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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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ist aber zu spat kommen.
über Pausch/ da klopfft man an das Hertz/ da schnappt er
mit dem Maul als wolt er die Himmels Thür mit den
Zähnen aufbeissen/ da senffzet er JESUS! JE-
SUS! da wirfft er die Augen hin und her/ als such er
ihme ein besonders Ort in dem Himmel aus/ also stirbt
er/ also sagt man/ tröst ihn GOtt/ weil er nur gebeichtet
hat.

O Thorheit! wer will es glauben/ daß in einer so kur-
tzen Zeit der elende Mensch den gantzen Innhalt seines
Lebens in Mitte unter den Schmertzen und Todes-Aeng-
sten hab können zusammen bringen? wir will es aussa-
gen/ daß ein solcher in Gegenwart vieler tausend teufli-
scher Larven/ in Anschauung des aufgesperrten Höllen-
Rachens/ in Erwegung der unendlichen Ewigkeit/ in
Erblickung des gantzen so übel zugebrachten Lebens-
Wandel/ in Betrachtung des so vielmal verschwendten
Bluts JEsu CHristi/ in Anschauung der Göttlichen
Ungnad etc. wie kans seyn/ daß ein solcher eine rechte Reu
und Leyd erwecke? dazumalen/ wann sich GOtt von ih-
me absondert/ wann GOtt ihme selbsten die Ohren zu-
hält/ als spreche er/ ich habe dich elende Creatur so viel-
fältig ermahnet/ so offt dir zum Hertzen geredet/ so offt
dir durch die Prediger zugeschryen/ so offt dir durch so viel
erwiesene Gutthaten die Anleitung gegeben/ daß du dich
soltest bessern/ dich bekehren/ so hast du aber halsstarriges
Geschöpff mir als deinem Erschöpffer nie kein Gehör ge-
geben/ mir als deinem Erlöser allezeit den Rucken ge-
zeigt/ mich als deinen GOtt nie angehört/ jetzt lache ich
auch an deinem Untergang/ und da ich dir helffen könte/
hilff ich nit/ weilen ich dir so offt hab helffen wollen/ und
du solche Hülffe geweigert: Quaerotis me, & non invenie-Joann. 8.
tis, & in peccato vestro moriemini.

So last uns dann nachfolgen dem David/ solchem
von GOtt erwähltem König/ als dieser noch in jungen

Jah-

iſt aber zu ſpat kommen.
uͤber Pauſch/ da klopfft man an das Hertz/ da ſchnappt er
mit dem Maul als wolt er die Himmels Thuͤr mit den
Zaͤhnen aufbeiſſen/ da ſenffzet er JESUS! JE-
SUS! da wirfft er die Augen hin und her/ als ſuch er
ihme ein beſonders Ort in dem Himmel aus/ alſo ſtirbt
er/ alſo ſagt man/ troͤſt ihn GOtt/ weil er nur gebeichtet
hat.

O Thorheit! wer will es glauben/ daß in einer ſo kur-
tzen Zeit der elende Menſch den gantzen Innhalt ſeines
Lebens in Mitte unter den Schmertzen und Todes-Aeng-
ſten hab koͤnnen zuſammen bringen? wir will es ausſa-
gen/ daß ein ſolcher in Gegenwart vieler tauſend teufli-
ſcher Larven/ in Anſchauung des aufgeſperrten Hoͤllen-
Rachens/ in Erwegung der unendlichen Ewigkeit/ in
Erblickung des gantzen ſo uͤbel zugebrachten Lebens-
Wandel/ in Betrachtung des ſo vielmal verſchwendten
Bluts JEſu CHriſti/ in Anſchauung der Goͤttlichen
Ungnad ꝛc. wie kans ſeyn/ daß ein ſolcher eine rechte Reu
und Leyd erwecke? dazumalen/ wann ſich GOtt von ih-
me abſondert/ wann GOtt ihme ſelbſten die Ohren zu-
haͤlt/ als ſpreche er/ ich habe dich elende Creatur ſo viel-
faͤltig ermahnet/ ſo offt dir zum Hertzen geredet/ ſo offt
dir durch die Prediger zugeſchryen/ ſo offt dir durch ſo viel
erwieſene Gutthaten die Anleitung gegeben/ daß du dich
ſolteſt beſſern/ dich bekehren/ ſo haſt du aber halsſtarriges
Geſchoͤpff mir als deinem Erſchoͤpffer nie kein Gehoͤr ge-
geben/ mir als deinem Erloͤſer allezeit den Rucken ge-
zeigt/ mich als deinen GOtt nie angehoͤrt/ jetzt lache ich
auch an deinem Untergang/ und da ich dir helffen koͤnte/
hilff ich nit/ weilen ich dir ſo offt hab helffen wollen/ und
du ſolche Huͤlffe geweigert: Quærotis me, & non invenie-Joann. 8.
tis, & in peccato veſtro moriemini.

So laſt uns dann nachfolgen dem David/ ſolchem
von GOtt erwaͤhltem Koͤnig/ als dieſer noch in jungen

Jah-
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[447/0479] iſt aber zu ſpat kommen. uͤber Pauſch/ da klopfft man an das Hertz/ da ſchnappt er mit dem Maul als wolt er die Himmels Thuͤr mit den Zaͤhnen aufbeiſſen/ da ſenffzet er JESUS! JE- SUS! da wirfft er die Augen hin und her/ als ſuch er ihme ein beſonders Ort in dem Himmel aus/ alſo ſtirbt er/ alſo ſagt man/ troͤſt ihn GOtt/ weil er nur gebeichtet hat. O Thorheit! wer will es glauben/ daß in einer ſo kur- tzen Zeit der elende Menſch den gantzen Innhalt ſeines Lebens in Mitte unter den Schmertzen und Todes-Aeng- ſten hab koͤnnen zuſammen bringen? wir will es ausſa- gen/ daß ein ſolcher in Gegenwart vieler tauſend teufli- ſcher Larven/ in Anſchauung des aufgeſperrten Hoͤllen- Rachens/ in Erwegung der unendlichen Ewigkeit/ in Erblickung des gantzen ſo uͤbel zugebrachten Lebens- Wandel/ in Betrachtung des ſo vielmal verſchwendten Bluts JEſu CHriſti/ in Anſchauung der Goͤttlichen Ungnad ꝛc. wie kans ſeyn/ daß ein ſolcher eine rechte Reu und Leyd erwecke? dazumalen/ wann ſich GOtt von ih- me abſondert/ wann GOtt ihme ſelbſten die Ohren zu- haͤlt/ als ſpreche er/ ich habe dich elende Creatur ſo viel- faͤltig ermahnet/ ſo offt dir zum Hertzen geredet/ ſo offt dir durch die Prediger zugeſchryen/ ſo offt dir durch ſo viel erwieſene Gutthaten die Anleitung gegeben/ daß du dich ſolteſt beſſern/ dich bekehren/ ſo haſt du aber halsſtarriges Geſchoͤpff mir als deinem Erſchoͤpffer nie kein Gehoͤr ge- geben/ mir als deinem Erloͤſer allezeit den Rucken ge- zeigt/ mich als deinen GOtt nie angehoͤrt/ jetzt lache ich auch an deinem Untergang/ und da ich dir helffen koͤnte/ hilff ich nit/ weilen ich dir ſo offt hab helffen wollen/ und du ſolche Huͤlffe geweigert: Quærotis me, & non invenie- tis, & in peccato veſtro moriemini. Joann. 8. So laſt uns dann nachfolgen dem David/ ſolchem von GOtt erwaͤhltem Koͤnig/ als dieſer noch in jungen Jah-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/479>, abgerufen am 30.11.2024.