Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas der Gewissenlosse Bößwicht Judas der Gewissenlosse Bößwicht hat sich mit Gedancken versündiget. DEr da solchen nichtswertigen Menschen einem Esel ver- Gut/ fromm/ redlich/ heilig/ züchtig/ treu/ gewissenhafft/ GOtt ist gerecht/ gerecht ist GOtt/ und dannoch sitzen vil tausend
Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht hat ſich mit Gedancken verſuͤndiget. DEr da ſolchen nichtswertigen Menſchen einem Eſel ver- Gut/ fromm/ redlich/ heilig/ zuͤchtig/ treu/ gewiſſenhafft/ GOtt iſt gerecht/ gerecht iſt GOtt/ und dannoch ſitzen vil tauſend
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0218" n="206"/> <fw type="header" place="top">Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht</fw><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht hat</hi><lb/> ſich mit Gedancken verſuͤndiget.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er da ſolchen nichtswertigen Menſchen einem Eſel ver-<lb/> gleichet/ hatte ſattſame <hi rendition="#fr">U</hi>rſach hierzu/ ich aber halt diſen<lb/> gottloſen Geſellen gleich einem Pferdt/ und zwar jenem<lb/><hi rendition="#aq">Troja</hi>niſchen/ welchen von Holtz ſehr kuͤnſtlich verfertiget/ ab-<lb/> ſonderlich/ aber wegen ſeiner ungeheuren Groͤſſe hoͤchſt zu ver-<lb/> wunderen. Die gute/ und dißfals in etwas einfaltigẽ <hi rendition="#aq">Troja</hi>ner<lb/> hielten ſolche <hi rendition="#aq">Machina</hi> fuͤr ein <hi rendition="#fr">S</hi>ieg-Zeichen/ und glaubten/ es<lb/> werden ſolche ihrer ohne das beruͤhmten Stadt fuͤr ein ewige<lb/> Gedaͤchtnus dienen eines unſterblichen Triumphs; wuſten a-<lb/> ber nit/ daß diſe groſſe hoͤltzerne Stueten tragend ſeye/ nicht<lb/> zwar mit einem Fuͤllel/ wohl aber mit vielen bewaffneten und<lb/> Hertzhafften Soldaten/ ſo nachgehens bey naͤchtlicher Weil<lb/> in aller ſtill heraus geſtigen/ und der edlen Stadt den <hi rendition="#fr">U</hi>nter-<lb/> gang verurfachet.</p><lb/> <p>Gut/ fromm/ redlich/ heilig/ zuͤchtig/ treu/ gewiſſenhafft/<lb/> eifrig/ Apoſtoliſch ſcheinte Judas <hi rendition="#aq">Iſcarioth</hi> die gantze Zeit/ ſo<lb/> gar auch noch bey den Fuͤswaſchen/ und letzten Abendmahl;<lb/> den andeꝛn <hi rendition="#fr">A</hi>poſteln iſt der mindeſt Gedancken nit eingefallen/<lb/> daß einer unter ihnen ſoll ein Schelm ſeyn/ nichts deſto weni-<lb/> ger hat der HErr JEſus ſchon geſehen/ daß der <hi rendition="#aq">Sathan</hi> und<lb/> boͤſe Feind das voͤllige Hertz <hi rendition="#aq">Judæ</hi> eingenommen/ und er in Ge-<lb/> dancken ein zimliche Zeit hero ſchon beſchloſſen/ diſes Goͤttliche<lb/> Lam den unerſaͤttlichen <hi rendition="#aq">Hebræi</hi>ſchen Woͤlffen zu uͤberantwor-<lb/> ten: dahero Gedancken halber/ und verruchten Willens halber<lb/> er dazumahl ſchon als ein Veꝛraͤther/ gefuͤndiget/ und des Tods<lb/> Chriſti JEſu ſchuldig; wann auch nachmahls der Sohn Got-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Jocn. 13.<lb/> v.</hi> 2.</note>tes nit waͤre an das <hi rendition="#fr">C</hi>reutz gehefftet worden. <hi rendition="#aq">Cùm diabolus<lb/> jam miſiſſet in cor, ut traderet eum Judas.</hi></p><lb/> <p>GOtt iſt gerecht/ gerecht iſt GOtt/ und dannoch ſitzen vil<lb/> <fw type="catch" place="bottom">tauſend</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0218]
Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht
Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht hat
ſich mit Gedancken verſuͤndiget.
DEr da ſolchen nichtswertigen Menſchen einem Eſel ver-
gleichet/ hatte ſattſame Urſach hierzu/ ich aber halt diſen
gottloſen Geſellen gleich einem Pferdt/ und zwar jenem
Trojaniſchen/ welchen von Holtz ſehr kuͤnſtlich verfertiget/ ab-
ſonderlich/ aber wegen ſeiner ungeheuren Groͤſſe hoͤchſt zu ver-
wunderen. Die gute/ und dißfals in etwas einfaltigẽ Trojaner
hielten ſolche Machina fuͤr ein Sieg-Zeichen/ und glaubten/ es
werden ſolche ihrer ohne das beruͤhmten Stadt fuͤr ein ewige
Gedaͤchtnus dienen eines unſterblichen Triumphs; wuſten a-
ber nit/ daß diſe groſſe hoͤltzerne Stueten tragend ſeye/ nicht
zwar mit einem Fuͤllel/ wohl aber mit vielen bewaffneten und
Hertzhafften Soldaten/ ſo nachgehens bey naͤchtlicher Weil
in aller ſtill heraus geſtigen/ und der edlen Stadt den Unter-
gang verurfachet.
Gut/ fromm/ redlich/ heilig/ zuͤchtig/ treu/ gewiſſenhafft/
eifrig/ Apoſtoliſch ſcheinte Judas Iſcarioth die gantze Zeit/ ſo
gar auch noch bey den Fuͤswaſchen/ und letzten Abendmahl;
den andeꝛn Apoſteln iſt der mindeſt Gedancken nit eingefallen/
daß einer unter ihnen ſoll ein Schelm ſeyn/ nichts deſto weni-
ger hat der HErr JEſus ſchon geſehen/ daß der Sathan und
boͤſe Feind das voͤllige Hertz Judæ eingenommen/ und er in Ge-
dancken ein zimliche Zeit hero ſchon beſchloſſen/ diſes Goͤttliche
Lam den unerſaͤttlichen Hebræiſchen Woͤlffen zu uͤberantwor-
ten: dahero Gedancken halber/ und verruchten Willens halber
er dazumahl ſchon als ein Veꝛraͤther/ gefuͤndiget/ und des Tods
Chriſti JEſu ſchuldig; wann auch nachmahls der Sohn Got-
tes nit waͤre an das Creutz gehefftet worden. Cùm diabolus
jam miſiſſet in cor, ut traderet eum Judas.
Jocn. 13.
v. 2.
GOtt iſt gerecht/ gerecht iſt GOtt/ und dannoch ſitzen vil
tauſend
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |