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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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ist aber zu spat kommen.
tanzen/ viel aus ihnen des gähen Todes gestorben/ da hört
man öffters: JEsus! JEsus! der ist gestorben/ die ist
gestorben/ wer hätts vermeynt? wer hätte ihms eingebil-
det? wir seynd erst vor wenig Tagen überaus lustig gewe-
sen beym Versprechen des Herrn Nasinger mit der Schme-
ckerischen Sabindel/ der Mensch hat hergesehen/ hat aus-
gesehen/ als hätte ihme die Göttin Flora ein Rosenbü-
schel ins Gesicht gehefftet. Diese soll gestorben seyn? die-
se? das ist ja nit möglich? hab ich doch sie erst vorgester[n]
beym Kirschner angetroffen/ wie sie einen Beltz um 60.
Thaler gekaufft hat/ Beltz hin/ Beltz her/ der Tod hat ihr
gleichwol die Läuß in den Beltz gesetzt. Je! je! hat sie doch
kaum 26. Jahr gehabt/ hat sie doch ein frisch paar Augen
gehabt/ wie die Agsteinerne Knöpf unsers Herrn Früh-
messers in seiner Feyertags-Kutten/ um GOttes willen/
so ist sie gestorben? wer hätte eimnal ihme das eingebildet?
dergleichen unversehene/ unverhosfte Todesfäll seynd al-
lenthalben/ und zu allen Zeiten/ du bist nit einen augen-
blick sicher; Nach dem Buch Genesis, folgt bald das Buch
Exodi, kaum daß du das Leben empfangen/ bist du schon
in der Gefahr/ daß dir nit gleich der Todt das la mi fa re
singet. Die jetzige Weibertracht hat tausend Modi, und
was dem Meister Bokio bey der Nacht träumet/ dassel-
bige Concept führt er des andern Tags mit der Scheer
aus. Aber doch mehrer Modi hat der unsichere und siche-
re Tod. Einem beugt der Teufel bey nächtlicher weil
den Halß/ das ist vor etlichen Jahren in Steyermarck ge-
schehen. Einer erstickt bey der Nacht/ das ist vor etlichen
Jahren zu Prag im Königreich Böheim geschehen/ all-
wo der Bräutigam samt der Braut an ihrem Ehrentag
todt in der Cammer gefunden worden. Einer fällt in ei-

nen

iſt aber zu ſpat kommen.
tanzen/ viel aus ihnen des gaͤhen Todes geſtorben/ da hoͤrt
man oͤffters: JEſus! JEſus! der iſt geſtorben/ die iſt
geſtorben/ wer haͤtts vermeynt? wer haͤtte ihms eingebil-
det? wir ſeynd erſt vor wenig Tagen uͤberaus luſtig gewe-
ſen beym Verſprechen des Herꝛn Naſinger mit der Schme-
ckeriſchen Sabindel/ der Menſch hat hergeſehen/ hat aus-
geſehen/ als haͤtte ihme die Goͤttin Flora ein Roſenbuͤ-
ſchel ins Geſicht gehefftet. Dieſe ſoll geſtorben ſeyn? die-
ſe? das iſt ja nit moͤglich? hab ich doch ſie erſt vorgeſter[n]
beym Kirſchner angetroffen/ wie ſie einen Beltz um 60.
Thaler gekaufft hat/ Beltz hin/ Beltz her/ der Tod hat ihr
gleichwol die Laͤuß in den Beltz geſetzt. Je! je! hat ſie doch
kaum 26. Jahr gehabt/ hat ſie doch ein friſch paar Augen
gehabt/ wie die Agſteinerne Knoͤpf unſers Herrn Fruͤh-
meſſers in ſeiner Feyertags-Kutten/ um GOttes willen/
ſo iſt ſie geſtorben? wer haͤtte eimnal ihme das eingebildet?
dergleichen unverſehene/ unverhoſfte Todesfaͤll ſeynd al-
lenthalben/ und zu allen Zeiten/ du biſt nit einen augen-
blick ſicher; Nach dem Buch Geneſis, folgt bald das Buch
Exodi, kaum daß du das Leben empfangen/ biſt du ſchon
in der Gefahr/ daß dir nit gleich der Todt das la mi fa re
ſinget. Die jetzige Weibertracht hat tauſend Modi, und
was dem Meiſter Bokio bey der Nacht traͤumet/ daſſel-
bige Concept fuͤhrt er des andern Tags mit der Scheer
aus. Aber doch mehrer Modi hat der unſichere und ſiche-
re Tod. Einem beugt der Teufel bey naͤchtlicher weil
den Halß/ das iſt vor etlichen Jahren in Steyermarck ge-
ſchehen. Einer erſtickt bey der Nacht/ das iſt vor etlichen
Jahren zu Prag im Koͤnigreich Boͤheim geſchehen/ all-
wo der Braͤutigam ſamt der Braut an ihrem Ehrentag
todt in der Cammer gefunden worden. Einer faͤllt in ei-

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[415/0447] iſt aber zu ſpat kommen. tanzen/ viel aus ihnen des gaͤhen Todes geſtorben/ da hoͤrt man oͤffters: JEſus! JEſus! der iſt geſtorben/ die iſt geſtorben/ wer haͤtts vermeynt? wer haͤtte ihms eingebil- det? wir ſeynd erſt vor wenig Tagen uͤberaus luſtig gewe- ſen beym Verſprechen des Herꝛn Naſinger mit der Schme- ckeriſchen Sabindel/ der Menſch hat hergeſehen/ hat aus- geſehen/ als haͤtte ihme die Goͤttin Flora ein Roſenbuͤ- ſchel ins Geſicht gehefftet. Dieſe ſoll geſtorben ſeyn? die- ſe? das iſt ja nit moͤglich? hab ich doch ſie erſt vorgeſtern beym Kirſchner angetroffen/ wie ſie einen Beltz um 60. Thaler gekaufft hat/ Beltz hin/ Beltz her/ der Tod hat ihr gleichwol die Laͤuß in den Beltz geſetzt. Je! je! hat ſie doch kaum 26. Jahr gehabt/ hat ſie doch ein friſch paar Augen gehabt/ wie die Agſteinerne Knoͤpf unſers Herrn Fruͤh- meſſers in ſeiner Feyertags-Kutten/ um GOttes willen/ ſo iſt ſie geſtorben? wer haͤtte eimnal ihme das eingebildet? dergleichen unverſehene/ unverhoſfte Todesfaͤll ſeynd al- lenthalben/ und zu allen Zeiten/ du biſt nit einen augen- blick ſicher; Nach dem Buch Geneſis, folgt bald das Buch Exodi, kaum daß du das Leben empfangen/ biſt du ſchon in der Gefahr/ daß dir nit gleich der Todt das la mi fa re ſinget. Die jetzige Weibertracht hat tauſend Modi, und was dem Meiſter Bokio bey der Nacht traͤumet/ daſſel- bige Concept fuͤhrt er des andern Tags mit der Scheer aus. Aber doch mehrer Modi hat der unſichere und ſiche- re Tod. Einem beugt der Teufel bey naͤchtlicher weil den Halß/ das iſt vor etlichen Jahren in Steyermarck ge- ſchehen. Einer erſtickt bey der Nacht/ das iſt vor etlichen Jahren zu Prag im Koͤnigreich Boͤheim geſchehen/ all- wo der Braͤutigam ſamt der Braut an ihrem Ehrentag todt in der Cammer gefunden worden. Einer faͤllt in ei- nen

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/447>, abgerufen am 27.11.2024.