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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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den Iscarioth zur heylsamen Poenitenz.
kurz vorhero ein ungültige Beicht habe abgelegt/ in dem
ich mehrmalen/ und auch endlich in dieser letzten aus
Schamhafftigkeit eine grosse Sünd/ die ich mit einem
mir nechst Anverwandten begangen/ verschwiegen ha-
be/ wessenthalben der gerechte GOtt mich in die ewige
Verdammnuß verstossen. Nach solchen Worten ist sie
mit einem ungeheuren Geschrey verschwunden.

Ein Wolf ist wie der Teufel/ und der Teufel ist wie
ein Wolf/ wann dieser ein Lämmlein von der Heerd raubt/
so ergreifft er dasselbige bey der Gurgel/ damit er dem ar-
men Thier die Stimm nehme/ und er folgsam durch das
Blerren nit verrahten werde. Des bösen Feinds einiger
Lust und Fleiß ist/ daß er dem Sünder die Red verstelle/
und solcher nachmals in der Beicht mit der Stimm nit
hervor will. O Pater, es ist doch ein hartes Ding um die
Beicht! es ist ein Bad/ ja ein Bad/ aber wahrhafftig
ein Schwitzbad/ dann ich je und allemalen zu schwitzen
pfleg/ wann ich in den Beichtstul hinein tritt/ ich schäme
mich/ ich schäme mich etc.

O bethörter Mensch! du solst dich darum schämen/
weil du dich schämen thust/ pfuy! Schäme dich/ sihe an
deinen Heyland JEsum am Creutz gantz nackend und
bloß/ und dieser hat sich wegen deiner Sünden entblösst/
sihe wie offenhertzig er mit dir umgangen/ daß er so gar
durch die Lanzen Longini das Hertz lassen eröffnen/ und
dir Sünder also gezeigt/ wie er inwendig beschaffen/ in
Erwegung dessen hat der Altar in dem grossen Tempel
zu Jerusalem den rothen Vorhang/ wormit er verdeckt
war/ mitten von einander zerrissen/ als wolte er zu ver-
stehen geben/ es schicke sich gar nit/ daß er solle bedeckt
seyn/ und GOtt der HErr entblöst. Velum Templi scis-
lum est &c.
Schäm dich/ Sünder! ins Hertz hinein/ daß du
sollest mit dem rothen Vorhang der Schamhafftigkeit
verhüllen deine Sünden/ und dein Gewissen nit recht

ent-
A a a 3

den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.
kurz vorhero ein unguͤltige Beicht habe abgelegt/ in dem
ich mehrmalen/ und auch endlich in dieſer letzten aus
Schamhafftigkeit eine groſſe Suͤnd/ die ich mit einem
mir nechſt Anverwandten begangen/ verſchwiegen ha-
be/ weſſenthalben der gerechte GOtt mich in die ewige
Verdammnuß verſtoſſen. Nach ſolchen Worten iſt ſie
mit einem ungeheuren Geſchrey verſchwunden.

Ein Wolf iſt wie der Teufel/ und der Teufel iſt wie
ein Wolf/ wann dieſer ein Laͤm̃lein von der Heerd raubt/
ſo ergreifft er daſſelbige bey der Gurgel/ damit er dem ar-
men Thier die Stimm nehme/ und er folgſam durch das
Blerren nit verrahten werde. Des boͤſen Feinds einiger
Luſt und Fleiß iſt/ daß er dem Suͤnder die Red verſtelle/
und ſolcher nachmals in der Beicht mit der Stimm nit
hervor will. O Pater, es iſt doch ein hartes Ding um die
Beicht! es iſt ein Bad/ ja ein Bad/ aber wahrhafftig
ein Schwitzbad/ dann ich je und allemalen zu ſchwitzen
pfleg/ wann ich in den Beichtſtul hinein tritt/ ich ſchaͤme
mich/ ich ſchaͤme mich ꝛc.

O bethoͤrter Menſch! du ſolſt dich darum ſchaͤmen/
weil du dich ſchaͤmen thuſt/ pfuy! Schaͤme dich/ ſihe an
deinen Heyland JEſum am Creutz gantz nackend und
bloß/ und dieſer hat ſich wegen deiner Suͤnden entbloͤſſt/
ſihe wie offenhertzig er mit dir umgangen/ daß er ſo gar
durch die Lanzen Longini das Hertz laſſen eroͤffnen/ und
dir Suͤnder alſo gezeigt/ wie er inwendig beſchaffen/ in
Erwegung deſſen hat der Altar in dem groſſen Tempel
zu Jeruſalem den rothen Vorhang/ wormit er verdeckt
war/ mitten von einander zerriſſen/ als wolte er zu ver-
ſtehen geben/ es ſchicke ſich gar nit/ daß er ſolle bedeckt
ſeyn/ und GOtt der HErr entbloͤſt. Velum Templi ſciſ-
lum eſt &c.
Schaͤm dich/ Suͤnder! ins Hertz hinein/ daß du
ſolleſt mit dem rothen Vorhang der Schamhafftigkeit
verhuͤllen deine Suͤnden/ und dein Gewiſſen nit recht

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A a a 3
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[373/0405] den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. kurz vorhero ein unguͤltige Beicht habe abgelegt/ in dem ich mehrmalen/ und auch endlich in dieſer letzten aus Schamhafftigkeit eine groſſe Suͤnd/ die ich mit einem mir nechſt Anverwandten begangen/ verſchwiegen ha- be/ weſſenthalben der gerechte GOtt mich in die ewige Verdammnuß verſtoſſen. Nach ſolchen Worten iſt ſie mit einem ungeheuren Geſchrey verſchwunden. Ein Wolf iſt wie der Teufel/ und der Teufel iſt wie ein Wolf/ wann dieſer ein Laͤm̃lein von der Heerd raubt/ ſo ergreifft er daſſelbige bey der Gurgel/ damit er dem ar- men Thier die Stimm nehme/ und er folgſam durch das Blerren nit verrahten werde. Des boͤſen Feinds einiger Luſt und Fleiß iſt/ daß er dem Suͤnder die Red verſtelle/ und ſolcher nachmals in der Beicht mit der Stimm nit hervor will. O Pater, es iſt doch ein hartes Ding um die Beicht! es iſt ein Bad/ ja ein Bad/ aber wahrhafftig ein Schwitzbad/ dann ich je und allemalen zu ſchwitzen pfleg/ wann ich in den Beichtſtul hinein tritt/ ich ſchaͤme mich/ ich ſchaͤme mich ꝛc. O bethoͤrter Menſch! du ſolſt dich darum ſchaͤmen/ weil du dich ſchaͤmen thuſt/ pfuy! Schaͤme dich/ ſihe an deinen Heyland JEſum am Creutz gantz nackend und bloß/ und dieſer hat ſich wegen deiner Suͤnden entbloͤſſt/ ſihe wie offenhertzig er mit dir umgangen/ daß er ſo gar durch die Lanzen Longini das Hertz laſſen eroͤffnen/ und dir Suͤnder alſo gezeigt/ wie er inwendig beſchaffen/ in Erwegung deſſen hat der Altar in dem groſſen Tempel zu Jeruſalem den rothen Vorhang/ wormit er verdeckt war/ mitten von einander zerriſſen/ als wolte er zu ver- ſtehen geben/ es ſchicke ſich gar nit/ daß er ſolle bedeckt ſeyn/ und GOtt der HErr entbloͤſt. Velum Templi ſciſ- lum eſt &c. Schaͤm dich/ Suͤnder! ins Hertz hinein/ daß du ſolleſt mit dem rothen Vorhang der Schamhafftigkeit verhuͤllen deine Suͤnden/ und dein Gewiſſen nit recht ent- A a a 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/405>, abgerufen am 23.11.2024.