Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas der Gewissenlose Bößwicht ben. Sie wird ja Christum JEsum als die ewige Warheit nitLugen straffen/ ger da gesagt hat bey den Evangelisten Matth. c. 5. Et ego dico vobis, &c. Jch aber sage euch/ daß ein jegli- cher/ der ein Weib ansihet/ ihrer zu begehren/ der hat schon die Ehe gebrochen mit ihr in seinem Hertzen: desgleichen ist von ei- nem Weib zuverstehen/ die ihre Gedancken auff einem andern Mann setzet. Dahero böse Gedancken auch ohne Werck einen können Stengelius erzehlt ein fast lächerliche Geschicht. Es waren leicht
Judas der Gewiſſenloſe Boͤßwicht ben. Sie wird ja Chriſtum JEſum als die ewige Warheit nitLugen ſtraffen/ ger da geſagt hat bey den Evangeliſten Matth. c. 5. Et ego dico vobis, &c. Jch aber ſage euch/ daß ein jegli- cher/ der ein Weib anſihet/ ihrer zu begehren/ der hat ſchon die Ehe gebrochen mit ihr in ſeinem Hertzen: desgleichen iſt von ei- nem Weib zuverſtehen/ die ihre Gedancken auff einem andern Mann ſetzet. Dahero boͤſe Gedancken auch ohne Werck einen koͤnnen Stengelius erzehlt ein faſt laͤcherliche Geſchicht. Es waren leicht
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Judas der Gewiſſenloſe Boͤßwicht
ben. Sie wird ja Chriſtum JEſum als die ewige Warheit nit
Lugen ſtraffen/ ger da geſagt hat bey den Evangeliſten Matth.
c. 5. Et ego dico vobis, &c. Jch aber ſage euch/ daß ein jegli-
cher/ der ein Weib anſihet/ ihrer zu begehren/ der hat ſchon die
Ehe gebrochen mit ihr in ſeinem Hertzen: desgleichen iſt von ei-
nem Weib zuverſtehen/ die ihre Gedancken auff einem andern
Mann ſetzet.
Dahero boͤſe Gedancken auch ohne Werck einen koͤnnen
in die Verdamnus ſtuͤrtzen/ aber die Werck ohne boͤſe Gedan-
cken koͤnnen es nit.
Stengelius erzehlt ein faſt laͤcherliche Geſchicht. Es waren
in einẽ Doꝛff zwey Nachbauꝛn/ die aber beyde nur ein Scheuꝛn
oder Stadl hatten worin ſie ihr Korn oder Keml aufbehalten.
Diſe erſtgemelte Bauren hatten an ſich gar ungleiche Sitten/
maſſẽ einer gar ein arger und karger Vogel/ der in allwegs da-
hin getracht/ wie er aus frembden Haͤnden moͤchte Riehmen
ſchneiden: der andere aber ein einfaͤltiger/ anbey aber ſehr ge-
wiſſenhaffter Mann/ deme nichts als die Redlichkeit im Buſẽ
geſteckt/ wider das gemeine Sprichwort: die Baurẽ ſeynd Lau-
ren/ ſo lang ſie dauren. Der erſte als ein eıgennutziger Geſell
hat bey ſich beſchloſſen/ dem andern als ſeinem Nachbaurẽ den
Traidhauffen zu rupffen/ erwaͤhlte aber hierzu kein bequemere
Zeit als die Nacht/ ſo maiſtens aller Dieb ein Mettermantel
uñ Deckmantel muß abgebẽ; damit eꝛ aber beyd’ finſtern Nacht
wiſſe/ welches das Seinige/ uñ des Nachbaurẽ Traid ſeye/ alſo
hat er gegen den Abend ſeinen alten Rock oder Joppen auf dẽ
Traidhauſẽ des Nachbaurn gelegt/ damit er nachmals bey an-
brechender finſtern Nacht von demſelbẽ ſtehlen koͤnte. Es ge-
ſchah aber/ Zweiffels ohne durch ſondern Goͤttlichen Willen/
daß auch diſer arme Schlucker noch denſelben Abend/ uñ zwar
etwas ſpat den Traidkaſten beſucht; und wie er des Nachbauꝛn
Rock auf ſeinem Korn gefunden/ kunte er ſich nit gnugſam daꝛ-
uͤber verwundern/ wie aber alle gute redliche Gemuͤther ſich ſo
leicht
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