Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Unser Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß dann ja besser allhier von dem Beichtvatter einige aufer-legte Buß verrichten/ als in jener Welt von teuflischen Larven gepeiniget werden. O wie offt muß auch ein Beichtvatter bey GOtt selb- ter
Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß dann ja beſſer allhier von dem Beichtvatter einige aufer-legte Buß verrichten/ als in jener Welt von teufliſchen Larven gepeiniget werden. O wie offt muß auch ein Beichtvatter bey GOtt ſelb- ter
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Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß
dann ja beſſer allhier von dem Beichtvatter einige aufer-
legte Buß verrichten/ als in jener Welt von teufliſchen
Larven gepeiniget werden.
O wie offt muß auch ein Beichtvatter bey GOtt ſelb-
ſten das Bad austrincken/ und wird ſamt dem Beicht-
kind zum Teufel fahren! Wehe denſelbigen Beichtvaͤttern/
welche groſſen Herren die Fuchsfedern ſtreichen/ und ih-
nen nichts getrauen zu ſagen/ ja mit ihrem Stillſchwei-
gen dero Laſter und groſſe Verbrechen gleichſam verſie-
geln und beſtaͤttigen. Ein Beichtvatter ſolle von rechts-
wegen ſeyn/ wie jene 4. Thier/ ſo der Prophet Ezechiel
geſehen/ dieſe waren ein Adler/ ein Menſch/ ein Ochs
und ein Loͤw. Ein Adler ſoll er ſeyn/ das iſt/ hochgelehrt/
ſcharffſichtig/ wolgeſtudirt/ ſtattlich beleſen/ ein guter
Caſiſt, und kein Caſualiſt, ein unverſtaͤndiger und un-
gelehrter Beichtvatter/ deſſen Hirn beſchaffen wie das
Stroh/ worinn die Rachel ihre Goͤtzen verborgen/ ſtuͤrtzt
ſich und das Beichtkind in das ewige Verderben/ und lei-
der! haben ſolche einfaͤltige Pfnaußner/ welche eine gan-
tze Zeit/ wie die Brodſitzer in ihrem hoͤltzernen Cabinet
hocken/ mehrern Zulauff/ als gute und hochverſtaͤndige
Maͤnner. Ein Beichtvatter muß auch ſeyn ein Menſch/
das iſt/ er muß wiſſen ein Mitleiden zu tragen mit dem
Suͤnder/ ſo viel es moͤglich iſt/ die Wunden heilen mit
Pflaſtern/ und nit mit Schneiden und Brennen/ man
trifft wol einige Filtzhover an/ welche mit ſo rauhen Wor-
ten gegen dem Beichtkind verfahren/ daß ſie ihme allen
Luſt benehmen zu fernerem beichten/ und folgſam nit
glimpflicher umgehen mit dem Beichtkind/ als im alten
Teſtament der Prieſter mit dem Opfer/ deme er allema-
len die Haut uͤber den Kopf herab gezogen. Ein Beichtvat-
ter
Levit 7.
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