zu allererſt den lieben verſtorbenen

Eltern/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0356" n="344"/><fw type="header" place="top">Die drey&#x017F;&#x017F;ig Silberling</fw><lb/>
und Befreundten; dann &#x017F;ie gar wol wi&#x017F;&#x017F;en/ daß ein Brunn im<lb/>
Feld/ein Brunn im Garten zwar alles befeuchte aber doch zu<lb/>
allerer&#x017F;t die jenige Pflantzen/ das jenige Graß/ welches ihnen<lb/>
nahet i&#x017F;t; al&#x017F;o/ wann wir mitleydige Chri&#x017F;ten gegen Ma&#x0364;nnig-<lb/>
lich ein Barmhertzigkeit tragen/ &#x017F;o i&#x017F;t ja recht/ und rath&#x017F;am/ daß<lb/>
wir ehender ein Hu&#x0364;lff lei&#x017F;ten den jenigen/ die uns nech&#x017F;t anver-<lb/>
verwandt &#x017F;eynd und an Blut befreund.</p><lb/>
          <p>Als man einem Gichtbru&#x0364;chtigen zu un&#x017F;erm HEr&#xA75B;n getra-<lb/>
gen/ und demu&#x0364;thig&#x017F;t er&#x017F;uchet/ Er wolle doch &#x017F;ich &#x017F;einer erbar-<lb/>
men/ und ihme die gewu&#x0364;n&#x017F;chte Ge&#x017F;undheit ertheilen/ da hat der<lb/>
gebenedeyte Heyland &#x017F;olche Gnad auf kein Weiß wollen ab-<lb/>
&#x017F;chlagen/ &#x017F;ondern ihn al&#x017F;obald ge&#x017F;und gemacht/ ihme aber an-<lb/>
bey befohlen/ er &#x017F;oll &#x017F;ein Beth nehmen/ und in &#x017F;ein Hauß ge-<lb/>
hen. <hi rendition="#aq">Surge, tolle lectum tuum, &amp; vade in domum tuam.</hi><lb/>
Warumb aber der HErr JE&#x017F;us ihme gebotten/ daß er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;olle nacher Hauß den geraden Weeg begeben/ ware die <hi rendition="#fr">U</hi>r-<lb/>
&#x017F;ach/ &#x017F;pricht der Heil. <hi rendition="#aq">Joan. Chry&#x017F;o&#x017F;tomus in cap. 6. Hom.</hi> 30.<lb/>
damit er den Leuthen da&#x017F;elb&#x017F;t andeute die gro&#x017F;&#x017F;e Wunderwerck<lb/>
Chri&#x017F;ti/ und damit &#x017F;ie ihre Jrrthum verla&#x017F;&#x017F;en/ und an den wah-<lb/>
ren <hi rendition="#aq">Me&#x017F;&#x017F;iam</hi> glauben. Wann deme doch al&#x017F;o/ warumb den<lb/>
gerathen Weeg nach Hauß und &#x017F;einer Wohnung? und warum<lb/>
nicht anderwerts hin? die <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;ach i&#x017F;t die&#x017F;e/ weil er doch hat<lb/>
&#x017F;ollen und wollen den Leuthen etwas Guts thun/ und zu der<lb/>
Nachfolg des HEr&#xA75B;n Chri&#x017F;ti anfri&#x017F;chen/ &#x017F;o hat es &#x017F;ich gebu&#x0364;hrt/<lb/>
daß er ge&#x017F;chwind und den gerathen Weeg nach Hauß genom-<lb/>
men/ dann allda waren &#x017F;eine Befreundte/ &#x017F;eine Anverwandte/<lb/>
&#x017F;eine Ge&#x017F;chwi&#x017F;trige/ &#x017F;eine Bekandte: dann wann &#x017F;ich jemand<lb/>
der Armen erbarmet/ und ihnen begehrt Hu&#x0364;lff zu lei&#x017F;ten/ &#x017F;o<lb/>
ziemt &#x017F;ich/ daß er vor allen andern den Blutfreunden helffe.</p><lb/>
          <p>Heylig i&#x017F;t/ heyl&#x017F;am i&#x017F;t/ Liebwu&#x0364;rdig i&#x017F;t/ Lobwu&#x0364;rdig i&#x017F;t/ wann<lb/>
&#x017F;ich ein Chri&#x017F;tlicher Men&#x017F;ch der armen Seelen im Fegfeur an-<lb/>
nim&#x0303;t/ aber er &#x017F;oll vor allen andern den jenigen Hu&#x0364;lff reichen/ die<lb/>
da in &#x017F;einer Freund&#x017F;chafft; zu allerer&#x017F;t den lieben ver&#x017F;torbenen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Eltern/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0356] Die dreyſſig Silberling und Befreundten; dann ſie gar wol wiſſen/ daß ein Brunn im Feld/ein Brunn im Garten zwar alles befeuchte aber doch zu allererſt die jenige Pflantzen/ das jenige Graß/ welches ihnen nahet iſt; alſo/ wann wir mitleydige Chriſten gegen Maͤnnig- lich ein Barmhertzigkeit tragen/ ſo iſt ja recht/ und rathſam/ daß wir ehender ein Huͤlff leiſten den jenigen/ die uns nechſt anver- verwandt ſeynd und an Blut befreund. Als man einem Gichtbruͤchtigen zu unſerm HErꝛn getra- gen/ und demuͤthigſt erſuchet/ Er wolle doch ſich ſeiner erbar- men/ und ihme die gewuͤnſchte Geſundheit ertheilen/ da hat der gebenedeyte Heyland ſolche Gnad auf kein Weiß wollen ab- ſchlagen/ ſondern ihn alſobald geſund gemacht/ ihme aber an- bey befohlen/ er ſoll ſein Beth nehmen/ und in ſein Hauß ge- hen. Surge, tolle lectum tuum, & vade in domum tuam. Warumb aber der HErr JEſus ihme gebotten/ daß er ſich ſolle nacher Hauß den geraden Weeg begeben/ ware die Ur- ſach/ ſpricht der Heil. Joan. Chryſoſtomus in cap. 6. Hom. 30. damit er den Leuthen daſelbſt andeute die groſſe Wunderwerck Chriſti/ und damit ſie ihre Jrrthum verlaſſen/ und an den wah- ren Meſſiam glauben. Wann deme doch alſo/ warumb den gerathen Weeg nach Hauß und ſeiner Wohnung? und warum nicht anderwerts hin? die Urſach iſt dieſe/ weil er doch hat ſollen und wollen den Leuthen etwas Guts thun/ und zu der Nachfolg des HErꝛn Chriſti anfriſchen/ ſo hat es ſich gebuͤhrt/ daß er geſchwind und den gerathen Weeg nach Hauß genom- men/ dann allda waren ſeine Befreundte/ ſeine Anverwandte/ ſeine Geſchwiſtrige/ ſeine Bekandte: dann wann ſich jemand der Armen erbarmet/ und ihnen begehrt Huͤlff zu leiſten/ ſo ziemt ſich/ daß er vor allen andern den Blutfreunden helffe. Heylig iſt/ heylſam iſt/ Liebwuͤrdig iſt/ Lobwuͤrdig iſt/ wann ſich ein Chriſtlicher Menſch der armen Seelen im Fegfeur an- nim̃t/ aber er ſoll vor allen andern den jenigen Huͤlff reichen/ die da in ſeiner Freundſchafft; zu allererſt den lieben verſtorbenen Eltern/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/356
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/356>, abgerufen am 05.12.2024.