Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas Jscarioth würcket gleich andern Apostlen. wäre der gute fromme/ alte Vatter gar zu Partheyisch gewest/daß er sich gegen der Tauben so willfährig und guthertzig erwi- sen/ den Raben aber zu scharpff und ungnädig: aber deme ist nit also sondern GOtt wolte hierdurch zaigen/ daß/ wer durch sei- nen aignen Fleiß und Mühwaltung sich kan ernähren/ ihne GOtt durch kein Wunderwerck nit wolle erhalten. Der Raab hatte Toden-Aas genug/ so hin und her auf dem Wasser schwum- men/ dahero schaue er ihme gleichwol umb seine Nahrung/ aber die arme Taub hatte nichts/ wormit sie sich kunte erhalten/ da- hero sie GOtt wiederumb durch die Händ deß Nöe in der Ar- chen gespeist. Wer frische und gesunde Glider hat/ wer bey guten Leibs- Es ist nit ein geringe Frag/ wie sich doch der 12. jährige der
Judas Jſcarioth wuͤrcket gleich andern Apoſtlen. waͤre der gute fromme/ alte Vatter gar zu Partheyiſch geweſt/daß er ſich gegen der Tauben ſo willfaͤhrig und guthertzig erwi- ſen/ den Raben aber zu ſcharpff und ungnaͤdig: aber deme iſt nit alſo ſondern GOtt wolte hierdurch zaigen/ daß/ wer durch ſei- nen aignen Fleiß und Muͤhwaltung ſich kan ernaͤhren/ ihne GOtt durch kein Wunderwerck nit wolle erhalten. Der Raab hatte Toden-Aas genug/ ſo hin uñ her auf dem Waſſer ſchwum- men/ dahero ſchaue er ihme gleichwol umb ſeine Nahrung/ aber die arme Taub hatte nichts/ wormit ſie ſich kunte erhalten/ da- hero ſie GOtt wiederumb durch die Haͤnd deß Nöe in der Ar- chen geſpeiſt. Wer friſche und geſunde Glider hat/ wer bey guten Leibs- Es iſt nit ein geringe Frag/ wie ſich doch der 12. jaͤhrige der
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Judas Jſcarioth wuͤrcket gleich andern Apoſtlen.
waͤre der gute fromme/ alte Vatter gar zu Partheyiſch geweſt/
daß er ſich gegen der Tauben ſo willfaͤhrig und guthertzig erwi-
ſen/ den Raben aber zu ſcharpff und ungnaͤdig: aber deme iſt nit
alſo ſondern GOtt wolte hierdurch zaigen/ daß/ wer durch ſei-
nen aignen Fleiß und Muͤhwaltung ſich kan ernaͤhren/ ihne
GOtt durch kein Wunderwerck nit wolle erhalten. Der Raab
hatte Toden-Aas genug/ ſo hin uñ her auf dem Waſſer ſchwum-
men/ dahero ſchaue er ihme gleichwol umb ſeine Nahrung/ aber
die arme Taub hatte nichts/ wormit ſie ſich kunte erhalten/ da-
hero ſie GOtt wiederumb durch die Haͤnd deß Nöe in der Ar-
chen geſpeiſt.
Wer friſche und geſunde Glider hat/ wer bey guten Leibs-
Kraͤfften iſt/ der muß nit den gantzẽ Tag in der Kirchen hocken/
der muß nicht allen Weichbrunn ausſchlecken/ und nachmahls
warten/ biß ihm GOtt/ durch ein Wunderwerck die taͤgliche
Unterhaltung ſchicke/ das nit/ das gar nit/ ſondern er muß ſich
ſelbſt umb ein Stickel Brod bewerben/ allen Fleiß anwenden/
wie er ſich ehrlich ernaͤhꝛe. Die Apoſtel ſelbſt/ ſeynd von Chriſto
dem HErrn in die gantze Welt ausgeſand worden/ das heilige
Evangelium auszubraitten/ man weiß aber nit/ daß ſie waͤren
durch Engliſche Haͤnd/ oder andere Wunderwerck geſpeiſt und
ernaͤhrt worden/ ſondern Paulus bekent es ſelbſt/ daß/ wann er
habe wollen eſſen/ habe er vorhero muͤſſen arbeiten/ und etwas
verdienen/ Operantes manibus veſtris. &c.
Es iſt nit ein geringe Frag/ wie ſich doch der 12. jaͤhrige
JEſus die 3. Tag zu Jeruſalem erhalten/ als er in dem Tempel
gelehrt? es iſt gar nit glaublich/ daß ihn die Rabiner haben zu
Tiſch geladen: dañ die maiſte aus ihnen ſchambten ſich/ daß ein
ſolcher junger Knab mehrer verſtehe als ſie: desgleichen ſagt
auch das Evangelium, daß die Anverwandte und Befreunde
ſich ſeiner nit haben angenommen. Es geſchicht wol oͤffter/ daß
einer von Landfrembden ehender ein Gutthat empfanget/ als
von ſein en aignen Blutsverwandten. Die maiſte Lehrer ſeynd
der
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