Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.obschon das äusserliche Werck nit übel geschienen. herumb getummlet/ so man sonsten bey der hunderten nicht er-fahrt; dann sie gemeiniglich Gesichter schneiden/ wie ich selb- sten wahrgenommen/ daß auch die Bauren vor solcher Finster- nuß möchten die Brunnen zudecken. Solcher Hospitalität und Freygebigkeit gegen denen Gästen halber ist der fromme und Gottsförchtige Patriarch sattsam belohnt worden; massen ih- me in Ansehung dessen wider alles Verhoffen in seinem erwach- senen Alter ein Männlicher Erb versprochen worden/ dessen Saamen und Stammen den gantzen Erden-Kreiß solte an- füllen. Loth ist nicht geringer gewesen in der Liebe gegen den Fremb- Frau
obſchon das aͤuſſerliche Werck nit uͤbel geſchienen. herumb getummlet/ ſo man ſonſten bey der hunderten nicht er-fahrt; dann ſie gemeiniglich Geſichter ſchneiden/ wie ich ſelb- ſten wahrgenommen/ daß auch die Bauren vor ſolcher Finſter- nuß moͤchten die Brunnen zudecken. Solcher Hoſpitalitaͤt und Freygebigkeit gegen denen Gaͤſten halber iſt der fromme und Gottsfoͤrchtige Patriarch ſattſam belohnt worden; maſſen ih- me in Anſehung deſſen wider alles Verhoffen in ſeinem erwach- ſenen Alter ein Maͤnnlicher Erb verſprochen worden/ deſſen Saamen und Stammen den gantzen Erden-Kreiß ſolte an- fuͤllen. Loth iſt nicht geringer geweſen in der Liebe gegen den Fremb- Frau
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="175"/><fw place="top" type="header">obſchon das aͤuſſerliche Werck nit uͤbel geſchienen.</fw><lb/> herumb getummlet/ ſo man ſonſten bey der hunderten nicht er-<lb/> fahrt; dann ſie gemeiniglich Geſichter ſchneiden/ wie ich ſelb-<lb/> ſten wahrgenommen/ daß auch die Bauren vor ſolcher Finſter-<lb/> nuß moͤchten die Brunnen zudecken. Solcher Hoſpitalitaͤt<lb/> und Freygebigkeit gegen denen Gaͤſten halber iſt der fromme und<lb/> Gottsfoͤrchtige Patriarch ſattſam belohnt worden; maſſen ih-<lb/> me in Anſehung deſſen wider alles Verhoffen in ſeinem erwach-<lb/> ſenen Alter ein Maͤnnlicher Erb verſprochen worden/ deſſen<lb/> Saamen und Stammen den gantzen Erden-Kreiß ſolte an-<lb/> fuͤllen.</p><lb/> <p>Loth iſt nicht geringer geweſen in der Liebe gegen den Fremb-<lb/> den; als er deren zwey auf ein Zeit erblickt/ hat er ſie nicht allein/<lb/> wie er gewoͤhnlich pflegte zu thun/ hoͤflichſt <hi rendition="#aq">compliment</hi>irt/<lb/> ſondern anbey auch demuͤthigſt erſucht/ ſie wollen doch die Ein-<lb/> kehr bey ihme nehmen/ und ſeine Armuth nicht verſchmaͤhen;<lb/> als ſie aber beyde ſich deſſen bedanckten/ und ſich verlauten<lb/> laſſen/ daß ſie ſchon wollen die Nacht hindurch unter dem freyen<lb/> Himmel vor lieb nehmen/ wolt ſolches der gute Loth auf keine<lb/> Weis zulaſſen/ ſondern wie er vermerckte/ daß ſein hoͤfliches<lb/> Einladen nichts vermag/ da hat er ſie beyde beym Fluͤgel ge-<lb/> nommen/ und kurtz umb in ſein Behauſung gefuͤhrt/ <hi rendition="#aq">compulit<lb/> illos &c.</hi> Es waͤre zu wuͤnſchen/ daß mehrer wie Loth geſitt<lb/> oder geſinnet waͤren/ aber das Widerſpiel erzeigt ſich oͤffter.<lb/> Jch hab vor vielen Jahren/ weil das Tag-Liecht mich bereits<lb/> verlaſſen/ muͤſſen umb ein Herberg bitten bey einem Geſchloß/<lb/> welches ich unterdeſſen will Ubelhofen tauffen! dann unmoͤglich<lb/> ſcheinte/ daß ich mein Reiß ferners kunte wegen einbrechender<lb/> Nacht fortſetzen. Jn Abweſenheit der Herꝛſchafft war die Au-<lb/> dientz bey dem Dorff-Barbierer (<hi rendition="#aq">vulgò</hi> Pfleger) gar ſchlecht/<lb/> maſſen ſolcher ſich entſchuldigte/ daß ihme die Herꝛſchafft in ſei-<lb/> ner Reittung keine <hi rendition="#fr">U</hi>nkoſten geſtatte einiger Gaͤſte/ ſo laſſe es<lb/> auch ſein Vermoͤgen nicht zu/ dergleichen Leut aus eignem Beu-<lb/> tel zu tractiren. Es ware dazumal die Oeſterliche Zeit/ aber<lb/> auf ſolchen Beſcheid iſt mir wenig <hi rendition="#aq">Alleluja</hi> eingefallen. Die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Frau</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
obſchon das aͤuſſerliche Werck nit uͤbel geſchienen.
herumb getummlet/ ſo man ſonſten bey der hunderten nicht er-
fahrt; dann ſie gemeiniglich Geſichter ſchneiden/ wie ich ſelb-
ſten wahrgenommen/ daß auch die Bauren vor ſolcher Finſter-
nuß moͤchten die Brunnen zudecken. Solcher Hoſpitalitaͤt
und Freygebigkeit gegen denen Gaͤſten halber iſt der fromme und
Gottsfoͤrchtige Patriarch ſattſam belohnt worden; maſſen ih-
me in Anſehung deſſen wider alles Verhoffen in ſeinem erwach-
ſenen Alter ein Maͤnnlicher Erb verſprochen worden/ deſſen
Saamen und Stammen den gantzen Erden-Kreiß ſolte an-
fuͤllen.
Loth iſt nicht geringer geweſen in der Liebe gegen den Fremb-
den; als er deren zwey auf ein Zeit erblickt/ hat er ſie nicht allein/
wie er gewoͤhnlich pflegte zu thun/ hoͤflichſt complimentirt/
ſondern anbey auch demuͤthigſt erſucht/ ſie wollen doch die Ein-
kehr bey ihme nehmen/ und ſeine Armuth nicht verſchmaͤhen;
als ſie aber beyde ſich deſſen bedanckten/ und ſich verlauten
laſſen/ daß ſie ſchon wollen die Nacht hindurch unter dem freyen
Himmel vor lieb nehmen/ wolt ſolches der gute Loth auf keine
Weis zulaſſen/ ſondern wie er vermerckte/ daß ſein hoͤfliches
Einladen nichts vermag/ da hat er ſie beyde beym Fluͤgel ge-
nommen/ und kurtz umb in ſein Behauſung gefuͤhrt/ compulit
illos &c. Es waͤre zu wuͤnſchen/ daß mehrer wie Loth geſitt
oder geſinnet waͤren/ aber das Widerſpiel erzeigt ſich oͤffter.
Jch hab vor vielen Jahren/ weil das Tag-Liecht mich bereits
verlaſſen/ muͤſſen umb ein Herberg bitten bey einem Geſchloß/
welches ich unterdeſſen will Ubelhofen tauffen! dann unmoͤglich
ſcheinte/ daß ich mein Reiß ferners kunte wegen einbrechender
Nacht fortſetzen. Jn Abweſenheit der Herꝛſchafft war die Au-
dientz bey dem Dorff-Barbierer (vulgò Pfleger) gar ſchlecht/
maſſen ſolcher ſich entſchuldigte/ daß ihme die Herꝛſchafft in ſei-
ner Reittung keine Unkoſten geſtatte einiger Gaͤſte/ ſo laſſe es
auch ſein Vermoͤgen nicht zu/ dergleichen Leut aus eignem Beu-
tel zu tractiren. Es ware dazumal die Oeſterliche Zeit/ aber
auf ſolchen Beſcheid iſt mir wenig Alleluja eingefallen. Die
Frau
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |