Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas Iscarioth hatte den wahren Glauben/ wer seinen Ring hätte? das arge Thier lief ungesaumtzu dem Kind/ [n]ahme den Ring/ wo er verborgen lag/ und reichte selben dem König. Das folgende aber ist noch sel- tzamer. Der König befahle seinen Brachmännern die Namen der zwölff Gesatzgeber/ als Moysis, Machomet &c. und letztlich auch Christi, jedes auf ein Zettel schrifft- lich aufzusetzen/ diese Zettel warf er in ein Säcklein zu- sammen/ und mengte sie wol untereinander. Dem- nach gebote er der Meerkatz allein desjenigen Namen/ dessen Gesatz das beste und heylsamste wä[r]e/ heraus zu ziehen. Das listige Thier griffe gleich am ersten nach dem Namen Christi, und wiese ihn offentlich allen/ die zu- gegen waren. Dem König fiele ein Argwohn ein/ als lege ein Betrug unter der Decken/ solchen dann abzulai- nen/ gebot[t]e er die obbenennte Namen abermal/ jedoch mit denen Buchstaben/ so allein zu Hof gebräuchig/ zu schreiben/ und befahl der Meerkatzen noch einmal zu ra- then/ sie ergriff wiederum den obbenannten Namen Christi. Einer aus dem Adel gedachte dem vermeynten Arglist mit Gegenlist zu begegnen/ warff die Namen zum drittenmal in das Säcklein/ Christi ausgenommen/ den er heimlich bey sich verbo gen hielte/ und befahl dem Thier/ das vorige zu thun. Sie warff ein zeitlang die Namen untereinander/ wolte aber keinen heraus neh- men; als ihr nun der König mit scharffen Worten drohe- te/ ergri[mm]et sie/ und zerriß alle Zettel in Stücken/ fiele obbenennten Edelmann an/ und zoge den Namen Chri- stus aus seiner Hand/ darinnen er verborgen lag. Sely- mus mit seiner gantzen Hofstatt über 3000. Menschen/ so zugegen waren/ entsetzten sich billich mit Verwunde- rung ob einer so ungewöhnlichen Sach. Es ist gar nit zu zweifeln/ daß GOtt nit solches habe absonderlich geord- net/ zumalen ihm alle Geschöpf den Gehorsam leisten/ damit hierdurch der Christliche Glaub desto mehrer be- stättiget wurde. Dein
Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben/ wer ſeinen Ring haͤtte? das arge Thier lief ungeſaumtzu dem Kind/ [n]ahme den Ring/ wo er verborgen lag/ und reichte ſelben dem Koͤnig. Das folgende aber iſt noch ſel- tzamer. Der Koͤnig befahle ſeinen Brachmaͤnnern die Namen der zwoͤlff Geſatzgeber/ als Moyſis, Machomet &c. und letztlich auch Chriſti, jedes auf ein Zettel ſchrifft- lich aufzuſetzen/ dieſe Zettel warf er in ein Saͤcklein zu- ſammen/ und mengte ſie wol untereinander. Dem- nach gebote er der Meerkatz allein desjenigen Namen/ deſſen Geſatz das beſte und heylſamſte waͤ[r]e/ heraus zu ziehen. Das liſtige Thier griffe gleich am erſten nach dem Namen Chriſti, und wieſe ihn offentlich allen/ die zu- gegen waren. Dem Koͤnig fiele ein Argwohn ein/ als lege ein Betrug unter der Decken/ ſolchen dann abzulai- nen/ gebot[t]e er die obbenennte Namen abermal/ jedoch mit denen Buchſtaben/ ſo allein zu Hof gebraͤuchig/ zu ſchreiben/ und befahl der Meerkatzen noch einmal zu ra- then/ ſie ergriff wiederum den obbenannten Namen Chriſti. Einer aus dem Adel gedachte dem vermeynten Argliſt mit Gegenliſt zu begegnen/ warff die Namen zum drittenmal in das Saͤcklein/ Chriſti ausgenommen/ den er heimlich bey ſich verbo gen hielte/ und befahl dem Thier/ das vorige zu thun. Sie warff ein zeitlang die Namen untereinander/ wolte aber keinen heraus neh- men; als ihr nun der Koͤnig mit ſcharffen Worten drohe- te/ ergri[mm]et ſie/ und zerriß alle Zettel in Stuͤcken/ fiele obbenennten Edelmann an/ und zoge den Namen Chri- ſtus aus ſeiner Hand/ darinnen er verborgen lag. Sely- mus mit ſeiner gantzen Hofſtatt uͤber 3000. Menſchen/ ſo zugegen waren/ entſetzten ſich billich mit Verwunde- rung ob einer ſo ungewoͤhnlichen Sach. Es iſt gar nit zu zweifeln/ daß GOtt nit ſolches habe abſonderlich geord- net/ zumalen ihm alle Geſchoͤpf den Gehorſam leiſten/ damit hierdurch der Chriſtliche Glaub deſto mehrer be- ſtaͤttiget wurde. Dein
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Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben/
wer ſeinen Ring haͤtte? das arge Thier lief ungeſaumt
zu dem Kind/ nahme den Ring/ wo er verborgen lag/ und
reichte ſelben dem Koͤnig. Das folgende aber iſt noch ſel-
tzamer. Der Koͤnig befahle ſeinen Brachmaͤnnern die
Namen der zwoͤlff Geſatzgeber/ als Moyſis, Machomet
&c. und letztlich auch Chriſti, jedes auf ein Zettel ſchrifft-
lich aufzuſetzen/ dieſe Zettel warf er in ein Saͤcklein zu-
ſammen/ und mengte ſie wol untereinander. Dem-
nach gebote er der Meerkatz allein desjenigen Namen/
deſſen Geſatz das beſte und heylſamſte waͤre/ heraus zu
ziehen. Das liſtige Thier griffe gleich am erſten nach
dem Namen Chriſti, und wieſe ihn offentlich allen/ die zu-
gegen waren. Dem Koͤnig fiele ein Argwohn ein/ als
lege ein Betrug unter der Decken/ ſolchen dann abzulai-
nen/ gebotte er die obbenennte Namen abermal/ jedoch
mit denen Buchſtaben/ ſo allein zu Hof gebraͤuchig/ zu
ſchreiben/ und befahl der Meerkatzen noch einmal zu ra-
then/ ſie ergriff wiederum den obbenannten Namen
Chriſti. Einer aus dem Adel gedachte dem vermeynten
Argliſt mit Gegenliſt zu begegnen/ warff die Namen
zum drittenmal in das Saͤcklein/ Chriſti ausgenommen/
den er heimlich bey ſich verbo gen hielte/ und befahl dem
Thier/ das vorige zu thun. Sie warff ein zeitlang die
Namen untereinander/ wolte aber keinen heraus neh-
men; als ihr nun der Koͤnig mit ſcharffen Worten drohe-
te/ ergrimmet ſie/ und zerriß alle Zettel in Stuͤcken/ fiele
obbenennten Edelmann an/ und zoge den Namen Chri-
ſtus aus ſeiner Hand/ darinnen er verborgen lag. Sely-
mus mit ſeiner gantzen Hofſtatt uͤber 3000. Menſchen/ ſo
zugegen waren/ entſetzten ſich billich mit Verwunde-
rung ob einer ſo ungewoͤhnlichen Sach. Es iſt gar nit zu
zweifeln/ daß GOtt nit ſolches habe abſonderlich geord-
net/ zumalen ihm alle Geſchoͤpf den Gehorſam leiſten/
damit hierdurch der Chriſtliche Glaub deſto mehrer be-
ſtaͤttiget wurde.
Dein
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