Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/
ter Annae verschlossen war. Zumalen/ nach Aussag der
mehristen Lehrer/ sie zur selben Zeit schon einen vollkom-
menen Verstand gehabt/ und schon dazumalen in den
Verdiensten bey GOtt dem HErrn so hoch gestiegen/ daß
sie alle Heiligen der gantzen Welt übertroffen.

Boron
An. 870.

Die Gottseelige Abtisin Ebba in Schottland/ indem
sie den feindlichen Einfall der Dennemärcker geforchten/
hat ihr selbst die Nasen/ sambt dem obern Leffzen abge-
schnitten/ welcher auch alle Schwestern folgten/ damit
sie nur ihrer Jungfrauschafft nit möchten verlustigt wer-
den/ das ware ein heiliger Nasen-Witz. Andere haben
sich lieber verbrennen lassen/ als von diesem Venus-Feuer
angesteckt werden. Andere haben sich lieber in das Was-
ser gestürtzt/ als einen Schiff-Bruch gelitten der Jung-
frauschafft/ andere haben lieber den Kopff verlohren/ als
solche Haupt-Tugend. Ihre Jungfräuliche Ehre aber
aller dieser Jungfräulichen Reinigkeit ist gleichwol nit
zu vergleichen mit Maria, massen anderer Jungfrauen
Gestalt und Angesicht die muthwillige Gesellen zur Geil-
heit angereitzt/ welcher aber die übergebenedeyte Jung-
frau Maria bey Lebens-Zeit hat angeschauet/ ist noch
hierüber zur Reinigkeit veranlast und getrieben worden.
Wehe also den jenigen/ welche solches himmlische Kleynod
der seeligsten Mutter GOttes verachten.

In Spanien hat sich eine junge Tochter gefunden/
de Hur Chaldaeorum &c. dero grosser Leib sattsam zu
verstehen gab/ daß sie die Ehre in die Schantz geschlagen/
welches sie aber/ wie gemeiniglich pflegt zu geschehen/ mit
tausend Schwören gelaugnet/ sondern es vor einen andern
Zustand und Kranckheit ausgeben/ wessenthalben ihre
Mutter in allweg gesucht/ damit doch ihre liebe Tochter

von

Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
ter Annæ verſchloſſen war. Zumalen/ nach Auſſag der
mehriſten Lehrer/ ſie zur ſelben Zeit ſchon einen vollkom-
menen Verſtand gehabt/ und ſchon dazumalen in den
Verdienſten bey GOtt dem HErrn ſo hoch geſtiegen/ daß
ſie alle Heiligen der gantzen Welt uͤbertroffen.

Boron
An. 870.

Die Gottſeelige Abtiſin Ebba in Schottland/ indem
ſie den feindlichen Einfall der Dennemaͤrcker geforchten/
hat ihr ſelbſt die Naſen/ ſambt dem obern Leffzen abge-
ſchnitten/ welcher auch alle Schweſtern folgten/ damit
ſie nur ihrer Jungfrauſchafft nit moͤchten verluſtigt wer-
den/ das ware ein heiliger Naſen-Witz. Andere haben
ſich lieber verbrennen laſſen/ als von dieſem Venus-Feuer
angeſteckt werden. Andere haben ſich lieber in das Waſ-
ſer geſtuͤrtzt/ als einen Schiff-Bruch gelitten der Jung-
frauſchafft/ andere haben lieber den Kopff verlohren/ als
ſolche Haupt-Tugend. Ihre Jungfraͤuliche Ehre aber
aller dieſer Jungfraͤulichen Reinigkeit iſt gleichwol nit
zu vergleichen mit Maria, maſſen anderer Jungfrauen
Geſtalt und Angeſicht die muthwillige Geſellen zur Geil-
heit angereitzt/ welcher aber die uͤbergebenedeyte Jung-
frau Maria bey Lebens-Zeit hat angeſchauet/ iſt noch
hieruͤber zur Reinigkeit veranlaſt und getrieben worden.
Wehe alſo den jenigen/ welche ſolches himmliſche Kleynod
der ſeeligſten Mutter GOttes verachten.

In Spanien hat ſich eine junge Tochter gefunden/
de Hur Chaldæorum &c. dero groſſer Leib ſattſam zu
verſtehen gab/ daß ſie die Ehre in die Schantz geſchlagen/
welches ſie aber/ wie gemeiniglich pflegt zu geſchehen/ mit
tauſend Schwoͤren gelaugnet/ ſondern es vor einen andern
Zuſtand und Kranckheit ausgeben/ weſſenthalben ihre
Mutter in allweg geſucht/ damit doch ihre liebe Tochter

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0490" n="458"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas/ der unver&#x017F;chamte und La&#x017F;terhaffte Ge&#x017F;ell/</hi></fw><lb/>
ter <hi rendition="#aq">Annæ</hi> ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war. Zumalen/ nach Au&#x017F;&#x017F;ag der<lb/>
mehri&#x017F;ten Lehrer/ &#x017F;ie zur &#x017F;elben Zeit &#x017F;chon einen vollkom-<lb/>
menen Ver&#x017F;tand gehabt/ und &#x017F;chon dazumalen in den<lb/>
Verdien&#x017F;ten bey GOtt dem HErrn &#x017F;o hoch ge&#x017F;tiegen/ daß<lb/>
&#x017F;ie alle Heiligen der gantzen Welt u&#x0364;bertroffen.</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">Boron<lb/>
An. 870.</hi> </note>
        <p>Die Gott&#x017F;eelige Abti&#x017F;in Ebba in Schottland/ indem<lb/>
&#x017F;ie den feindlichen Einfall der Dennema&#x0364;rcker geforchten/<lb/>
hat ihr &#x017F;elb&#x017F;t die Na&#x017F;en/ &#x017F;ambt dem obern Leffzen abge-<lb/>
&#x017F;chnitten/ welcher auch alle Schwe&#x017F;tern folgten/ damit<lb/>
&#x017F;ie nur ihrer Jungfrau&#x017F;chafft nit mo&#x0364;chten verlu&#x017F;tigt wer-<lb/>
den/ das ware ein heiliger Na&#x017F;en-Witz. Andere haben<lb/>
&#x017F;ich lieber verbrennen la&#x017F;&#x017F;en/ als von die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Venus-</hi>Feuer<lb/>
ange&#x017F;teckt werden. Andere haben &#x017F;ich lieber in das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ als einen Schiff-Bruch gelitten der Jung-<lb/>
frau&#x017F;chafft/ andere haben lieber den Kopff verlohren/ als<lb/>
&#x017F;olche Haupt-Tugend. Ihre Jungfra&#x0364;uliche Ehre aber<lb/>
aller die&#x017F;er Jungfra&#x0364;ulichen Reinigkeit i&#x017F;t gleichwol nit<lb/>
zu vergleichen mit <hi rendition="#aq">Maria,</hi> ma&#x017F;&#x017F;en anderer Jungfrauen<lb/>
Ge&#x017F;talt und Ange&#x017F;icht die muthwillige Ge&#x017F;ellen zur Geil-<lb/>
heit angereitzt/ welcher aber die u&#x0364;bergebenedeyte Jung-<lb/>
frau Maria bey Lebens-Zeit hat ange&#x017F;chauet/ i&#x017F;t noch<lb/>
hieru&#x0364;ber zur Reinigkeit veranla&#x017F;t und getrieben worden.<lb/>
Wehe al&#x017F;o den jenigen/ welche &#x017F;olches himmli&#x017F;che Kleynod<lb/>
der &#x017F;eelig&#x017F;ten Mutter GOttes verachten.</p><lb/>
        <p>In Spanien hat &#x017F;ich eine junge Tochter gefunden/<lb/><hi rendition="#aq">de Hur Chaldæorum &amp;c.</hi> dero gro&#x017F;&#x017F;er Leib &#x017F;att&#x017F;am zu<lb/>
ver&#x017F;tehen gab/ daß &#x017F;ie die Ehre in die Schantz ge&#x017F;chlagen/<lb/>
welches &#x017F;ie aber/ wie gemeiniglich pflegt zu ge&#x017F;chehen/ mit<lb/>
tau&#x017F;end Schwo&#x0364;ren gelaugnet/ &#x017F;ondern es vor einen andern<lb/>
Zu&#x017F;tand und Kranckheit ausgeben/ we&#x017F;&#x017F;enthalben ihre<lb/>
Mutter in allweg ge&#x017F;ucht/ damit doch ihre liebe Tochter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0490] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ ter Annæ verſchloſſen war. Zumalen/ nach Auſſag der mehriſten Lehrer/ ſie zur ſelben Zeit ſchon einen vollkom- menen Verſtand gehabt/ und ſchon dazumalen in den Verdienſten bey GOtt dem HErrn ſo hoch geſtiegen/ daß ſie alle Heiligen der gantzen Welt uͤbertroffen. Die Gottſeelige Abtiſin Ebba in Schottland/ indem ſie den feindlichen Einfall der Dennemaͤrcker geforchten/ hat ihr ſelbſt die Naſen/ ſambt dem obern Leffzen abge- ſchnitten/ welcher auch alle Schweſtern folgten/ damit ſie nur ihrer Jungfrauſchafft nit moͤchten verluſtigt wer- den/ das ware ein heiliger Naſen-Witz. Andere haben ſich lieber verbrennen laſſen/ als von dieſem Venus-Feuer angeſteckt werden. Andere haben ſich lieber in das Waſ- ſer geſtuͤrtzt/ als einen Schiff-Bruch gelitten der Jung- frauſchafft/ andere haben lieber den Kopff verlohren/ als ſolche Haupt-Tugend. Ihre Jungfraͤuliche Ehre aber aller dieſer Jungfraͤulichen Reinigkeit iſt gleichwol nit zu vergleichen mit Maria, maſſen anderer Jungfrauen Geſtalt und Angeſicht die muthwillige Geſellen zur Geil- heit angereitzt/ welcher aber die uͤbergebenedeyte Jung- frau Maria bey Lebens-Zeit hat angeſchauet/ iſt noch hieruͤber zur Reinigkeit veranlaſt und getrieben worden. Wehe alſo den jenigen/ welche ſolches himmliſche Kleynod der ſeeligſten Mutter GOttes verachten. In Spanien hat ſich eine junge Tochter gefunden/ de Hur Chaldæorum &c. dero groſſer Leib ſattſam zu verſtehen gab/ daß ſie die Ehre in die Schantz geſchlagen/ welches ſie aber/ wie gemeiniglich pflegt zu geſchehen/ mit tauſend Schwoͤren gelaugnet/ ſondern es vor einen andern Zuſtand und Kranckheit ausgeben/ weſſenthalben ihre Mutter in allweg geſucht/ damit doch ihre liebe Tochter von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/490
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/490>, abgerufen am 23.12.2024.