Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas hat keine gute Meynung/ Schein/ daß selbiger solle still halten? Abulensis giebt hieraufdie Antwort/ es wäre in dem Himmel ein grosse Unordnung gewesen/ wann eines wäre gestanden/ und das andere nicht/ seye demnach rathsamer/ wann eines gehe/ daß auch das an- dere gehe/ und wann eines stehe/ daß auch das andere stehe/ etc. Was Sonn und Mond im Himmel/ das seynd auch Weib und Mann im Haus/ wie dann dem Egyptischen Joseph nicht übel getraumet/ als er im Schlaf gesehen/ daß Sonn und Mond ihne verehren und anbeten/ wodurch Vatter und Mut- ter verstanden worden; wann nun er die Sonn ist als das grösse- re Liecht/ und sie der Mond als das mindere Liecht/ so stehet es überaus wol/ wann sie beyde einhellig seyn/ und wol zusammen stimmen/ was eins will/ das wölle auch das andere/ wordurch die GOTT gefällige Lieb und werthe Einigkeit im Ehestand er- halten wird. Anno 1317. wurde zu Mäyntz im Creutzgang der Thum- Diesem seynd die Weiber hoch verpflicht gewesen/ aber Solcher Lehr in fleissig nachkommen Herr Laurentius den
Judas hat keine gute Meynung/ Schein/ daß ſelbiger ſolle ſtill halten? Abulenſis giebt hieraufdie Antwort/ es waͤre in dem Himmel ein groſſe Unordnung geweſen/ wann eines waͤre geſtanden/ und das andere nicht/ ſeye demnach rathſamer/ wann eines gehe/ daß auch das an- dere gehe/ und wann eines ſtehe/ daß auch das andere ſtehe/ ꝛc. Was Sonn und Mond im Himmel/ das ſeynd auch Weib und Mann im Haus/ wie dann dem Egyptiſchen Joſeph nicht uͤbel getraumet/ als er im Schlaf geſehen/ daß Sonn und Mond ihne verehren und anbeten/ wodurch Vatter und Mut- ter verſtanden worden; wann nun er die Sonn iſt als das groͤſſe- re Liecht/ und ſie der Mond als das mindere Liecht/ ſo ſtehet es uͤberaus wol/ wann ſie beyde einhellig ſeyn/ und wol zuſammen ſtimmen/ was eins will/ das woͤlle auch das andere/ wordurch die GOTT gefaͤllige Lieb und werthe Einigkeit im Eheſtand er- halten wird. Anno 1317. wurde zu Maͤyntz im Creutzgang der Thum- Dieſem ſeynd die Weiber hoch verpflicht geweſen/ aber Solcher Lehr in fleiſſig nachkommen Herꝛ Laurentius den
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Judas hat keine gute Meynung/
Schein/ daß ſelbiger ſolle ſtill halten? Abulenſis giebt hierauf
die Antwort/ es waͤre in dem Himmel ein groſſe Unordnung
geweſen/ wann eines waͤre geſtanden/ und das andere nicht/
ſeye demnach rathſamer/ wann eines gehe/ daß auch das an-
dere gehe/ und wann eines ſtehe/ daß auch das andere ſtehe/ ꝛc.
Was Sonn und Mond im Himmel/ das ſeynd auch Weib
und Mann im Haus/ wie dann dem Egyptiſchen Joſeph nicht
uͤbel getraumet/ als er im Schlaf geſehen/ daß Sonn und
Mond ihne verehren und anbeten/ wodurch Vatter und Mut-
ter verſtanden worden; wann nun er die Sonn iſt als das groͤſſe-
re Liecht/ und ſie der Mond als das mindere Liecht/ ſo ſtehet es
uͤberaus wol/ wann ſie beyde einhellig ſeyn/ und wol zuſammen
ſtimmen/ was eins will/ das woͤlle auch das andere/ wordurch
die GOTT gefaͤllige Lieb und werthe Einigkeit im Eheſtand er-
halten wird.
Anno 1317. wurde zu Maͤyntz im Creutzgang der Thum-
Kirchen begraben Heinrich/ mit dem Zunamen Frauenlob/ deſ-
ſen Leichnam von ſeinem Haus biß zu beſagtem Ort lauter Wei-
ber getragen/ und ihne ſehr Wehemuͤthig beklagt/ die Urſach
ware/ weil er in ſeinem Leben dem Weiblichen Geſchlecht zu
Ehren und Ruhm viel ſchoͤne Lieder gedicht; unter andern Cere-
monien ward ſo viel Weins auf ſein Grab gegoſſen/ daß ſolcher
durch den Creutzgang gefloſſen.
Albertus
Argent.
Dieſem ſeynd die Weiber hoch verpflicht geweſen/ aber
noch mehrer und weit mehrer dem Heiligen Paulo, dieſer Apo-
ſtoliſchen Welt-Poſaunen/ maſſen er viel dem Weiblichen Ge-
ſchlecht zu Ehren und Nutz geſchrieben: unter andern dringet
und gibt er allen Ehe Maͤnnern folgende Lehr: Viri diligite Uxo-
res veſtras, ſicut Chriſtus Eccleſiam, &c. Jhr Maͤnner liebet
eure Weiber/ wie Chriſtus ſeine Kirchen.
Ad Eph.
c. 5.
Solcher Lehr in fleiſſig nachkommen Herꝛ Laurentius
Schlaf/ vorhin ein geweſter Student und Præceptor, welcher
ein ſehr reiche jedoch alte Handels-Frau zur Ehe genommen/
mit der er in groͤſter Lieb und Einigkeit gelebt/ unangeſehen/ ſie
den
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