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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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den Iscarioth zur heylsamen Poenitenz.
geben/ wovon alle so wol Knecht als Menscher erwacht/
und eylfertig zugeloffen/ haben sich aber auch gleicher
gestalten ob der wilden Larven ihres HErrns entsetzt/
und begunnte ein Jeder der Erste bey der Hausthür zu
seyn: Dieser vermessene und GOtt-vergessene Gesell ist
allgemach in sich selbsten gangen/ aus Ein- und Angebung
des nagenden Gewissens leicht eracht/ daß solche heß-
liche Gestalt von der begangenen Missethat herrühre/ da-
hero in aller frühe nach dem Beichtstul getracht/ wol
wissend/ daß die Beicht ein Bad/ der Pater ein Bader
seye/ mittels deren er solchen Ruß könne abwaschen/
kaum aber daß er einen Fuß aus dem Haus gesetzt/ und
gleich dazumahlen das Vieh ausgetrieben worden/ so
seynd nit allein die Hirten vor Seiner hinweg geloffen/
sondern auch Ochsen und Küh mit grossem Brüllen/
Schaaf und Schwein mit sondern Geschrey diese schwar-
ze Teufels-Larven geflohen: Als er vor die Kirchen ge-
langt/ und dazumahl der Pfarrherr auf und ab daselbst
spaziren gegangen/ zugleich sein Brevir gebetet/ hat sich
dieser vor seiner abscheulichen Gestalt also entsetzt/ daß er
das Brevir aus den Händen fallen lassen/ sich eilends in
die Kirchen salvirt/ und ohne Verweilung die Thür hin-
der seiner verrigelt/ weil aber dieser so inständig ange-
halten um die heilige Beicht/ und anbey die Ungestalt
seines Gesichts dem unlängst begangenen Laster zuge-
schrieben/ also hat ihn der Seelsorger endlich hinein ge-
lassen/ seine Beicht nit ohne häuffige Zäher des Büssen-
den angehört/ und nach ertheilter heylsamen Ermah-
nung und Buß absolvirt und losgesprochen/ nach vollen-
deter Beicht ist das Angesicht alles Wustes entlediget
worden/ so schön und wolgestalt/ als wären die Engel
selbsten Bader-Jungen[/]gewesen/ die ihn also sauber ge-
reiniget/ und also rein gesaubert. Wer will dann zweif[-]
len/ daß die Beicht ein Bad seye?

Wie
Pars III. U u

den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.
geben/ wovon alle ſo wol Knecht als Menſcher erwacht/
und eylfertig zugeloffen/ haben ſich aber auch gleicher
geſtalten ob der wilden Larven ihres HErrns entſetzt/
und begunnte ein Jeder der Erſte bey der Hausthuͤr zu
ſeyn: Dieſer vermeſſene und GOtt-vergeſſene Geſell iſt
allgemach in ſich ſelbſtẽ gangen/ aus Ein- und Angebung
des nagenden Gewiſſens leicht eracht/ daß ſolche heß-
liche Geſtalt von der begangenen Miſſethat herruͤhre/ da-
hero in aller fruͤhe nach dem Beichtſtul getracht/ wol
wiſſend/ daß die Beicht ein Bad/ der Pater ein Bader
ſeye/ mittels deren er ſolchen Ruß koͤnne abwaſchen/
kaum aber daß er einen Fuß aus dem Haus geſetzt/ und
gleich dazumahlen das Vieh ausgetrieben worden/ ſo
ſeynd nit allein die Hirten vor Seiner hinweg geloffen/
ſondern auch Ochſen und Kuͤh mit groſſem Bruͤllen/
Schaaf und Schwein mit ſondern Geſchrey dieſe ſchwar-
ze Teufels-Larven geflohen: Als er vor die Kirchen ge-
langt/ und dazumahl der Pfarrherr auf und ab daſelbſt
ſpaziren gegangen/ zugleich ſein Brevir gebetet/ hat ſich
dieſer vor ſeiner abſcheulichen Geſtalt alſo entſetzt/ daß er
das Brevir aus den Haͤnden fallen laſſen/ ſich eilends in
die Kirchen ſalvirt/ und ohne Verweilung die Thuͤr hin-
der ſeiner verrigelt/ weil aber dieſer ſo inſtaͤndig ange-
halten um die heilige Beicht/ und anbey die Ungeſtalt
ſeines Geſichts dem unlaͤngſt begangenen Laſter zuge-
ſchrieben/ alſo hat ihn der Seelſorger endlich hinein ge-
laſſen/ ſeine Beicht nit ohne haͤuffige Zaͤher des Buͤſſen-
den angehoͤrt/ und nach ertheilter heylſamen Ermah-
nung und Buß abſolvirt und losgeſprochen/ nach vollen-
deter Beicht iſt das Angeſicht alles Wuſtes entlediget
worden/ ſo ſchoͤn und wolgeſtalt/ als waͤren die Engel
ſelbſten Bader-Jungen[/]geweſen/ die ihn alſo ſauber ge-
reiniget/ und alſo rein geſaubert. Wer will dann zweif[-]
len/ daß die Beicht ein Bad ſeye?

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Pars III. U u
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[337/0369] den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. geben/ wovon alle ſo wol Knecht als Menſcher erwacht/ und eylfertig zugeloffen/ haben ſich aber auch gleicher geſtalten ob der wilden Larven ihres HErrns entſetzt/ und begunnte ein Jeder der Erſte bey der Hausthuͤr zu ſeyn: Dieſer vermeſſene und GOtt-vergeſſene Geſell iſt allgemach in ſich ſelbſtẽ gangen/ aus Ein- und Angebung des nagenden Gewiſſens leicht eracht/ daß ſolche heß- liche Geſtalt von der begangenen Miſſethat herruͤhre/ da- hero in aller fruͤhe nach dem Beichtſtul getracht/ wol wiſſend/ daß die Beicht ein Bad/ der Pater ein Bader ſeye/ mittels deren er ſolchen Ruß koͤnne abwaſchen/ kaum aber daß er einen Fuß aus dem Haus geſetzt/ und gleich dazumahlen das Vieh ausgetrieben worden/ ſo ſeynd nit allein die Hirten vor Seiner hinweg geloffen/ ſondern auch Ochſen und Kuͤh mit groſſem Bruͤllen/ Schaaf und Schwein mit ſondern Geſchrey dieſe ſchwar- ze Teufels-Larven geflohen: Als er vor die Kirchen ge- langt/ und dazumahl der Pfarrherr auf und ab daſelbſt ſpaziren gegangen/ zugleich ſein Brevir gebetet/ hat ſich dieſer vor ſeiner abſcheulichen Geſtalt alſo entſetzt/ daß er das Brevir aus den Haͤnden fallen laſſen/ ſich eilends in die Kirchen ſalvirt/ und ohne Verweilung die Thuͤr hin- der ſeiner verrigelt/ weil aber dieſer ſo inſtaͤndig ange- halten um die heilige Beicht/ und anbey die Ungeſtalt ſeines Geſichts dem unlaͤngſt begangenen Laſter zuge- ſchrieben/ alſo hat ihn der Seelſorger endlich hinein ge- laſſen/ ſeine Beicht nit ohne haͤuffige Zaͤher des Buͤſſen- den angehoͤrt/ und nach ertheilter heylſamen Ermah- nung und Buß abſolvirt und losgeſprochen/ nach vollen- deter Beicht iſt das Angeſicht alles Wuſtes entlediget worden/ ſo ſchoͤn und wolgeſtalt/ als waͤren die Engel ſelbſten Bader-Jungen/geweſen/ die ihn alſo ſauber ge- reiniget/ und alſo rein geſaubert. Wer will dann zweif- len/ daß die Beicht ein Bad ſeye? Wie Pars III. U u

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/369>, abgerufen am 25.11.2024.