Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen etc. wo vor diesem die Mauren gestanden/ wachsen anjetzo dieMaurachen/ wo vor diesem ein Thurn gestanden/ ist an- jetzo ein Turnier-Platz/ etc. Wann die Welt und alles in der Welt der Unbeständigkeit dergestalten unterworffen/ daß alles zu Trümmern gehet/ warum/ O unvorsichtige Adams-Kinder/ warum/ O sterbliche Erdwürm! halt ihr noch so hoch die Welt? vertiefft Euch also in die Welt? vergafft Euch also an der Welt? laßt Euch also bethören von der Welt? Sursum Corda, auf aufwerts mit euren Augen; auf aufwerts mit euren Gedancken/ und betracht lieber das Ewige/ tracht lieber nach dem Ewigen/ gedenckt doch/ daß euch GOtt der Allmächtige das Hertz also er- schaffen/ daß es unten-her zugespitzt/ über sich aber aus- gebreit/ als solle der wenigste Theil des Menschlichen Her- tzens gegen der Erde sehen/ sondern das Meiste hinauf ge- gen den Himmlischen und Ewigen. Ich hätte noch etliche Trachten von Fischen/ weil sich Judas
Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen ꝛc. wo vor dieſem die Mauren geſtanden/ wachſen anjetzo dieMaurachen/ wo vor dieſem ein Thurn geſtanden/ iſt an- jetzo ein Turnier-Platz/ ꝛc. Wann die Welt und alles in der Welt der Unbeſtaͤndigkeit dergeſtalten unterworffen/ daß alles zu Truͤmmern gehet/ warum/ O unvorſichtige Adams-Kinder/ warum/ O ſterbliche Erdwuͤrm! halt ihr noch ſo hoch die Welt? vertiefft Euch alſo in die Welt? vergafft Euch alſo an der Welt? laßt Euch alſo bethoͤren von der Welt? Surſum Corda, auf aufwerts mit euren Augen; auf aufwerts mit euren Gedancken/ und betracht lieber das Ewige/ tracht lieber nach dem Ewigen/ gedenckt doch/ daß euch GOtt der Allmaͤchtige das Hertz alſo er- ſchaffen/ daß es unten-her zugeſpitzt/ uͤber ſich aber aus- gebreit/ als ſolle der wenigſte Theil des Menſchlichen Her- tzens gegen der Erde ſehen/ ſondern das Meiſte hinauf ge- gen den Himmliſchen und Ewigen. Ich haͤtte noch etliche Trachten von Fiſchen/ weil ſich Judas
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Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen ꝛc.
wo vor dieſem die Mauren geſtanden/ wachſen anjetzo die
Maurachen/ wo vor dieſem ein Thurn geſtanden/ iſt an-
jetzo ein Turnier-Platz/ ꝛc. Wann die Welt und alles in
der Welt der Unbeſtaͤndigkeit dergeſtalten unterworffen/
daß alles zu Truͤmmern gehet/ warum/ O unvorſichtige
Adams-Kinder/ warum/ O ſterbliche Erdwuͤrm! halt
ihr noch ſo hoch die Welt? vertiefft Euch alſo in die Welt?
vergafft Euch alſo an der Welt? laßt Euch alſo bethoͤren
von der Welt? Surſum Corda, auf aufwerts mit euren
Augen; auf aufwerts mit euren Gedancken/ und betracht
lieber das Ewige/ tracht lieber nach dem Ewigen/ gedenckt
doch/ daß euch GOtt der Allmaͤchtige das Hertz alſo er-
ſchaffen/ daß es unten-her zugeſpitzt/ uͤber ſich aber aus-
gebreit/ als ſolle der wenigſte Theil des Menſchlichen Her-
tzens gegen der Erde ſehen/ ſondern das Meiſte hinauf ge-
gen den Himmliſchen und Ewigen.
Ich haͤtte noch etliche Trachten von Fiſchen/ weil ſich
aber die Mahlzeit zu weit hinaus erſtrecket/ alſo will ich
fuͤr dißmal dem Tractament ein End machen/ das alleine
dem Leſer zu einer Nachricht hinterlaß ich/ um weil alles
in der Welt hin und her/ alles hinter ſich und fuͤr ſich in
der Welt; alles in der Welt auf und ab/ alles in der Welt
umkehrt/ alſo ſoll er auch auf ſolche Weis die obangezoge-
ne Reimen leſen/ wordurch er an der laͤppiſchen
Welt ihr nichtiges Weſen leicht
erkennen wird.
Judas
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