Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/ Oerter ist nit ein neue erdichte Sach/ sondern schon in dem1. Reg. 1. c.Alten Testament im Schwang gewest/ indeme so gar der allmächtige GOtt denen Kindern Israel ein Gebott ge- setzt/ daß sie dreymal im Jahr sollen nacher Jerusalem Wahlfarten gehen: Solches hat nachmals im Anfang des Christlichen Glaubens noch mehrer zugenommen/ und ist hierinnfalls die Mutter GOttes selbsten mit einem guten Exempel vorgangen/ indem sie öffter nach der glor- reichen Himmelfahrt Christi die jenige Orth sambt an- dern heiligen Frauen und Matronen besucht/ welche ihr gebenedeyter Sohn JESUS mit seinen Fuß-Pfaden geweyhet/ als da ware/ der Oelberg/ der Calvari. Berg/ das heilige Grab und andere etc. Noch lang vor Constan- tini Zeiten haben die Christen die Wahlfart verricht/ und das heilige Land/ die Gräber der Aposteln/ wie auch vor- derist die Kirchen der Mutter GOttes besucht/ ob schon solches die Wicleffisten sambt andern Ketzer-Brut in Abred stellen. Es ist zwar nit ohne/ daß zuweilen eine Wahlfart zu keiner Wohlfart wird/ und der Teufel auch eine Capell zu der grossen Kirchen bauet/ massen bey der- gleichen Creutz-Gäng offt einige Fehler einschleichen. Fünff Meil von Saltzburg ist ein sehr berühmter Orth/ so auch mit grossem Zulauff des Volcks verehret wird/ allwo der Heil. Wolffgang ein Eremiten-Leben gefüh- ret. Dieser Heil. Bischoff hat den Teufel ersucht/ oder viel- mehr ihme auferlegt/ er solle ihme helffen eine Kirchen bauen/ mit dem Geding/ daß der erste Wahlfarter soll ih- me zugehören/ welchen Pact der böse Feind gar gern ein- gangen/ und also weder Fleiß noch Mühe gespahrt/ biß das völlige Gebäu vollendet worden/ unterdessen hat der H. Mann den allmächtigen GOtt inbrünstigst gebetten/ er wolle
Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ Oerter iſt nit ein neue erdichte Sach/ ſondern ſchon in dem1. Reg. 1. c.Alten Teſtament im Schwang geweſt/ indeme ſo gar der allmaͤchtige GOtt denen Kindern Iſrael ein Gebott ge- ſetzt/ daß ſie dreymal im Jahr ſollen nacher Jeruſalem Wahlfarten gehen: Solches hat nachmals im Anfang des Chriſtlichen Glaubens noch mehrer zugenommen/ und iſt hierinnfalls die Mutter GOttes ſelbſten mit einem guten Exempel vorgangen/ indem ſie oͤffter nach der glor- reichen Himmelfahrt Chriſti die jenige Orth ſambt an- dern heiligen Frauen und Matronen beſucht/ welche ihr gebenedeyter Sohn JESUS mit ſeinen Fuß-Pfaden geweyhet/ als da ware/ der Oelberg/ der Calvari. Berg/ das heilige Grab und andere ꝛc. Noch lang vor Conſtan- tini Zeiten haben die Chriſten die Wahlfart verricht/ und das heilige Land/ die Graͤber der Apoſteln/ wie auch vor- deriſt die Kirchen der Mutter GOttes beſucht/ ob ſchon ſolches die Wicleffiſten ſambt andern Ketzer-Brut in Abred ſtellen. Es iſt zwar nit ohne/ daß zuweilen eine Wahlfart zu keiner Wohlfart wird/ und der Teufel auch eine Capell zu der groſſen Kirchen bauet/ maſſen bey der- gleichen Creutz-Gaͤng offt einige Fehler einſchleichen. Fuͤnff Meil von Saltzburg iſt ein ſehr beruͤhmter Orth/ ſo auch mit groſſem Zulauff des Volcks verehret wird/ allwo der Heil. Wolffgang ein Eremiten-Leben gefuͤh- ret. Dieſer Heil. Biſchoff hat den Teufel erſucht/ oder viel- mehr ihme auferlegt/ er ſolle ihme helffen eine Kirchen bauen/ mit dem Geding/ daß der erſte Wahlfarter ſoll ih- me zugehoͤren/ welchen Pact der boͤſe Feind gar gern ein- gangen/ und alſo weder Fleiß noch Muͤhe geſpahrt/ biß das voͤllige Gebaͤu vollendet worden/ unterdeſſen hat der H. Mann den allmaͤchtigen GOtt inbruͤnſtigſt gebetten/ er wolle
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Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
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Alten Teſtament im Schwang geweſt/ indeme ſo gar der
allmaͤchtige GOtt denen Kindern Iſrael ein Gebott ge-
ſetzt/ daß ſie dreymal im Jahr ſollen nacher Jeruſalem
Wahlfarten gehen: Solches hat nachmals im Anfang
des Chriſtlichen Glaubens noch mehrer zugenommen/
und iſt hierinnfalls die Mutter GOttes ſelbſten mit einem
guten Exempel vorgangen/ indem ſie oͤffter nach der glor-
reichen Himmelfahrt Chriſti die jenige Orth ſambt an-
dern heiligen Frauen und Matronen beſucht/ welche ihr
gebenedeyter Sohn JESUS mit ſeinen Fuß-Pfaden
geweyhet/ als da ware/ der Oelberg/ der Calvari. Berg/
das heilige Grab und andere ꝛc. Noch lang vor Conſtan-
tini Zeiten haben die Chriſten die Wahlfart verricht/ und
das heilige Land/ die Graͤber der Apoſteln/ wie auch vor-
deriſt die Kirchen der Mutter GOttes beſucht/ ob ſchon
ſolches die Wicleffiſten ſambt andern Ketzer-Brut in
Abred ſtellen. Es iſt zwar nit ohne/ daß zuweilen eine
Wahlfart zu keiner Wohlfart wird/ und der Teufel auch
eine Capell zu der groſſen Kirchen bauet/ maſſen bey der-
gleichen Creutz-Gaͤng offt einige Fehler einſchleichen.
Fuͤnff Meil von Saltzburg iſt ein ſehr beruͤhmter Orth/
ſo auch mit groſſem Zulauff des Volcks verehret wird/
allwo der Heil. Wolffgang ein Eremiten-Leben gefuͤh-
ret. Dieſer Heil. Biſchoff hat den Teufel erſucht/ oder viel-
mehr ihme auferlegt/ er ſolle ihme helffen eine Kirchen
bauen/ mit dem Geding/ daß der erſte Wahlfarter ſoll ih-
me zugehoͤren/ welchen Pact der boͤſe Feind gar gern ein-
gangen/ und alſo weder Fleiß noch Muͤhe geſpahrt/ biß das
voͤllige Gebaͤu vollendet worden/ unterdeſſen hat der H.
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