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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der verruchte Mensch
Nichts als Gütigkeit ist an ihme/ und wann ich nit wüste/
daß Ihn die übergebenedeyte Jungfrau Maria hätte ge-
säuget/ so glaubte ich gäntzlich/ die Barmhertzigkeit wäre
seine Ammel gewest/ aber/ aber/ ist doch Maria auch eine
Mutter der Barmhertzigkeit.

Petrus tritt auf eine Zeit zu unserm lieben HErrn/ und
sprach zu Ihm: Mein HErr/ wann einer sündiget/ wie offt
Matth. 18.soll ich ihm vergeben? biß siebenmal? O mein Peter/ auf
solche Weise wärest du gar ein scharpffer und scrupoloser
Beicht-Vatter/ möchte einer schier ihme noch einbilden/ der
Himmel wäre für die Gäns gebauet/ dann wer würde sol-
cher Gestalten denselben erlangen? wir seynd ja elende zer-
brechliche Menschen. JEsus aber sprach zu dem Petro/ nit
nur siebenmal/ mein Peter/ das wäre meiner Barmhertzig-
keit gar zu wenig sondern auch bis siebenzigmal siebenmal;
gibt hierauf die Gleichnuß von dem König/ deme sein Knecht
zehen tausend Pfund schuldig war/ weil er aber nit hatte zu
bezahlen/ und den König derenthalben um Vergebung und
Nachlaß gebetten/ so hat er ihme die gantze Schuld ge-
schenckt. Es ist keine Zahl der Sünden/ keine Schwehre der
Sünden/ keine Mänge der Sünden/ keine Grösse der Sün-
den/ von der sich die Barmhertzigkeit GOttes läst überwin-
den. 1000000000 mal gesündiget/ wider das erste Gebot.
200000000000 mal gesündiget wider das ander Gebot.
30000000000 mal gesündiget wider das dritte Gebot.
40000000000 mal gesündiget wider das vierdte Gebot.
50000000000 mal gesündiget wider das fünffte Gebot.
60000000000 mal gesündiget wider das sechste Gebot.
70000000000 mal gesündiget wider das siebende Gebot.
80000000000 mal gesündiget wider das achte Gebot.
90000000000 mal gesündiget wider das neundte Gebot.
100000000000 mal wider das zehende Gebot/ ist alles/ al-

les/

Judas der verruchte Menſch
Nichts als Guͤtigkeit iſt an ihme/ und wann ich nit wuͤſte/
daß Ihn die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria haͤtte ge-
ſaͤuget/ ſo glaubte ich gaͤntzlich/ die Barmhertzigkeit waͤre
ſeine Ammel geweſt/ aber/ aber/ iſt doch Maria auch eine
Mutter der Barmhertzigkeit.

Petrus tritt auf eine Zeit zu unſerm lieben HErrn/ und
ſprach zu Ihm: Mein HErr/ wann einer ſuͤndiget/ wie offt
Matth. 18.ſoll ich ihm vergeben? biß ſiebenmal? O mein Peter/ auf
ſolche Weiſe waͤreſt du gar ein ſcharpffer und ſcrupoloſer
Beicht-Vatter/ moͤchte einer ſchier ihme noch einbilden/ der
Himmel waͤre fuͤr die Gaͤns gebauet/ dann wer wuͤrde ſol-
cher Geſtalten denſelben erlangen? wir ſeynd ja elende zer-
brechliche Menſchen. JEſus aber ſprach zu dem Petro/ nit
nur ſiebenmal/ mein Peter/ das waͤre meiner Barmhertzig-
keit gar zu wenig ſondern auch bis ſiebenzigmal ſiebenmal;
gibt hierauf die Gleichnuß von dem Koͤnig/ deme ſein Knecht
zehen tauſend Pfund ſchuldig war/ weil er aber nit hatte zu
bezahlen/ und den Koͤnig derenthalben um Vergebung und
Nachlaß gebetten/ ſo hat er ihme die gantze Schuld ge-
ſchenckt. Es iſt keine Zahl der Suͤnden/ keine Schwehre der
Suͤnden/ keine Maͤnge der Suͤnden/ keine Groͤſſe der Suͤn-
den/ von der ſich die Barmhertzigkeit GOttes laͤſt uͤberwin-
den. 1000000000 mal geſuͤndiget/ wider das erſte Gebot.
200000000000 mal geſuͤndiget wider das ander Gebot.
30000000000 mal geſuͤndiget wider das dritte Gebot.
40000000000 mal geſuͤndiget wider das vierdte Gebot.
50000000000 mal geſuͤndiget wider das fuͤnffte Gebot.
60000000000 mal geſuͤndiget wider das ſechſte Gebot.
70000000000 mal geſuͤndiget wider das ſiebende Gebot.
80000000000 mal geſuͤndiget wider das achte Gebot.
90000000000 mal geſuͤndiget wider das neundte Gebot.
100000000000 mal wider das zehende Gebot/ iſt alles/ al-

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[548/0580] Judas der verruchte Menſch Nichts als Guͤtigkeit iſt an ihme/ und wann ich nit wuͤſte/ daß Ihn die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria haͤtte ge- ſaͤuget/ ſo glaubte ich gaͤntzlich/ die Barmhertzigkeit waͤre ſeine Ammel geweſt/ aber/ aber/ iſt doch Maria auch eine Mutter der Barmhertzigkeit. Petrus tritt auf eine Zeit zu unſerm lieben HErrn/ und ſprach zu Ihm: Mein HErr/ wann einer ſuͤndiget/ wie offt ſoll ich ihm vergeben? biß ſiebenmal? O mein Peter/ auf ſolche Weiſe waͤreſt du gar ein ſcharpffer und ſcrupoloſer Beicht-Vatter/ moͤchte einer ſchier ihme noch einbilden/ der Himmel waͤre fuͤr die Gaͤns gebauet/ dann wer wuͤrde ſol- cher Geſtalten denſelben erlangen? wir ſeynd ja elende zer- brechliche Menſchen. JEſus aber ſprach zu dem Petro/ nit nur ſiebenmal/ mein Peter/ das waͤre meiner Barmhertzig- keit gar zu wenig ſondern auch bis ſiebenzigmal ſiebenmal; gibt hierauf die Gleichnuß von dem Koͤnig/ deme ſein Knecht zehen tauſend Pfund ſchuldig war/ weil er aber nit hatte zu bezahlen/ und den Koͤnig derenthalben um Vergebung und Nachlaß gebetten/ ſo hat er ihme die gantze Schuld ge- ſchenckt. Es iſt keine Zahl der Suͤnden/ keine Schwehre der Suͤnden/ keine Maͤnge der Suͤnden/ keine Groͤſſe der Suͤn- den/ von der ſich die Barmhertzigkeit GOttes laͤſt uͤberwin- den. 1000000000 mal geſuͤndiget/ wider das erſte Gebot. 200000000000 mal geſuͤndiget wider das ander Gebot. 30000000000 mal geſuͤndiget wider das dritte Gebot. 40000000000 mal geſuͤndiget wider das vierdte Gebot. 50000000000 mal geſuͤndiget wider das fuͤnffte Gebot. 60000000000 mal geſuͤndiget wider das ſechſte Gebot. 70000000000 mal geſuͤndiget wider das ſiebende Gebot. 80000000000 mal geſuͤndiget wider das achte Gebot. 90000000000 mal geſuͤndiget wider das neundte Gebot. 100000000000 mal wider das zehende Gebot/ iſt alles/ al- les/ Matth. 18.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/580>, abgerufen am 24.11.2024.