Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

und giebt es seinem Weib und Kindern.
daß ein solches ungerechtes Gut bey Weib und Kindern und
ferners bey Erben des Hausses beständig verbleibe/ und die gan-
tze Freundschafft hierdurch in gewünschten Wolstand verhar-
re. Was hilfft es dich/ der bethörter Tropff! wann es ihnen
wol gehet/ du aber dessentwegen ewig/ merck es doch umb Got-
tes Willen/ ewig in der Höll brinnen und braten must? Jst es
dir dann ein Trost/ wann dein hinterlassenes Weib in einer herr-
lichen Behaussung wohnt/ du aber in den höllischen Kercker an
gantz glüende Eisen und Ketten angefeßlet bist? ist es dir dann
ein Erquickung/ wann deine Söhn ein stattliches Panquet um
das andere halten/ und das mit Unrecht von dir ersparte Gelt
verschwenderisch anbringen/ du aber mit zerlassenen Pech dei-
nen Schlund must lassen durchbrennen? hilfft es dich dann/
wann dein Tochter Gelt halber zu dinem vornehmen Heyrath
gelangt/ und an jetzt ein Gnädige Frau worden/ dir aber der-
mahlen die Gnad GOttes auff ewig versagt ist? bringt es dann
dir eine Freud/ wann Weib und Kinder im besten zeitlichen
Wolstand seyn/ du aber ewig/ ewig verlohren? O Narren/ die
Weib und Kind halber zum Teuffel fahren!

Deß Tyrannischen Kayfers Nero Frau Mutter/ auß an-
gebohrnem Ehrgeitz hette so gern mögen sehen/ das ihr Sohn
Nero, als Kayser zu Rom kunte herrschen/ derenthalben hat sie
auch die Chaldaeische Wahrsager umb Rath gefragt/ wie daß
ihr Sohn zu diser höchsten Dignitet werde gelangen/ aber sie
werde von ihme ermordet werden. Worauff Agrippina (so
war ihr Nahmen) alsobald in dise Wort außgebrochen: Occi-
det, dummodo imperet.
Lasse gefchehen/ lasse ermorden/
wann er nur promoviert wird. O elende Agrippina! dazu-
mahl seynd dir andere Gedancken eingefallen/ ja du bist so gar
in ein unsinnigen Zorn außgefahren/ wie er dir den blutigen
Todt hat angekündet.

Herr/ ihr müst es mir vergeben/ daß ich etwas zu offenher-
tzig mit euch rede: das Gelt/ welches ihr mit Wucher/ mit

Dieb-
N n 2

und giebt es ſeinem Weib und Kindern.
daß ein ſolches ungerechtes Gut bey Weib und Kindern und
ferners bey Erben des Hauſſes beſtaͤndig verbleibe/ und die gan-
tze Freundſchafft hierdurch in gewuͤnſchten Wolſtand verhar-
re. Was hilfft es dich/ der bethoͤrter Tropff! wann es ihnen
wol gehet/ du aber deſſentwegen ewig/ merck es doch umb Got-
tes Willen/ ewig in der Hoͤll brinnen und braten muſt? Jſt es
dir dañ ein Troſt/ wann dein hinterlaſſenes Weib in einer herꝛ-
lichen Behauſſung wohnt/ du aber in den hoͤlliſchen Kercker an
gantz gluͤende Eiſen und Ketten angefeßlet biſt? iſt es dir dann
ein Erquickung/ wann deine Soͤhn ein ſtattliches Panquet um
das andere halten/ und das mit Unrecht von dir erſparte Gelt
verſchwenderiſch anbringen/ du aber mit zerlaſſenen Pech dei-
nen Schlund muſt laſſen durchbrennen? hilfft es dich dann/
wann dein Tochter Gelt halber zu dinem vornehmen Heyrath
gelangt/ und an jetzt ein Gnaͤdige Frau worden/ dir aber der-
mahlen die Gnad GOttes auff ewig verſagt iſt? bringt es dann
dir eine Freud/ wann Weib und Kinder im beſten zeitlichen
Wolſtand ſeyn/ du aber ewig/ ewig verlohren? O Narren/ die
Weib und Kind halber zum Teuffel fahren!

Deß Tyranniſchen Kayfers Nero Frau Mutter/ auß an-
gebohrnem Ehrgeitz hette ſo gern moͤgen ſehen/ das ihr Sohn
Nero, als Kayſer zu Rom kunte herꝛſchen/ derenthalben hat ſie
auch die Chaldæiſche Wahrſager umb Rath gefragt/ wie daß
ihr Sohn zu diſer hoͤchſten Dignitet werde gelangen/ aber ſie
werde von ihme ermordet werden. Worauff Agrippina (ſo
war ihr Nahmen) alſobald in diſe Wort außgebrochen: Occi-
det, dummodò imperet.
Laſſe gefchehen/ laſſe ermorden/
wann er nur promoviert wird. O elende Agrippina! dazu-
mahl ſeynd dir andere Gedancken eingefallen/ ja du biſt ſo gar
in ein unſinnigen Zorn außgefahren/ wie er dir den blutigen
Todt hat angekuͤndet.

Herr/ ihr muͤſt es mir vergeben/ daß ich etwas zu offenher-
tzig mit euch rede: das Gelt/ welches ihr mit Wucher/ mit

Dieb-
N n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0295" n="283"/><fw type="header" place="top">und giebt es &#x017F;einem Weib und Kindern.</fw><lb/>
daß ein &#x017F;olches ungerechtes Gut bey Weib und Kindern und<lb/>
ferners bey Erben des Hau&#x017F;&#x017F;es be&#x017F;ta&#x0364;ndig verbleibe/ und die gan-<lb/>
tze Freund&#x017F;chafft hierdurch in gewu&#x0364;n&#x017F;chten Wol&#x017F;tand verhar-<lb/>
re. Was hilfft es dich/ der betho&#x0364;rter Tropff! wann es ihnen<lb/>
wol gehet/ du aber de&#x017F;&#x017F;entwegen ewig/ merck es doch umb <hi rendition="#fr">G</hi>ot-<lb/>
tes Willen/ ewig in der Ho&#x0364;ll brinnen und braten mu&#x017F;t? J&#x017F;t es<lb/>
dir dan&#x0303; ein Tro&#x017F;t/ wann dein hinterla&#x017F;&#x017F;enes Weib in einer her&#xA75B;-<lb/>
lichen Behau&#x017F;&#x017F;ung wohnt/ du aber in den ho&#x0364;lli&#x017F;chen Kercker an<lb/>
gantz glu&#x0364;ende Ei&#x017F;en und Ketten angefeßlet bi&#x017F;t? i&#x017F;t es dir dann<lb/>
ein Erquickung/ wann deine So&#x0364;hn ein &#x017F;tattliches <hi rendition="#aq">Panquet</hi> um<lb/>
das andere halten/ und das mit <hi rendition="#fr">U</hi>nrecht von dir er&#x017F;parte <hi rendition="#fr">G</hi>elt<lb/>
ver&#x017F;chwenderi&#x017F;ch anbringen/ du aber mit zerla&#x017F;&#x017F;enen Pech dei-<lb/>
nen Schlund mu&#x017F;t la&#x017F;&#x017F;en durchbrennen? hilfft es dich dann/<lb/>
wann dein Tochter Gelt halber zu dinem vornehmen Heyrath<lb/>
gelangt/ und an jetzt ein <hi rendition="#fr">G</hi>na&#x0364;dige Frau worden/ dir aber der-<lb/>
mahlen die Gnad GOttes auff ewig ver&#x017F;agt i&#x017F;t? bringt es dann<lb/>
dir eine Freud/ wann Weib und Kinder im be&#x017F;ten zeitlichen<lb/>
Wol&#x017F;tand &#x017F;eyn/ du aber ewig/ ewig verlohren? O Narren/ die<lb/>
Weib und Kind halber zum Teuffel fahren!</p><lb/>
        <p>Deß Tyranni&#x017F;chen Kayfers <hi rendition="#aq">Nero</hi> Frau Mutter/ auß an-<lb/>
gebohrnem Ehrgeitz hette &#x017F;o gern mo&#x0364;gen &#x017F;ehen/ das ihr Sohn<lb/><hi rendition="#aq">Nero,</hi> als Kay&#x017F;er zu Rom kunte her&#xA75B;&#x017F;chen/ derenthalben hat &#x017F;ie<lb/>
auch die <hi rendition="#aq">Chaldæi</hi>&#x017F;che Wahr&#x017F;ager umb Rath gefragt/ wie daß<lb/>
ihr Sohn zu di&#x017F;er ho&#x0364;ch&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Dignitet</hi> werde gelangen/ aber &#x017F;ie<lb/>
werde von ihme ermordet werden. Worauff <hi rendition="#aq">Agrippina</hi> (&#x017F;o<lb/>
war ihr Nahmen) al&#x017F;obald in di&#x017F;e Wort außgebrochen: <hi rendition="#aq">Occi-<lb/>
det, dummodò imperet.</hi> La&#x017F;&#x017F;e gefchehen/ la&#x017F;&#x017F;e ermorden/<lb/>
wann er nur <hi rendition="#aq">promovi</hi>ert wird. O elende <hi rendition="#aq">Agrippina!</hi> dazu-<lb/>
mahl &#x017F;eynd dir andere <hi rendition="#fr">G</hi>edancken eingefallen/ ja du bi&#x017F;t &#x017F;o gar<lb/>
in ein un&#x017F;innigen Zorn außgefahren/ wie er dir den blutigen<lb/>
Todt hat angeku&#x0364;ndet.</p><lb/>
        <p>Herr/ ihr mu&#x0364;&#x017F;t es mir vergeben/ daß ich etwas zu offenher-<lb/>
tzig mit euch rede: das Gelt/ welches ihr mit Wucher/ mit<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">N n 2</fw><fw type="catch" place="bottom">Dieb-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0295] und giebt es ſeinem Weib und Kindern. daß ein ſolches ungerechtes Gut bey Weib und Kindern und ferners bey Erben des Hauſſes beſtaͤndig verbleibe/ und die gan- tze Freundſchafft hierdurch in gewuͤnſchten Wolſtand verhar- re. Was hilfft es dich/ der bethoͤrter Tropff! wann es ihnen wol gehet/ du aber deſſentwegen ewig/ merck es doch umb Got- tes Willen/ ewig in der Hoͤll brinnen und braten muſt? Jſt es dir dañ ein Troſt/ wann dein hinterlaſſenes Weib in einer herꝛ- lichen Behauſſung wohnt/ du aber in den hoͤlliſchen Kercker an gantz gluͤende Eiſen und Ketten angefeßlet biſt? iſt es dir dann ein Erquickung/ wann deine Soͤhn ein ſtattliches Panquet um das andere halten/ und das mit Unrecht von dir erſparte Gelt verſchwenderiſch anbringen/ du aber mit zerlaſſenen Pech dei- nen Schlund muſt laſſen durchbrennen? hilfft es dich dann/ wann dein Tochter Gelt halber zu dinem vornehmen Heyrath gelangt/ und an jetzt ein Gnaͤdige Frau worden/ dir aber der- mahlen die Gnad GOttes auff ewig verſagt iſt? bringt es dann dir eine Freud/ wann Weib und Kinder im beſten zeitlichen Wolſtand ſeyn/ du aber ewig/ ewig verlohren? O Narren/ die Weib und Kind halber zum Teuffel fahren! Deß Tyranniſchen Kayfers Nero Frau Mutter/ auß an- gebohrnem Ehrgeitz hette ſo gern moͤgen ſehen/ das ihr Sohn Nero, als Kayſer zu Rom kunte herꝛſchen/ derenthalben hat ſie auch die Chaldæiſche Wahrſager umb Rath gefragt/ wie daß ihr Sohn zu diſer hoͤchſten Dignitet werde gelangen/ aber ſie werde von ihme ermordet werden. Worauff Agrippina (ſo war ihr Nahmen) alſobald in diſe Wort außgebrochen: Occi- det, dummodò imperet. Laſſe gefchehen/ laſſe ermorden/ wann er nur promoviert wird. O elende Agrippina! dazu- mahl ſeynd dir andere Gedancken eingefallen/ ja du biſt ſo gar in ein unſinnigen Zorn außgefahren/ wie er dir den blutigen Todt hat angekuͤndet. Herr/ ihr muͤſt es mir vergeben/ daß ich etwas zu offenher- tzig mit euch rede: das Gelt/ welches ihr mit Wucher/ mit Dieb- N n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/295
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/295>, abgerufen am 05.12.2024.