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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der falsche Böswicht

In Asia hat Cambyses seinem Bruder Smerdem so
schön gethan/ daß solcher geglaubet/ se in Bruder meyne
es ganz redlich/ aber nachmals das Widerspiel mit Ver-
ibid.lust seines Lebens erfahren. Ein solcher falscher Bruder ist
wie der Schwahu/ welcher von aussen mit ganz Schnee-
weissen Federn bekleidet ist/ unter diesem aber ein kohl-
schwarzes Fleisch stecket.

In Schweden hat sich der König Birgerus gegen sei-
nen zweyen Brüdern Valdemarum und Ericum also
freundlich gestellt/ daß ihme keiner hätte traumen lassen
von einer Falschheit/ und gleichwol hat er mörderisch sei-
ibid.ne Händ in dero Blut gewaschen. Ein solcher falscher
Bruder ist wie s. v. ein Misthauffen im Winter/ der
zwar übersich einen schönen weissen Deckmantel/ in-
wendig aber dannoch wild und abscheulich.

In Pohlen hat der Lechus seinem Bruder Craco
lange Zeit den Fuchsschweiff gestrichen/ bis er ihn end-
lichen hintergangen/ und um das Leben gebracht hat.
ibid.Ein solcher falscher Bruder ist wie der Aschen/ so gar offt
äusserlich her weiß und unschuldig einem vorkommt/ un-
terdessen aber stecken gleichwol glüende Kolen darunter.

Zu Neapl hat Kayser Conrad der IV te seinem Bru-
der Henrich fast allemal ein gnädigstes Gesicht gezeigt/
dannoch in der Still nach dessen Leben getracht/ wie es
nachmals im Werck selbsten vollzogen worden. Ein
ibid.solcher falscher Bruder ist wie ein Wolffsgruben/ die
übersich mit schönen grünen Gesträuswerck verhüllt/ un-
tersich aber ein tieffer Kercker.

In Hungarn hat sich Attila gegen seinen Bruder Bu-
da
fast allemal geneigt und willfährig erwiesen/ unter-
ibid.dessen aber denselben zum Tod gesucht. Ein solcher fal-

scher
Judas der falſche Boͤswicht

In Aſia hat Cambyſes ſeinem Bruder Smerdem ſo
ſchoͤn gethan/ daß ſolcher geglaubet/ ſe in Bruder meyne
es ganz redlich/ aber nachmals das Widerſpiel mit Ver-
ibid.luſt ſeines Lebens erfahren. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt
wie der Schwahu/ welcher von auſſen mit ganz Schnee-
weiſſen Federn bekleidet iſt/ unter dieſem aber ein kohl-
ſchwarzes Fleiſch ſtecket.

In Schweden hat ſich der Koͤnig Birgerus gegen ſei-
nen zweyen Bruͤdern Valdemarum und Ericum alſo
freundlich geſtellt/ daß ihme keiner haͤtte traumen laſſen
von einer Falſchheit/ und gleichwol hat er moͤrderiſch ſei-
ibid.ne Haͤnd in dero Blut gewaſchen. Ein ſolcher falſcher
Bruder iſt wie ſ. v. ein Miſthauffen im Winter/ der
zwar uͤberſich einen ſchoͤnen weiſſen Deckmantel/ in-
wendig aber dannoch wild und abſcheulich.

In Pohlen hat der Lechus ſeinem Bruder Craco
lange Zeit den Fuchsſchweiff geſtrichen/ bis er ihn end-
lichen hintergangen/ und um das Leben gebracht hat.
ibid.Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Aſchen/ ſo gar offt
aͤuſſerlich her weiß und unſchuldig einem vorkommt/ un-
terdeſſen aber ſtecken gleichwol gluͤende Kolen darunter.

Zu Neapl hat Kayſer Conrad der IV te ſeinem Bru-
der Henrich faſt allemal ein gnaͤdigſtes Geſicht gezeigt/
dannoch in der Still nach deſſen Leben getracht/ wie es
nachmals im Werck ſelbſten vollzogen worden. Ein
ibid.ſolcher falſcher Bruder iſt wie ein Wolffsgruben/ die
uͤberſich mit ſchoͤnen gruͤnen Geſtraͤuswerck verhuͤllt/ un-
terſich aber ein tieffer Kercker.

In Hungarn hat ſich Attila gegen ſeinen Bruder Bu-
da
faſt allemal geneigt und willfaͤhrig erwieſen/ unter-
ibid.deſſen aber denſelben zum Tod geſucht. Ein ſolcher fal-

ſcher
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[286/0318] Judas der falſche Boͤswicht In Aſia hat Cambyſes ſeinem Bruder Smerdem ſo ſchoͤn gethan/ daß ſolcher geglaubet/ ſe in Bruder meyne es ganz redlich/ aber nachmals das Widerſpiel mit Ver- luſt ſeines Lebens erfahren. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Schwahu/ welcher von auſſen mit ganz Schnee- weiſſen Federn bekleidet iſt/ unter dieſem aber ein kohl- ſchwarzes Fleiſch ſtecket. ibid. In Schweden hat ſich der Koͤnig Birgerus gegen ſei- nen zweyen Bruͤdern Valdemarum und Ericum alſo freundlich geſtellt/ daß ihme keiner haͤtte traumen laſſen von einer Falſchheit/ und gleichwol hat er moͤrderiſch ſei- ne Haͤnd in dero Blut gewaſchen. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie ſ. v. ein Miſthauffen im Winter/ der zwar uͤberſich einen ſchoͤnen weiſſen Deckmantel/ in- wendig aber dannoch wild und abſcheulich. ibid. In Pohlen hat der Lechus ſeinem Bruder Craco lange Zeit den Fuchsſchweiff geſtrichen/ bis er ihn end- lichen hintergangen/ und um das Leben gebracht hat. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Aſchen/ ſo gar offt aͤuſſerlich her weiß und unſchuldig einem vorkommt/ un- terdeſſen aber ſtecken gleichwol gluͤende Kolen darunter. ibid. Zu Neapl hat Kayſer Conrad der IV te ſeinem Bru- der Henrich faſt allemal ein gnaͤdigſtes Geſicht gezeigt/ dannoch in der Still nach deſſen Leben getracht/ wie es nachmals im Werck ſelbſten vollzogen worden. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie ein Wolffsgruben/ die uͤberſich mit ſchoͤnen gruͤnen Geſtraͤuswerck verhuͤllt/ un- terſich aber ein tieffer Kercker. ibid. In Hungarn hat ſich Attila gegen ſeinen Bruder Bu- da faſt allemal geneigt und willfaͤhrig erwieſen/ unter- deſſen aber denſelben zum Tod geſucht. Ein ſolcher fal- ſcher ibid.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/318>, abgerufen am 25.11.2024.