Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
mals ein Schnee-weiser alter Dättl zu ihme kommen/
sprechend/ er habe viel vernommen und gehört von seinen
grossen Thaten und Wunder-Wercken/ und also ver-
sprach er/ daß er wolle aus einem Heyden ein Christ wer-
den/ und seinem allerseits ausgebreiten Glauben nach-
kommen/ wann er ihme seine Jugend wieder zuwegen
bringe: Patritius fället alsobalden auf seine Knie nieder/
und verrichtet sein Gebet zu GOtt dem allmächtigen/
kaum daß er eine kleine Zeit dem eifferigen Gebet obgele-
gen/ da ist mit höchster Verwunderung der alte Geck ein
gantz junger Mensch worden/ die Haar sich verändert/
die Runtzeln sich verlohren/ das Maul mit Zähnen wie-
der versetzt/ das gantze Angesicht sich verjüngert/ und
geh aus einem Winter ein Frühling worden.

Wann solte der H. Patritius noch in dem zeitlichen
Leben seyn/ was würde er nit vor einen Zulauff haben?
ein mancher alter Greiß verlobte sich mit blossen Füssen
auf Compostell zu wahlfarten/ wann er nur könte wie-
der jung werden; Ein manche alte Zibet-Katz thät sich
hundertfältig/ tausendfältig einstellen/ wann sie nur der
Falten möchte los werden; bin versichert/ daß ein jedes
Spittal-Weib mit Krucken und Stecken dem H. Patri-
tio
würde zueilen/ und von ihme ihre blüende Jugend
wieder erbitten/ der Heil. Mann würde immerzu mit
weissen Schimmeln umgeben seyn/ und müste Tag und
Nacht geplagt werden/ wie er die geschimplete Waaren
wieder möchte frisch machen. Aber Seelen-halber ist
wenig Sorg/ es mag dieselbe eine Gestalt haben/ wie sie
will/ derentwegen entstehet wenig Kummer/ wenig/
gar wenig bemühen sich dieselbe zu verjüngern/ und in
den ersten Unschuld-Stand zu setzen/ in dem sie nach der
Heil. Tauff in der Kindheit gewest. Es gilt mit einem
Wort der Leib alles/ dieser garstige Puffer alles/ dieser
Zotten-Vogt alles/ dieser Sau-Narr alles/ die Seel

aber/
K k 2

wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
mals ein Schnee-weiſer alter Daͤttl zu ihme kommen/
ſprechend/ er habe viel vernommen und gehoͤrt von ſeinen
groſſen Thaten und Wunder-Wercken/ und alſo ver-
ſprach er/ daß er wolle aus einem Heyden ein Chriſt wer-
den/ und ſeinem allerſeits ausgebreiten Glauben nach-
kommen/ wann er ihme ſeine Jugend wieder zuwegen
bringe: Patritius faͤllet alſobalden auf ſeine Knie nieder/
und verrichtet ſein Gebet zu GOtt dem allmaͤchtigen/
kaum daß er eine kleine Zeit dem eifferigen Gebet obgele-
gen/ da iſt mit hoͤchſter Verwunderung der alte Geck ein
gantz junger Menſch worden/ die Haar ſich veraͤndert/
die Runtzeln ſich verlohren/ das Maul mit Zaͤhnen wie-
der verſetzt/ das gantze Angeſicht ſich verjuͤngert/ und
geh aus einem Winter ein Fruͤhling worden.

Wann ſolte der H. Patritius noch in dem zeitlichen
Leben ſeyn/ was wuͤrde er nit vor einen Zulauff haben?
ein mancher alter Greiß verlobte ſich mit bloſſen Fuͤſſen
auf Compoſtell zu wahlfarten/ wann er nur koͤnte wie-
der jung werden; Ein manche alte Zibet-Katz thaͤt ſich
hundertfaͤltig/ tauſendfaͤltig einſtellen/ wann ſie nur der
Falten moͤchte los werden; bin verſichert/ daß ein jedes
Spittal-Weib mit Krucken und Stecken dem H. Patri-
tio
wuͤrde zueilen/ und von ihme ihre bluͤende Jugend
wieder erbitten/ der Heil. Mann wuͤrde immerzu mit
weiſſen Schimmeln umgeben ſeyn/ und muͤſte Tag und
Nacht geplagt werden/ wie er die geſchimplete Waaren
wieder moͤchte friſch machen. Aber Seelen-halber iſt
wenig Sorg/ es mag dieſelbe eine Geſtalt haben/ wie ſie
will/ derentwegen entſtehet wenig Kummer/ wenig/
gar wenig bemuͤhen ſich dieſelbe zu verjuͤngern/ und in
den erſten Unſchuld-Stand zu ſetzen/ in dem ſie nach der
Heil. Tauff in der Kindheit geweſt. Es gilt mit einem
Wort der Leib alles/ dieſer garſtige Puffer alles/ dieſer
Zotten-Vogt alles/ dieſer Sau-Narr alles/ die Seel

aber/
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.</hi></fw><lb/>
mals ein Schnee-wei&#x017F;er alter Da&#x0364;ttl zu ihme kommen/<lb/>
&#x017F;prechend/ er habe viel vernommen und geho&#x0364;rt von &#x017F;einen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Thaten und Wunder-Wercken/ und al&#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;prach er/ daß er wolle aus einem Heyden ein Chri&#x017F;t wer-<lb/>
den/ und &#x017F;einem aller&#x017F;eits ausgebreiten Glauben nach-<lb/>
kommen/ wann er ihme &#x017F;eine Jugend wieder zuwegen<lb/>
bringe: <hi rendition="#aq">Patritius</hi> fa&#x0364;llet al&#x017F;obalden auf &#x017F;eine Knie nieder/<lb/>
und verrichtet &#x017F;ein Gebet zu GOtt dem allma&#x0364;chtigen/<lb/>
kaum daß er eine kleine Zeit dem eifferigen Gebet obgele-<lb/>
gen/ da i&#x017F;t mit ho&#x0364;ch&#x017F;ter Verwunderung der alte Geck ein<lb/>
gantz junger Men&#x017F;ch worden/ die Haar &#x017F;ich vera&#x0364;ndert/<lb/>
die Runtzeln &#x017F;ich verlohren/ das Maul mit Za&#x0364;hnen wie-<lb/>
der ver&#x017F;etzt/ das gantze Ange&#x017F;icht &#x017F;ich verju&#x0364;ngert/ und<lb/>
geh aus einem Winter ein Fru&#x0364;hling worden.</p><lb/>
        <p>Wann &#x017F;olte der H. <hi rendition="#aq">Patritius</hi> noch in dem zeitlichen<lb/>
Leben &#x017F;eyn/ was wu&#x0364;rde er nit vor einen Zulauff haben?<lb/>
ein mancher alter Greiß verlobte &#x017F;ich mit blo&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auf <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;tell</hi> zu wahlfarten/ wann er nur ko&#x0364;nte wie-<lb/>
der jung werden; Ein manche alte Zibet-Katz tha&#x0364;t &#x017F;ich<lb/>
hundertfa&#x0364;ltig/ tau&#x017F;endfa&#x0364;ltig ein&#x017F;tellen/ wann &#x017F;ie nur der<lb/>
Falten mo&#x0364;chte los werden; bin ver&#x017F;ichert/ daß ein jedes<lb/>
Spittal-Weib mit Krucken und Stecken dem H. <hi rendition="#aq">Patri-<lb/>
tio</hi> wu&#x0364;rde zueilen/ und von ihme ihre blu&#x0364;ende Jugend<lb/>
wieder erbitten/ der Heil. Mann wu&#x0364;rde immerzu mit<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Schimmeln umgeben &#x017F;eyn/ und mu&#x0364;&#x017F;te Tag und<lb/>
Nacht geplagt werden/ wie er die ge&#x017F;chimplete Waaren<lb/>
wieder mo&#x0364;chte fri&#x017F;ch machen. Aber Seelen-halber i&#x017F;t<lb/>
wenig Sorg/ es mag die&#x017F;elbe eine Ge&#x017F;talt haben/ wie &#x017F;ie<lb/>
will/ derentwegen ent&#x017F;tehet wenig Kummer/ wenig/<lb/>
gar wenig bemu&#x0364;hen &#x017F;ich die&#x017F;elbe zu verju&#x0364;ngern/ und in<lb/>
den er&#x017F;ten Un&#x017F;chuld-Stand zu &#x017F;etzen/ in dem &#x017F;ie nach der<lb/>
Heil. Tauff in der Kindheit gewe&#x017F;t. Es gilt mit einem<lb/>
Wort der Leib alles/ die&#x017F;er gar&#x017F;tige Puffer alles/ die&#x017F;er<lb/>
Zotten-Vogt alles/ die&#x017F;er Sau-Narr alles/ die Seel<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">aber/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0291] wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. mals ein Schnee-weiſer alter Daͤttl zu ihme kommen/ ſprechend/ er habe viel vernommen und gehoͤrt von ſeinen groſſen Thaten und Wunder-Wercken/ und alſo ver- ſprach er/ daß er wolle aus einem Heyden ein Chriſt wer- den/ und ſeinem allerſeits ausgebreiten Glauben nach- kommen/ wann er ihme ſeine Jugend wieder zuwegen bringe: Patritius faͤllet alſobalden auf ſeine Knie nieder/ und verrichtet ſein Gebet zu GOtt dem allmaͤchtigen/ kaum daß er eine kleine Zeit dem eifferigen Gebet obgele- gen/ da iſt mit hoͤchſter Verwunderung der alte Geck ein gantz junger Menſch worden/ die Haar ſich veraͤndert/ die Runtzeln ſich verlohren/ das Maul mit Zaͤhnen wie- der verſetzt/ das gantze Angeſicht ſich verjuͤngert/ und geh aus einem Winter ein Fruͤhling worden. Wann ſolte der H. Patritius noch in dem zeitlichen Leben ſeyn/ was wuͤrde er nit vor einen Zulauff haben? ein mancher alter Greiß verlobte ſich mit bloſſen Fuͤſſen auf Compoſtell zu wahlfarten/ wann er nur koͤnte wie- der jung werden; Ein manche alte Zibet-Katz thaͤt ſich hundertfaͤltig/ tauſendfaͤltig einſtellen/ wann ſie nur der Falten moͤchte los werden; bin verſichert/ daß ein jedes Spittal-Weib mit Krucken und Stecken dem H. Patri- tio wuͤrde zueilen/ und von ihme ihre bluͤende Jugend wieder erbitten/ der Heil. Mann wuͤrde immerzu mit weiſſen Schimmeln umgeben ſeyn/ und muͤſte Tag und Nacht geplagt werden/ wie er die geſchimplete Waaren wieder moͤchte friſch machen. Aber Seelen-halber iſt wenig Sorg/ es mag dieſelbe eine Geſtalt haben/ wie ſie will/ derentwegen entſtehet wenig Kummer/ wenig/ gar wenig bemuͤhen ſich dieſelbe zu verjuͤngern/ und in den erſten Unſchuld-Stand zu ſetzen/ in dem ſie nach der Heil. Tauff in der Kindheit geweſt. Es gilt mit einem Wort der Leib alles/ dieſer garſtige Puffer alles/ dieſer Zotten-Vogt alles/ dieſer Sau-Narr alles/ die Seel aber/ K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/291
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/291>, abgerufen am 22.11.2024.