Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas hat keine gute Meinung/ darumben geschehen/ damit die kleine Schüchel einen lidernenZeugen sollen abgeben/ daß ihre Füß so zart und klein/ wie die Fußstapffen eines Bachsteltzens: daß sie mehrmal grosse Kälte und Frost ausgestanden/ ist darumb geschehen/ damit ihren Schneeweissen Orientalischen Perlfarbigen Hals alle können sehen/ und loben/ darumb ist sie nackend umb den Hals gan- gen: daß sie die halbe Nacht mit wachen zugebracht/ ist darumb geschehen/ damit sie dem papiernen Duel des Pamphili könne beywohnen/ in Summa: Gelitten hat sie gleich andern Heili- gen Jungfrauen und Frauen/ deren Namen im Buch der Le- bendigen verzeichnet; weil sie aber nicht aus guter Meinung ge- litten/ wie dieselbige/ also bleibt ihr des Teuffels Danck. Die Frembde beherbergen/ ist unter den guten Wercken ei- herumb
Judas hat keine gute Meinung/ darumben geſchehen/ damit die kleine Schuͤchel einen lidernenZeugen ſollen abgeben/ daß ihre Fuͤß ſo zart und klein/ wie die Fußſtapffen eines Bachſteltzens: daß ſie mehrmal groſſe Kaͤlte und Froſt ausgeſtanden/ iſt darumb geſchehen/ damit ihren Schneeweiſſen Orientaliſchen Perlfarbigen Hals alle koͤnnen ſehen/ und loben/ darumb iſt ſie nackend umb den Hals gan- gen: daß ſie die halbe Nacht mit wachen zugebracht/ iſt darumb geſchehen/ damit ſie dem papiernen Duel des Pamphili koͤnne beywohnen/ in Summa: Gelitten hat ſie gleich andern Heili- gen Jungfrauen und Frauen/ deren Namen im Buch der Le- bendigen verzeichnet; weil ſie aber nicht aus guter Meinung ge- litten/ wie dieſelbige/ alſo bleibt ihr des Teuffels Danck. Die Frembde beherbergen/ iſt unter den guten Wercken ei- herumb
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Judas hat keine gute Meinung/
darumben geſchehen/ damit die kleine Schuͤchel einen lidernen
Zeugen ſollen abgeben/ daß ihre Fuͤß ſo zart und klein/ wie die
Fußſtapffen eines Bachſteltzens: daß ſie mehrmal groſſe Kaͤlte
und Froſt ausgeſtanden/ iſt darumb geſchehen/ damit ihren
Schneeweiſſen Orientaliſchen Perlfarbigen Hals alle koͤnnen
ſehen/ und loben/ darumb iſt ſie nackend umb den Hals gan-
gen: daß ſie die halbe Nacht mit wachen zugebracht/ iſt darumb
geſchehen/ damit ſie dem papiernen Duel des Pamphili koͤnne
beywohnen/ in Summa: Gelitten hat ſie gleich andern Heili-
gen Jungfrauen und Frauen/ deren Namen im Buch der Le-
bendigen verzeichnet; weil ſie aber nicht aus guter Meinung ge-
litten/ wie dieſelbige/ alſo bleibt ihr des Teuffels Danck.
Die Frembde beherbergen/ iſt unter den guten Wercken ei-
nes aus den vornehmſten/ welches wol gewuſt hat der Heilige
Patriarch Abraham/ der nicht allein alle ankommende Gaͤſt
auf das freundlichſte empfangen und tracirt/ ſondern er iſt ſelbſt
auf die Straſſen hinaus gangen/ hin und her ſeine Augen gewen-
det/ ob nicht einige reiſende Frembdling vorbey gehen/ die er in
ſein Herberg kundte an- und aufnehmen. Auf ein Zeit ſahe er
daher kommen drey Engel/ die er aber vor Frembdling gehalten/
und nicht erkennet/ dieſen iſt er alſobald und gantz ſchleunig ent-
gegen geloffen/ ſelbe demuͤthig bewillkommet/ und ihnen ſein
Haus und gantzes Vermoͤgen in Kuchel und Keller freundlichſt
anerbotten/ und da ſie Anfangs die Einkehr weigerten/ hat er
dieſelbe bey den Haͤnden und Kleidern gleichſam mit einem hoͤfli-
chen Gewalt mit ſich gezogen. O mein GOTT! wie wenig
ſolche Abraham findt man der Zeit auf der Welt; man laufft ei-
nem nicht allein nicht entgegen/ ſondern er muß noch ein halbe
Stund an der verſperꝛten Thuͤr faſt wie ein Baum-Haͤckel pe-
cken und klopffen/ biß endlich ein zottiger Fleck Haſpel aus dem
Fenſter ſchreyt/ es ſeye Herꝛ und Frau nicht zu Haus/ da doch
ſolche unterdeſſen mit ſchmutzigem Maul bey der Tafel ſitzen.
Abraham hat ſeine liebe Gaͤſt ſtattlich tractirt/ ſo hat ſich auch
derentwegen der Sara ſein Gemahlin ſehr wacker in der Kuchel
herumb
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