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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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ist aber zu spat kommen.
Bärnhaut seye? Ich/ gab er zur Antwort/ gehe jezt gelach
in den nechsten Wald hinaus/ und den ersten Bärn/ so
ich werde antreffen/ schieß ich nieder. Bruder wilst den
Gespaß sehen? so gehe mit mir/ welches er gar nit gewei-
gert/ indeme sie nun ein ziemliche Zeit harte Berg und
Bühel/ dicke Gehöltz und Hecken durchstiegen/ da erbli-
cken sie einen Bärn einer ungeheuren Grösse/ wessenthal-
ben der gute Schütz die Gelegenheit nit wolte versaumen/
sondern gar genau angetragen/ und stattlich loßgebrannt/
aber übel getroffen/ der Cammerad ware dazumal schon
auf einem Baum/ und wolte von dannen gantz sicher sol-
cher Bärn-Jagt zuschauen. Das ohne dem wilde Thier
wurde durch den Schuß gantz ergrimmt/ dahero mit gros-
ser furi dem unglückseeligen Schützen zugeloffen/ welcher
aber in solcher höchsten Noth sich des bekandten Vortheils
bedienet/ sich alsobald zur Erden niedergeworffen/ den
Athem nach Möglichkeit an sich gezogen/ und einen frey-
willigen Todten abgegeben: Der Bär nit ohne sonderen
Grimmen beschnarcht den Gesellen über und über/ und
meistens um den Kopfherum/ nachdem er aber kein Le-
ben vermerckt/ zumalen dergleichen Thier den Todten nit
schaden/ ist er wieder ohne Verletzung darvon gangen/ und
sich in die weitere Wildnuß begeben/ damit er von fernerm
Unglück sich versichere. Nach solcher ausgestandener äus-
serster Gefahr/ erhebt sich der halb-todte Tropf wieder in
die Höhe/ und erholt die vor Forcht fast entgangene Le-
bensgeister/ der auf dem Baum salvirte Compagno
macht sich auch herunter/ fragt aber Schimpfweiß den
Schützen/ als seinen Cameraden/ was ihme doch der Bär
ins Ohr gesagt? dann er gar aufmercksam dem saubern
Bärentantz habe zugeschauet. Mir/ antwortet solcher/

hat
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iſt aber zu ſpat kommen.
Baͤrnhaut ſeye? Ich/ gab er zur Antwort/ gehe jezt gelach
in den nechſten Wald hinaus/ und den erſten Baͤrn/ ſo
ich werde antreffen/ ſchieß ich nieder. Bruder wilſt den
Geſpaß ſehen? ſo gehe mit mir/ welches er gar nit gewei-
gert/ indeme ſie nun ein ziemliche Zeit harte Berg und
Buͤhel/ dicke Gehoͤltz und Hecken durchſtiegen/ da erbli-
cken ſie einen Baͤrn einer ungeheuren Groͤſſe/ weſſenthal-
ben der gute Schuͤtz die Gelegenheit nit wolte verſaumen/
ſondern gar genau angetragen/ und ſtattlich loßgebrannt/
aber uͤbel getroffen/ der Cammerad ware dazumal ſchon
auf einem Baum/ und wolte von dannen gantz ſicher ſol-
cher Baͤrn-Jagt zuſchauen. Das ohne dem wilde Thier
wurde durch den Schuß gantz ergrimmt/ dahero mit groſ-
ſer furi dem ungluͤckſeeligen Schuͤtzen zugeloffen/ welcher
aber in ſolcher hoͤchſten Noth ſich des bekandten Vortheils
bedienet/ ſich alſobald zur Erden niedergeworffen/ den
Athem nach Moͤglichkeit an ſich gezogen/ und einen frey-
willigen Todten abgegeben: Der Baͤr nit ohne ſonderen
Grimmen beſchnarcht den Geſellen uͤber und uͤber/ und
meiſtens um den Kopfherum/ nachdem er aber kein Le-
ben vermerckt/ zumalen dergleichen Thier den Todten nit
ſchaden/ iſt er wieder ohne Verletzung darvon gangen/ und
ſich in die weitere Wildnuß begeben/ damit er von fernerm
Ungluͤck ſich verſichere. Nach ſolcher ausgeſtandener aͤuſ-
ſerſter Gefahr/ erhebt ſich der halb-todte Tropf wieder in
die Hoͤhe/ und erholt die vor Forcht faſt entgangene Le-
bensgeiſter/ der auf dem Baum ſalvirte Compagno
macht ſich auch herunter/ fragt aber Schimpfweiß den
Schuͤtzen/ als ſeinen Cameraden/ was ihme doch der Baͤr
ins Ohr geſagt? dann er gar aufmerckſam dem ſaubern
Baͤrentantz habe zugeſchauet. Mir/ antwortet ſolcher/

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[413/0445] iſt aber zu ſpat kommen. Baͤrnhaut ſeye? Ich/ gab er zur Antwort/ gehe jezt gelach in den nechſten Wald hinaus/ und den erſten Baͤrn/ ſo ich werde antreffen/ ſchieß ich nieder. Bruder wilſt den Geſpaß ſehen? ſo gehe mit mir/ welches er gar nit gewei- gert/ indeme ſie nun ein ziemliche Zeit harte Berg und Buͤhel/ dicke Gehoͤltz und Hecken durchſtiegen/ da erbli- cken ſie einen Baͤrn einer ungeheuren Groͤſſe/ weſſenthal- ben der gute Schuͤtz die Gelegenheit nit wolte verſaumen/ ſondern gar genau angetragen/ und ſtattlich loßgebrannt/ aber uͤbel getroffen/ der Cammerad ware dazumal ſchon auf einem Baum/ und wolte von dannen gantz ſicher ſol- cher Baͤrn-Jagt zuſchauen. Das ohne dem wilde Thier wurde durch den Schuß gantz ergrimmt/ dahero mit groſ- ſer furi dem ungluͤckſeeligen Schuͤtzen zugeloffen/ welcher aber in ſolcher hoͤchſten Noth ſich des bekandten Vortheils bedienet/ ſich alſobald zur Erden niedergeworffen/ den Athem nach Moͤglichkeit an ſich gezogen/ und einen frey- willigen Todten abgegeben: Der Baͤr nit ohne ſonderen Grimmen beſchnarcht den Geſellen uͤber und uͤber/ und meiſtens um den Kopfherum/ nachdem er aber kein Le- ben vermerckt/ zumalen dergleichen Thier den Todten nit ſchaden/ iſt er wieder ohne Verletzung darvon gangen/ und ſich in die weitere Wildnuß begeben/ damit er von fernerm Ungluͤck ſich verſichere. Nach ſolcher ausgeſtandener aͤuſ- ſerſter Gefahr/ erhebt ſich der halb-todte Tropf wieder in die Hoͤhe/ und erholt die vor Forcht faſt entgangene Le- bensgeiſter/ der auf dem Baum ſalvirte Compagno macht ſich auch herunter/ fragt aber Schimpfweiß den Schuͤtzen/ als ſeinen Cameraden/ was ihme doch der Baͤr ins Ohr geſagt? dann er gar aufmerckſam dem ſaubern Baͤrentantz habe zugeſchauet. Mir/ antwortet ſolcher/ hat F f f 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/445>, abgerufen am 27.11.2024.