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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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sprechend: Freund! worzu bist du kommen?
gessen/ so sihe mehrmalen deinen Heyland an/ als solcher
in Gestalt eines Frembdlings mit den zweyen Jün-
gern Lucas und Cleophas nacher Emaus gangen/
und diese eine lange Red führten von den erschröcklichen
Peinen/ und grausamen Tod JEsu von Nazareth/ wie
nemlichen die Hohe-Priester mit demselbigen verfah-
ren etc. Worauf der HErr sich gestellt/ als hab er solches
schon alles vergessen/ was er von ihnen gelitten/ dessent-
halben die Zwey gefragt/ was dann geschehen? Du rach-
gieriger Mensch/ wann du noch nit den gefassten Grol-
len aus deinem Hertzen fallen lässest/ so erhebe noch ein-
mal deine Augen auf den hohen Creutzbaum/ und lese da-
selbsten die vier Buchstaben ober dem Haubt JEsu Chri-
sti gesch[r]ieb[e]n I. N. R. I. welche zwar insgemein nit an-
derst lauteten/ als JEsus Nazarenus Rex Judaeorum,
aber du kanst gar wol also lesen: JESUS Nonvult Re-
cordari Injuriarum,
das ist zu teutsch also: I. JESUS.
N.
Nit. R. Rächet. I. Injuri. Und du Hand voll Koth/
O Mensch/ du Speiß der Würmer/ O Mensch/ du Va-
sall des Tods/ O Mensch/ du Copey des Elends/ O Mensch/
du Wust und Unflat/ O Mensch/ wilst die geringste
Schmach rächen/ mit dem Degen revantsch suchen etc. da
es doch dein GOtt und Heyland nit gethan/ auch noch nit
thut/ dann unangesehen daß wir ihn täglich beleidigen
mit unsern Sünden/ und so vielfältigen Ubertrettungen/
er gleichwol uns noch tägliche/ stündliche/ augenblickliche
Gnaden und Gutthaten erweiset/ so wol anlangend die
Gesundh[e]it unsers Leibs/ die Fruchtbarkeit der Erden/
das Heyl des Hauß/ als auch die innerliche Erleuchtung
unse[r]er Seelen. Ist also GOtt nit anderst/ als wie ein
Blum/ welche von ihrem Stengel und Wurtzel/ als von

ihrem
T t 2

ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen?
geſſen/ ſo ſihe mehrmalen deinen Heyland an/ als ſolcher
in Geſtalt eines Frembdlings mit den zweyen Juͤn-
gern Lucas und Cleophas nacher Emaus gangen/
und dieſe eine lange Red fuͤhrten von den erſchroͤcklichen
Peinen/ und grauſamen Tod JEſu von Nazareth/ wie
nemlichen die Hohe-Prieſter mit demſelbigen verfah-
ren ꝛc. Worauf der HErr ſich geſtellt/ als hab er ſolches
ſchon alles vergeſſen/ was er von ihnen gelitten/ deſſent-
halben die Zwey gefragt/ was dann geſchehen? Du rach-
gieriger Menſch/ wann du noch nit den gefaſſten Grol-
len aus deinem Hertzen fallen laͤſſeſt/ ſo erhebe noch ein-
mal deine Augen auf den hohen Creutzbaum/ und leſe da-
ſelbſten die vier Buchſtaben ober dem Haubt JEſu Chri-
ſti geſch[r]ieb[e]n I. N. R. I. welche zwar insgemein nit an-
derſt lauteten/ als JEſus Nazarenus Rex Judæorum,
aber du kanſt gar wol alſo leſen: JESUS Nonvult Re-
cordari Injuriarum,
das iſt zu teutſch alſo: I. JESUS.
N.
Nit. R. Raͤchet. I. Injuri. Und du Hand voll Koth/
O Menſch/ du Speiß der Wuͤrmer/ O Menſch/ du Va-
ſall des Tods/ O Menſch/ du Copey des Elends/ O Menſch/
du Wuſt und Unflat/ O Menſch/ wilſt die geringſte
Schmach raͤchen/ mit dem Degen revantſch ſuchen ꝛc. da
es doch dein GOtt und Heyland nit gethan/ auch noch nit
thut/ dann unangeſehen daß wir ihn taͤglich beleidigen
mit unſern Suͤnden/ und ſo vielfaͤltigen Ubertrettungen/
er gleichwol uns noch taͤgliche/ ſtuͤndliche/ augenblickliche
Gnaden und Gutthaten erweiſet/ ſo wol anlangend die
Geſundh[e]it unſers Leibs/ die Fruchtbarkeit der Erden/
das Heyl des Hauß/ als auch die innerliche Erleuchtung
unſe[r]er Seelen. Iſt alſo GOtt nit anderſt/ als wie ein
Blum/ welche von ihrem Stengel und Wurtzel/ als von

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T t 2
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[331/0363] ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? geſſen/ ſo ſihe mehrmalen deinen Heyland an/ als ſolcher in Geſtalt eines Frembdlings mit den zweyen Juͤn- gern Lucas und Cleophas nacher Emaus gangen/ und dieſe eine lange Red fuͤhrten von den erſchroͤcklichen Peinen/ und grauſamen Tod JEſu von Nazareth/ wie nemlichen die Hohe-Prieſter mit demſelbigen verfah- ren ꝛc. Worauf der HErr ſich geſtellt/ als hab er ſolches ſchon alles vergeſſen/ was er von ihnen gelitten/ deſſent- halben die Zwey gefragt/ was dann geſchehen? Du rach- gieriger Menſch/ wann du noch nit den gefaſſten Grol- len aus deinem Hertzen fallen laͤſſeſt/ ſo erhebe noch ein- mal deine Augen auf den hohen Creutzbaum/ und leſe da- ſelbſten die vier Buchſtaben ober dem Haubt JEſu Chri- ſti geſchrieben I. N. R. I. welche zwar insgemein nit an- derſt lauteten/ als JEſus Nazarenus Rex Judæorum, aber du kanſt gar wol alſo leſen: JESUS Nonvult Re- cordari Injuriarum, das iſt zu teutſch alſo: I. JESUS. N. Nit. R. Raͤchet. I. Injuri. Und du Hand voll Koth/ O Menſch/ du Speiß der Wuͤrmer/ O Menſch/ du Va- ſall des Tods/ O Menſch/ du Copey des Elends/ O Menſch/ du Wuſt und Unflat/ O Menſch/ wilſt die geringſte Schmach raͤchen/ mit dem Degen revantſch ſuchen ꝛc. da es doch dein GOtt und Heyland nit gethan/ auch noch nit thut/ dann unangeſehen daß wir ihn taͤglich beleidigen mit unſern Suͤnden/ und ſo vielfaͤltigen Ubertrettungen/ er gleichwol uns noch taͤgliche/ ſtuͤndliche/ augenblickliche Gnaden und Gutthaten erweiſet/ ſo wol anlangend die Geſundheit unſers Leibs/ die Fruchtbarkeit der Erden/ das Heyl des Hauß/ als auch die innerliche Erleuchtung unſerer Seelen. Iſt alſo GOtt nit anderſt/ als wie ein Blum/ welche von ihrem Stengel und Wurtzel/ als von ihrem T t 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/363>, abgerufen am 25.11.2024.