Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.welches er zeigen wird am Jüngsten Tag. Vortrag/ neigte sich der HErr/ und schrieb mit dem Fin-ger auf die Erd/ nachmals sagte er/ welcher aus euch ohneJoan, [8il.] Sünd ist/ der hebe den ersten Stein auf. Nach solchen Worten schrieb er mehrmahl auf die Erd/ und wie diese Gesellen die Schrifft gelesen/ seynd sie darvon gangen/ als hätt man sie aufs Maul geschlagen/ seynd alle blutroth im Gesicht worden. Die alte Schelmen seynd die erste gewesen/ so sich aus dem Staub gemacht/ daß also der HErr ganz allein geblieben mit dieser Sünderin/ die er dann gleich auch absolviret. Was muß dann die Ursach gewesen seyn/ daß die so bald den Reißaus genommen? Diese ware kein andere/ ein jeder aus ihnen hat aus be- sagter Schrifft gelesen alle Sünden und Schelmenstückl/ die er die Zeit seines Lebens gethan/ und derentwegen ha- ben sie sich also geschämt. Wie werden wir elende Adams-Kinder uns erst schämen/ wann unsere Sünden am Jüngsten Tag nit nur einem oder dem andern/ son- dern vorderist GOtt/ denen Engeln/ denen Menschen/ und gesamter Welt werden offenbahr seyn. Von etli- chen Heiligen liset man/ daß sie durch sondere Gnad Got- tes eine und andere geheime Sach so gar auch des Ge- wissens erkannt haben. Wie der heil. Thomas de Aquino einsmahls zu Neapl Einer kommt auf ein Zeit zn dem heiligen Francis- Mein E e 3
welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Vortrag/ neigte ſich der HErr/ und ſchrieb mit dem Fin-ger auf die Erd/ nachmals ſagte er/ welcher aus euch ohneJoan, [8il.] Suͤnd iſt/ der hebe den erſten Stein auf. Nach ſolchen Worten ſchrieb er mehrmahl auf die Erd/ und wie dieſe Geſellen die Schrifft geleſen/ ſeynd ſie darvon gangen/ als haͤtt man ſie aufs Maul geſchlagen/ ſeynd alle blutroth im Geſicht worden. Die alte Schelmen ſeynd die erſte geweſen/ ſo ſich aus dem Staub gemacht/ daß alſo der HErr ganz allein geblieben mit dieſer Suͤnderin/ die er dann gleich auch abſolviret. Was muß dann die Urſach geweſen ſeyn/ daß die ſo bald den Reißaus genommen? Dieſe ware kein andere/ ein jeder aus ihnen hat aus be- ſagter Schrifft geleſen alle Suͤnden und Schelmenſtuͤckl/ die er die Zeit ſeines Lebens gethan/ und derentwegen ha- ben ſie ſich alſo geſchaͤmt. Wie werden wir elende Adams-Kinder uns erſt ſchaͤmen/ wann unſere Suͤnden am Juͤngſten Tag nit nur einem oder dem andern/ ſon- dern vorderiſt GOtt/ denen Engeln/ denen Menſchen/ und geſamter Welt werden offenbahr ſeyn. Von etli- chen Heiligen liſet man/ daß ſie durch ſondere Gnad Got- tes eine und andere geheime Sach ſo gar auch des Ge- wiſſens erkannt haben. Wie der heil. Thomas de Aquino einsmahls zu Neapl Einer kommt auf ein Zeit zn dem heiligen Franciſ- Mein E e 3
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welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.
Vortrag/ neigte ſich der HErr/ und ſchrieb mit dem Fin-
ger auf die Erd/ nachmals ſagte er/ welcher aus euch ohne
Suͤnd iſt/ der hebe den erſten Stein auf. Nach ſolchen
Worten ſchrieb er mehrmahl auf die Erd/ und wie dieſe
Geſellen die Schrifft geleſen/ ſeynd ſie darvon gangen/ als
haͤtt man ſie aufs Maul geſchlagen/ ſeynd alle blutroth
im Geſicht worden. Die alte Schelmen ſeynd die erſte
geweſen/ ſo ſich aus dem Staub gemacht/ daß alſo der
HErr ganz allein geblieben mit dieſer Suͤnderin/ die er
dann gleich auch abſolviret. Was muß dann die Urſach
geweſen ſeyn/ daß die ſo bald den Reißaus genommen?
Dieſe ware kein andere/ ein jeder aus ihnen hat aus be-
ſagter Schrifft geleſen alle Suͤnden und Schelmenſtuͤckl/
die er die Zeit ſeines Lebens gethan/ und derentwegen ha-
ben ſie ſich alſo geſchaͤmt. Wie werden wir elende
Adams-Kinder uns erſt ſchaͤmen/ wann unſere Suͤnden
am Juͤngſten Tag nit nur einem oder dem andern/ ſon-
dern vorderiſt GOtt/ denen Engeln/ denen Menſchen/
und geſamter Welt werden offenbahr ſeyn. Von etli-
chen Heiligen liſet man/ daß ſie durch ſondere Gnad Got-
tes eine und andere geheime Sach ſo gar auch des Ge-
wiſſens erkannt haben.
Joan, 8il.
Wie der heil. Thomas de Aquino einsmahls zu Neapl
ſich im Chor befunden/ und ein anderer Geiſtlicher neben
ſeiner unter dem Singen ſtaͤte Gedancken gehabt von
einer gewiſſen Speiß/ ſo hat Thomas ihme ganz ſtill in
die Ohren geſagt: Mein Bruder ſeye nit ſo ſorgfaͤltig/
wegen deſſelben guten Biſſel/ nach vollendtem Chor will
ichs mit dir halten.
Caſtil.
in Chre.
Einer kommt auf ein Zeit zn dem heiligen Franciſ-
cum de Paula, und befilcht ſeinen Krancken Sohn in ſein
heiliges Gebet/ damit er aber des Herrn Vatters Huͤlff
deſto ehender moͤge erhalten/ ſpendiert er ihme ein Koͤrbl
voll guter Feigen/ Franciſcus ſchuͤttelt hieruͤber den Kopf/
Mein
In vita
lib. 2, c. 27.
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/253>, abgerufen am 16.02.2025. |