Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.aus Anleitung des bösen Feinds erhängt sich selbst. König. Wann es endlich in dem Spiel um und um kommt/ sowird auf die letzt Spadi stehen/ oder Bastoni den Sieg erhalten. Einer ist gewesen/ schreibt Mansius, der dem andern Cammeraden alles im Spielen abgewonnen/ wie er sich nun nacher Haus begeben/ da haben ihme die Gewissenslose Lottersgesellen aufgepasst/ ihme alles erworbene Geld mit Gewalt genommen mit einem Dolchen ermordet/ bis auf das Hemmet ausgezogen/ und er also/ das Leben/ das Geld/ ewan die Seel durch das spielen verlohen. Das sechste Gebot/ du sollest nit Unkeuschheit treiben: In dem spielen seynd nit allein König/ Cavall, Buben/ Sau sondern auch Dama, sonsten pflegt man solche insgemein anderst nennen/ gewiß ist es doch/ daß man die Venus mit dem Salva venia beym spielen nit vermäntlen len thut/ und läst man dazumal den freyen und frechen Worten und Geberden den völligen Paß, forderist wann Männer und Weiber zugleich spielen/ da trägt man mehrmalen ein besondere discretion gegen dem langrocketen Geflügelwerck/ auch lässt man sich in frey- willigen Verlust ein/ dardurch nur des freundlichen Gegentheils Affection zugewinnen/ und häuffen sich dazumalen die böse Gedan- cken Büschelweis in dem Hertzen des Mitspielenden. Das siebende Gebot/ du sollst nit stehlen: Affero, und Auffero vergleichen sich nirgends besser/ als bey dem Spiel/ in die Karten schauen/ die Karten mercken/ die Karten verwechslen/ die Karten sehen lassen/ wegen der Karten dem Nähesten ein gewisses Zeichen geben etc. seynd lauter kleine Diebsstückl/ wordurch Einer und der Andere um das Seinige gebracht wird/ dann falsch spielen/ und stehlen/ sehen und seynd einander so ähnlich/ wie der October und das Wein Monath. Wann alles Geld/ so bey dem Spiel aufgesetzt wird/ könte reden/ und sagen/ woher es komme/ so würde das Meiste sagen/ was Joseph in Egypten/ furto sublatus sum &c. Die Kin- der stehlen ihren Eltern/ die Bediente ihren Herrn/ die Männer ih- ren Weibern/ damit sie nur was zum Spiel haben. Ich hab einen Goldschmid gekennet/ der alles das Seinige dergestalten durch daß spielen verschwendet/ daß er so gar seinem Weib alle Pfannen und Häfen aus der Kuchl vertragen/ und zu Geld gemacht/ daß sie ihme also des andern Tags hat müssen ein Ayr im Schmalz in einem Schmelzdegel machen. Das 8. Gebot/ du sollst nit falsche Zeugnuß geben: O mein GOtt! ich finde kein Ort/ wo man öfter falsch schwö- ret/ und auch falsch bezeugt/ als bey dem spielen/ wann er auch kein Hertz in der Karten/ so hat er doch das Hertz falsch zu schwören. Das
aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. Koͤnig. Wann es endlich in dem Spiel um und um kommt/ ſowird auf die letzt Spadi ſtehen/ oder Baſtoni den Sieg erhalten. Einer iſt geweſen/ ſchreibt Manſius, der dem andern Cammeraden alles im Spielen abgewonnen/ wie er ſich nun nacher Haus begeben/ da haben ihme die Gewiſſensloſe Lottersgeſellen aufgepaſſt/ ihme alles erworbene Geld mit Gewalt genommen mit einem Dolchen ermordet/ bis auf das Hemmet ausgezogen/ und er alſo/ das Leben/ das Geld/ ewan die Seel durch das ſpielen verlohen. Das ſechſte Gebot/ du ſolleſt nit Unkeuſchheit treiben: In dem ſpielen ſeynd nit allein Koͤnig/ Cavall, Buben/ Sau ſondern auch Dama, ſonſten pflegt man ſolche insgemein anderſt nennen/ gewiß iſt es doch/ daß man die Venus mit dem Salva venia beym ſpielen nit vermaͤntlen len thut/ und laͤſt man dazumal den freyen und frechen Worten und Geberden den voͤlligen Paß, forderiſt wann Maͤnner und Weiber zugleich ſpielen/ da traͤgt man mehrmalen ein beſondere diſcretion gegen dem langrocketen Gefluͤgelwerck/ auch laͤſſt man ſich in frey- willigen Verluſt ein/ dardurch nur des freundlichen Gegentheils Affection zugewinnen/ und haͤuffen ſich dazumalen die boͤſe Gedan- cken Buͤſchelweis in dem Hertzen des Mitſpielenden. Das ſiebende Gebot/ du ſollſt nit ſtehlen: Affero, und Auffero vergleichen ſich nirgends beſſer/ als bey dem Spiel/ in die Karten ſchauen/ die Karten mercken/ die Karten verwechslen/ die Karten ſehen laſſen/ wegen der Karten dem Naͤheſten ein gewiſſes Zeichen geben etc. ſeynd lauter kleine Diebsſtuͤckl/ wordurch Einer und der Andere um das Seinige gebracht wird/ dann falſch ſpielen/ und ſtehlen/ ſehen und ſeynd einander ſo aͤhnlich/ wie der October und das Wein Monath. Wann alles Geld/ ſo bey dem Spiel aufgeſetzt wird/ koͤnte reden/ und ſagen/ woher es komme/ ſo wuͤrde das Meiſte ſagen/ was Joſeph in Egypten/ furto ſublatus ſum &c. Die Kin- der ſtehlen ihren Eltern/ die Bediente ihren Herrn/ die Maͤnner ih- ren Weibern/ damit ſie nur was zum Spiel haben. Ich hab einen Goldſchmid gekennet/ der alles das Seinige dergeſtalten durch daß ſpielen verſchwendet/ daß er ſo gar ſeinem Weib alle Pfannen und Haͤfen aus der Kuchl vertragen/ und zu Geld gemacht/ daß ſie ihme alſo des andern Tags hat muͤſſen ein Ayr im Schmalz in einem Schmelzdegel machen. Das 8. Gebot/ du ſollſt nit falſche Zeugnuß geben: O mein GOtt! ich finde kein Ort/ wo man oͤfter falſch ſchwoͤ- ret/ und auch falſch bezeugt/ als bey dem ſpielen/ wann er auch kein Hertz in der Karten/ ſo hat er doch das Hertz falſch zu ſchwoͤren. Das
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Koͤnig. Wann es endlich in dem Spiel um und um kommt/ ſo
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Einer iſt geweſen/ ſchreibt Manſius, der dem andern Cammeraden
alles im Spielen abgewonnen/ wie er ſich nun nacher Haus begeben/
da haben ihme die Gewiſſensloſe Lottersgeſellen aufgepaſſt/ ihme
alles erworbene Geld mit Gewalt genommen mit einem Dolchen
ermordet/ bis auf das Hemmet ausgezogen/ und er alſo/ das Leben/
das Geld/ ewan die Seel durch das ſpielen verlohen. Das ſechſte
Gebot/ du ſolleſt nit Unkeuſchheit treiben: In dem ſpielen ſeynd
nit allein Koͤnig/ Cavall, Buben/ Sau ſondern auch Dama, ſonſten
pflegt man ſolche insgemein anderſt nennen/ gewiß iſt es doch/ daß
man die Venus mit dem Salva venia beym ſpielen nit vermaͤntlen
len thut/ und laͤſt man dazumal den freyen und frechen Worten und
Geberden den voͤlligen Paß, forderiſt wann Maͤnner und Weiber
zugleich ſpielen/ da traͤgt man mehrmalen ein beſondere diſcretion
gegen dem langrocketen Gefluͤgelwerck/ auch laͤſſt man ſich in frey-
willigen Verluſt ein/ dardurch nur des freundlichen Gegentheils
Affection zugewinnen/ und haͤuffen ſich dazumalen die boͤſe Gedan-
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Gebot/ du ſollſt nit ſtehlen: Affero, und Auffero vergleichen ſich
nirgends beſſer/ als bey dem Spiel/ in die Karten ſchauen/ die
Karten mercken/ die Karten verwechslen/ die Karten ſehen laſſen/
wegen der Karten dem Naͤheſten ein gewiſſes Zeichen geben etc.
ſeynd lauter kleine Diebsſtuͤckl/ wordurch Einer und der Andere
um das Seinige gebracht wird/ dann falſch ſpielen/ und ſtehlen/
ſehen und ſeynd einander ſo aͤhnlich/ wie der October und das
Wein Monath. Wann alles Geld/ ſo bey dem Spiel aufgeſetzt
wird/ koͤnte reden/ und ſagen/ woher es komme/ ſo wuͤrde das Meiſte
ſagen/ was Joſeph in Egypten/ furto ſublatus ſum &c. Die Kin-
der ſtehlen ihren Eltern/ die Bediente ihren Herrn/ die Maͤnner ih-
ren Weibern/ damit ſie nur was zum Spiel haben. Ich hab einen
Goldſchmid gekennet/ der alles das Seinige dergeſtalten durch daß
ſpielen verſchwendet/ daß er ſo gar ſeinem Weib alle Pfannen und
Haͤfen aus der Kuchl vertragen/ und zu Geld gemacht/ daß ſie ihme
alſo des andern Tags hat muͤſſen ein Ayr im Schmalz in einem
Schmelzdegel machen. Das 8. Gebot/ du ſollſt nit falſche Zeugnuß
geben: O mein GOtt! ich finde kein Ort/ wo man oͤfter falſch ſchwoͤ-
ret/ und auch falſch bezeugt/ als bey dem ſpielen/ wann er auch kein
Hertz in der Karten/ ſo hat er doch das Hertz falſch zu ſchwoͤren.
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