Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Unser Heyland vermahnet nach empfangenem Kuß
derlich sein Würckung/ wie des grossen Tartarischen Kö-
Bozius
lib. 1. c.
16.
nigs Cassani Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden/ hat
sie ein solches schwarzes/ wildes/ garstiges Abentheur ge-
bohren/ daß der ganze Hoff derenthalben sie eines Ehe-
bruchs beschuldiget/ und dessenthalben zum Tod ver-
urtheilt/ nachdem sie aber mit einhelliger Erlaubnus
auf Christliche Weis diese ihre schändliche Geburth hat
getaufft/ ist solche augenblicklich in den schönsten und
holdseeligsten Prinzen verkehrt worden.

Ein wunderliches Bad ist der Heil. Tauff/ aber ihme
ein gleiches Bad ist die Beicht/ welche ebenfalls aus
Sänischen Leuthen saubere macht/ aus garstigen schöne
macht/ aus schwarze weisse macht/ weiß wie der Schnee/
schön wie ein Engel/ sauber wie das Gold. Ein Bad/ in
dem David ganz gülden worden/ in dem der offne Sün-
der im Tempel ganz sauber worden/ in dem der rechte
Schächer Dismas ganz schön worden. Ein Bad/ welches
dem Menschen ist zugericht zur Reinigung seiner Seel/
zur Wiederkehr der Göttlichen Gnad/ zur Gewißheit
seines Heyls/ zur Ruhe seines Gewissens/ zur Aufneh-
mung seiner Tugenden/ zum Pfand seiner Seeligkeit.

Ein Priester in Teutschland thäte alle Tag die heili-
ge Meß verrichten/ unangesehen/ er sehr schwere/ und dem
Priesterlichem Stand gar unziemende Laster an sich
hätte: Einsmahls da er eben dieses höchste Gehei[mn]us
des Altars verrichtet/ und bereits das Brod der Engeln
wolte geniessen/ so ist ihme die heiligste Hostia aus den
Händen verschwunden/ deßgleichen auch das allerheilig-
In vita
Petri
Ciuniacen.
lib.
1.
ste Blut aus dem Kelch/ wessenthalben er das andermal
angefangen zu celebrirn/ auch endlichen das drittemal/
aber jederzeit dasselbe erfahren/ was ihme zum Ersten-
mal begegnet/ dahero/ aus Antrieb des Beleydigten Ge-
wissens/ sich zu seinem Bischoff begeben/ ihme mit herz-
licher Reu und häuffigen Zahern seine Sünd gebeichter/

nach-

Unſer Heyland vermahnet nach empfangenem Kuß
derlich ſein Wuͤrckung/ wie des groſſen Tartariſchen Koͤ-
Bozius
lib. 1. c.
16.
nigs Caſſani Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden/ hat
ſie ein ſolches ſchwarzes/ wildes/ garſtiges Abentheur ge-
bohren/ daß der ganze Hoff derenthalben ſie eines Ehe-
bruchs beſchuldiget/ und deſſenthalben zum Tod ver-
urtheilt/ nachdem ſie aber mit einhelliger Erlaubnus
auf Chriſtliche Weis dieſe ihre ſchaͤndliche Geburth hat
getaufft/ iſt ſolche augenblicklich in den ſchoͤnſten und
holdſeeligſten Prinzen verkehrt worden.

Ein wunderliches Bad iſt der Heil. Tauff/ aber ihme
ein gleiches Bad iſt die Beicht/ welche ebenfalls aus
Saͤniſchen Leuthen ſaubere macht/ aus garſtigen ſchoͤne
macht/ aus ſchwarze weiſſe macht/ weiß wie der Schnee/
ſchoͤn wie ein Engel/ ſauber wie das Gold. Ein Bad/ in
dem David ganz guͤlden worden/ in dem der offne Suͤn-
der im Tempel ganz ſauber worden/ in dem der rechte
Schaͤcher Diſmas ganz ſchoͤn worden. Ein Bad/ welches
dem Menſchen iſt zugericht zur Reinigung ſeiner Seel/
zur Wiederkehr der Goͤttlichen Gnad/ zur Gewißheit
ſeines Heyls/ zur Ruhe ſeines Gewiſſens/ zur Aufneh-
mung ſeiner Tugenden/ zum Pfand ſeiner Seeligkeit.

Ein Prieſter in Teutſchland thaͤte alle Tag die heili-
ge Meß verrichten/ unangeſehen/ er ſehr ſchwere/ und dem
Prieſterlichem Stand gar unziemende Laſter an ſich
haͤtte: Einsmahls da er eben dieſes hoͤchſte Gehei[mn]us
des Altars verrichtet/ und bereits das Brod der Engeln
wolte genieſſen/ ſo iſt ihme die heiligſte Hoſtia aus den
Haͤnden verſchwunden/ deßgleichen auch das allerheilig-
In vita
Petri
Ciuniacen.
lib.
1.
ſte Blut aus dem Kelch/ weſſenthalben er das andermal
angefangen zu celebrirn/ auch endlichen das drittemal/
aber jederzeit daſſelbe erfahren/ was ihme zum Erſten-
mal begegnet/ dahero/ aus Antrieb des Beleydigten Ge-
wiſſens/ ſich zu ſeinem Biſchoff begeben/ ihme mit herz-
licher Reu und haͤuffigen Zahern ſeine Suͤnd gebeichter/

nach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0372" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Un&#x017F;er Heyland vermahnet nach empfangenem Kuß</hi></fw><lb/>
derlich &#x017F;ein Wu&#x0364;rckung/ wie des gro&#x017F;&#x017F;en Tartari&#x017F;chen Ko&#x0364;-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Bozius<lb/>
lib. 1. c.</hi> 16.</note>nigs <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;ani</hi> Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden/ hat<lb/>
&#x017F;ie ein &#x017F;olches &#x017F;chwarzes/ wildes/ gar&#x017F;tiges Abentheur ge-<lb/>
bohren/ daß der ganze Hoff derenthalben &#x017F;ie eines Ehe-<lb/>
bruchs be&#x017F;chuldiget/ und de&#x017F;&#x017F;enthalben zum Tod ver-<lb/>
urtheilt/ nachdem &#x017F;ie aber mit einhelliger Erlaubnus<lb/>
auf Chri&#x017F;tliche Weis die&#x017F;e ihre &#x017F;cha&#x0364;ndliche Geburth hat<lb/>
getaufft/ i&#x017F;t &#x017F;olche augenblicklich in den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und<lb/>
hold&#x017F;eelig&#x017F;ten Prinzen verkehrt worden.</p><lb/>
        <p>Ein wunderliches Bad i&#x017F;t der Heil. Tauff/ aber ihme<lb/>
ein gleiches Bad i&#x017F;t die Beicht/ welche ebenfalls aus<lb/>
Sa&#x0364;ni&#x017F;chen Leuthen &#x017F;aubere macht/ aus gar&#x017F;tigen &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
macht/ aus &#x017F;chwarze wei&#x017F;&#x017F;e macht/ weiß wie der Schnee/<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n wie ein Engel/ &#x017F;auber wie das Gold. Ein Bad/ in<lb/>
dem <hi rendition="#aq">David</hi> ganz gu&#x0364;lden worden/ in dem der offne Su&#x0364;n-<lb/>
der im Tempel ganz &#x017F;auber worden/ in dem der rechte<lb/>
Scha&#x0364;cher <hi rendition="#aq">Di&#x017F;mas</hi> ganz &#x017F;cho&#x0364;n worden. Ein Bad/ welches<lb/>
dem Men&#x017F;chen i&#x017F;t zugericht zur Reinigung &#x017F;einer Seel/<lb/>
zur Wiederkehr der Go&#x0364;ttlichen Gnad/ zur Gewißheit<lb/>
&#x017F;eines Heyls/ zur Ruhe &#x017F;eines Gewi&#x017F;&#x017F;ens/ zur Aufneh-<lb/>
mung &#x017F;einer Tugenden/ zum Pfand &#x017F;einer Seeligkeit.</p><lb/>
        <p>Ein Prie&#x017F;ter in Teut&#x017F;chland tha&#x0364;te alle Tag die heili-<lb/>
ge Meß verrichten/ unange&#x017F;ehen/ er &#x017F;ehr &#x017F;chwere/ und dem<lb/>
Prie&#x017F;terlichem Stand gar unziemende La&#x017F;ter an &#x017F;ich<lb/>
ha&#x0364;tte: Einsmahls da er eben die&#x017F;es ho&#x0364;ch&#x017F;te Gehei<supplied>mn</supplied>us<lb/>
des Altars verrichtet/ und bereits das Brod der Engeln<lb/>
wolte genie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o i&#x017F;t ihme die heilig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;tia</hi> aus den<lb/>
Ha&#x0364;nden ver&#x017F;chwunden/ deßgleichen auch das allerheilig-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In vita<lb/>
Petri<lb/>
Ciuniacen.<lb/>
lib.</hi> 1.</note>&#x017F;te Blut aus dem Kelch/ we&#x017F;&#x017F;enthalben er das andermal<lb/>
angefangen zu <hi rendition="#aq">celebri</hi>rn/ auch endlichen das drittemal/<lb/>
aber jederzeit da&#x017F;&#x017F;elbe erfahren/ was ihme zum Er&#x017F;ten-<lb/>
mal begegnet/ dahero/ aus Antrieb des Beleydigten Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;ens/ &#x017F;ich zu &#x017F;einem Bi&#x017F;choff begeben/ ihme mit herz-<lb/>
licher Reu und ha&#x0364;uffigen Zahern &#x017F;eine Su&#x0364;nd gebeichter/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0372] Unſer Heyland vermahnet nach empfangenem Kuß derlich ſein Wuͤrckung/ wie des groſſen Tartariſchen Koͤ- nigs Caſſani Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden/ hat ſie ein ſolches ſchwarzes/ wildes/ garſtiges Abentheur ge- bohren/ daß der ganze Hoff derenthalben ſie eines Ehe- bruchs beſchuldiget/ und deſſenthalben zum Tod ver- urtheilt/ nachdem ſie aber mit einhelliger Erlaubnus auf Chriſtliche Weis dieſe ihre ſchaͤndliche Geburth hat getaufft/ iſt ſolche augenblicklich in den ſchoͤnſten und holdſeeligſten Prinzen verkehrt worden. Bozius lib. 1. c. 16. Ein wunderliches Bad iſt der Heil. Tauff/ aber ihme ein gleiches Bad iſt die Beicht/ welche ebenfalls aus Saͤniſchen Leuthen ſaubere macht/ aus garſtigen ſchoͤne macht/ aus ſchwarze weiſſe macht/ weiß wie der Schnee/ ſchoͤn wie ein Engel/ ſauber wie das Gold. Ein Bad/ in dem David ganz guͤlden worden/ in dem der offne Suͤn- der im Tempel ganz ſauber worden/ in dem der rechte Schaͤcher Diſmas ganz ſchoͤn worden. Ein Bad/ welches dem Menſchen iſt zugericht zur Reinigung ſeiner Seel/ zur Wiederkehr der Goͤttlichen Gnad/ zur Gewißheit ſeines Heyls/ zur Ruhe ſeines Gewiſſens/ zur Aufneh- mung ſeiner Tugenden/ zum Pfand ſeiner Seeligkeit. Ein Prieſter in Teutſchland thaͤte alle Tag die heili- ge Meß verrichten/ unangeſehen/ er ſehr ſchwere/ und dem Prieſterlichem Stand gar unziemende Laſter an ſich haͤtte: Einsmahls da er eben dieſes hoͤchſte Geheimnus des Altars verrichtet/ und bereits das Brod der Engeln wolte genieſſen/ ſo iſt ihme die heiligſte Hoſtia aus den Haͤnden verſchwunden/ deßgleichen auch das allerheilig- ſte Blut aus dem Kelch/ weſſenthalben er das andermal angefangen zu celebrirn/ auch endlichen das drittemal/ aber jederzeit daſſelbe erfahren/ was ihme zum Erſten- mal begegnet/ dahero/ aus Antrieb des Beleydigten Ge- wiſſens/ ſich zu ſeinem Biſchoff begeben/ ihme mit herz- licher Reu und haͤuffigen Zahern ſeine Suͤnd gebeichter/ nach- In vita Petri Ciuniacen. lib. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/372
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/372>, abgerufen am 22.11.2024.