Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas will erst auf die letzt gut thun/ sollst leben wie ein unflätiges Schwein/ und doch zuletztsterben mit einem Schein? du? das reimt sich wie ein Polster und Haselnuß. Du sollst immerzu leben wie ein neidiger Hund/ und nachmals dein Leben heilig enden in der letzten Stund? du? das reimt sich wie Speck und Sträh-Büchsen. Du sollst so viel Jahr leben wie ein ver- stohlner Raab/ und zu letzt wie ein Heiliger kommen ins Grab? du? das reimt sich wie Straubing und Küzbichel. Du sollst fast allezeit leben wie ein Luder/ und doch zuletzt sterben wie ein Jacobs-Bruder? du? das reimt sich wie Babylon und Glasscheiben. Du sollst deine Jahr zu- bringen wie ein Poltron, und dannoch zuletzt hoffen die ewige Cron? du? das reimt sich wie Lauten und Musca- teller. Du sollst nit anderst leben/ als wie ein Teufel/ und doch zuletzt seelig werden ohne Zweiffel? du? das reimt sich wie Stieffel und Sessel-Knopff. Wohl aber wird bey dir zuletzt seyn/ wie der Wein zuletzt in dem Faß/ lauter trübes Gleger: bey dir wird zuletzt seyn/ wie zu Wien die Processiones, allwo jederzeit ein altes/ schwa- ches/ rotziges Mütterl zuletzt gehet: bey dir wird zuletzt seyn/ wie ein Schuster-Zech/ da man zur letzt fast alle- mal thut rauffen und schlagen. Es wird bey dir nie schlechter hergehen/ als zur letzt/ da wird es sich zeigen/ daß Leben und Tod auf einen Thon gestimmt/ Tod und Leben über einen Leist geschlagen/ Leben und Tod in ei- nen Model gegossen/ da wird man sehen/ wie gelebt/ also gestorben. Es ist keine Fabel/ sondern es bestättiget solches die den/
Judas will erſt auf die letzt gut thun/ ſollſt leben wie ein unflaͤtiges Schwein/ und doch zuletztſterben mit einem Schein? du? das reimt ſich wie ein Polſter und Haſelnuß. Du ſollſt immerzu leben wie ein neidiger Hund/ und nachmals dein Leben heilig enden in der letzten Stund? du? das reimt ſich wie Speck und Straͤh-Buͤchſen. Du ſollſt ſo viel Jahr leben wie ein ver- ſtohlner Raab/ und zu letzt wie ein Heiliger kommen ins Grab? du? das reimt ſich wie Straubing und Kuͤzbichel. Du ſollſt faſt allezeit leben wie ein Luder/ und doch zuletzt ſterben wie ein Jacobs-Bruder? du? das reimt ſich wie Babylon und Glasſcheiben. Du ſollſt deine Jahr zu- bringen wie ein Poltron, und dannoch zuletzt hoffen die ewige Cron? du? das reimt ſich wie Lauten und Muſca- teller. Du ſollſt nit anderſt leben/ als wie ein Teufel/ und doch zuletzt ſeelig werden ohne Zweiffel? du? das reimt ſich wie Stieffel und Seſſel-Knopff. Wohl aber wird bey dir zuletzt ſeyn/ wie der Wein zuletzt in dem Faß/ lauter truͤbes Gleger: bey dir wird zuletzt ſeyn/ wie zu Wien die Proceſſiones, allwo jederzeit ein altes/ ſchwa- ches/ rotziges Muͤtterl zuletzt gehet: bey dir wird zuletzt ſeyn/ wie ein Schuſter-Zech/ da man zur letzt faſt alle- mal thut rauffen und ſchlagen. Es wird bey dir nie ſchlechter hergehen/ als zur letzt/ da wird es ſich zeigen/ daß Leben und Tod auf einen Thon geſtimmt/ Tod und Leben uͤber einen Leiſt geſchlagen/ Leben und Tod in ei- nen Model gegoſſen/ da wird man ſehen/ wie gelebt/ alſo geſtorben. Es iſt keine Fabel/ ſondern es beſtaͤttiget ſolches die den/
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Judas will erſt auf die letzt gut thun/
ſollſt leben wie ein unflaͤtiges Schwein/ und doch zuletzt
ſterben mit einem Schein? du? das reimt ſich wie ein
Polſter und Haſelnuß. Du ſollſt immerzu leben wie ein
neidiger Hund/ und nachmals dein Leben heilig enden in
der letzten Stund? du? das reimt ſich wie Speck und
Straͤh-Buͤchſen. Du ſollſt ſo viel Jahr leben wie ein ver-
ſtohlner Raab/ und zu letzt wie ein Heiliger kommen ins
Grab? du? das reimt ſich wie Straubing und Kuͤzbichel.
Du ſollſt faſt allezeit leben wie ein Luder/ und doch zuletzt
ſterben wie ein Jacobs-Bruder? du? das reimt ſich wie
Babylon und Glasſcheiben. Du ſollſt deine Jahr zu-
bringen wie ein Poltron, und dannoch zuletzt hoffen die
ewige Cron? du? das reimt ſich wie Lauten und Muſca-
teller. Du ſollſt nit anderſt leben/ als wie ein Teufel/
und doch zuletzt ſeelig werden ohne Zweiffel? du? das
reimt ſich wie Stieffel und Seſſel-Knopff. Wohl aber
wird bey dir zuletzt ſeyn/ wie der Wein zuletzt in dem Faß/
lauter truͤbes Gleger: bey dir wird zuletzt ſeyn/ wie zu
Wien die Proceſſiones, allwo jederzeit ein altes/ ſchwa-
ches/ rotziges Muͤtterl zuletzt gehet: bey dir wird zuletzt
ſeyn/ wie ein Schuſter-Zech/ da man zur letzt faſt alle-
mal thut rauffen und ſchlagen. Es wird bey dir nie
ſchlechter hergehen/ als zur letzt/ da wird es ſich zeigen/
daß Leben und Tod auf einen Thon geſtimmt/ Tod und
Leben uͤber einen Leiſt geſchlagen/ Leben und Tod in ei-
nen Model gegoſſen/ da wird man ſehen/ wie gelebt/ alſo
geſtorben.
Es iſt keine Fabel/ ſondern es beſtaͤttiget ſolches die
Heil. Schrifft ſelbſt/ welche mit kurtzen Worten bey-
bringt/ daß zu Jeruſalem 2. junge Soldaten/ weiß nit
was Urſach halber/ auf der Gaſſen toͤdtlich bleſſirt wor-
den/
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