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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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als er den Heyland JEsum verrahten.
meine Liebe ist JESUS. Diesem/ mein frommerBerchorius
in red. mo-
ral. lrb. 14.
c.
12.

Christ/ folge nach/ lebe in GOtt/ und liebe GOtt/ und lo-
be GOtt/ schencke ihme dein Hertz/ im Hertzen die Liebe/ in
der Liebe die Beständigkeit/ so dann ist dir gar gewiß die
Seeligkeit. Vor dißmal ist es genug.

In dem Convent S. Francisci Cajetae waren zwey
fromme Lay-Brüder/ welche sich am H. Antlaß-Pfingst-
Tag/ oder grünen Donners-Tag auch nach Möglichkeit
praeparirten zu der heiligen Communion nach gewöhn-
lichem Brauch der Religion, indem sie nun im wenigsten
ihnen etwas anderst eingebildet/ da kommt ein Befehl
vom P. Quardian, sie sollen geschwind/ und ohne fernern
Verschub/ in die Stadt gehen/ Brod zu sammlen/ welchem
dann die gute Brüder schleunigst nachkommen/ weilen sie
aber sich gar zu lang in dem Sammlen verweilet/ und be-
reits in ihrer Zuruckkehr die andere Geistliche schon bey
der Tafel/ als bey dem Mittag-Essen/ angetroffen/ also
war es ihnen gantz hertzlich leid/ daß sie die Heil. Com-
munion
versaumet/ wessenthalben sie alles Essen und
Trincken beyseits gesetzt/ und in der Capellen/ allwo das
höchste Gut/ und heiligste Altar-Geheimnuß aufbehal-
ten ware/ mit vielem Weinen und Seuffzen ihr Unglück
bedauerten/ sihe aber/ wie GOtt den geleisten Gehorsam
so reichlich belohnet hat! In diesem ihrem währenden Weh-
klagen steigt ein holdseeligster Jüngling/ einer unbeschreib-
lichen Schönheit/ aus dem Tabernackel heraus/ reicht be-
sagten frommen Brüdern einem jeden die Heil. Com-
munion,
nachmals sich wieder dahin begeben/ woher er
kommen ist. Noch aber auf den heutigen Tag sihet man
die Fußstapffen/ welche dieser Jüngling in die harte Stein
eingedruckt hat; da kan man sehen/ hören/ greiffen und be-

greiffen/
S 3

als er den Heyland JEſum verrahten.
meine Liebe iſt JESUS. Dieſem/ mein frommerBerchorius
in red. mo-
ral. lrb. 14.
c.
12.

Chriſt/ folge nach/ lebe in GOtt/ und liebe GOtt/ und lo-
be GOtt/ ſchencke ihme dein Hertz/ im Hertzen die Liebe/ in
der Liebe die Beſtaͤndigkeit/ ſo dann iſt dir gar gewiß die
Seeligkeit. Vor dißmal iſt es genug.

In dem Convent S. Franciſci Cajetæ waren zwey
fromme Lay-Bruͤder/ welche ſich am H. Antlaß-Pfingſt-
Tag/ oder gruͤnen Donners-Tag auch nach Moͤglichkeit
præparirten zu der heiligen Communion nach gewoͤhn-
lichem Brauch der Religion, indem ſie nun im wenigſten
ihnen etwas anderſt eingebildet/ da kommt ein Befehl
vom P. Quardian, ſie ſollen geſchwind/ und ohne fernern
Verſchub/ in die Stadt gehen/ Brod zu ſammlen/ welchem
dann die gute Bruͤder ſchleunigſt nachkommen/ weilen ſie
aber ſich gar zu lang in dem Sammlen verweilet/ und be-
reits in ihrer Zuruckkehr die andere Geiſtliche ſchon bey
der Tafel/ als bey dem Mittag-Eſſen/ angetroffen/ alſo
war es ihnen gantz hertzlich leid/ daß ſie die Heil. Com-
munion
verſaumet/ weſſenthalben ſie alles Eſſen und
Trincken beyſeits geſetzt/ und in der Capellen/ allwo das
hoͤchſte Gut/ und heiligſte Altar-Geheimnuß aufbehal-
ten ware/ mit vielem Weinen und Seuffzen ihr Ungluͤck
bedauerten/ ſihe aber/ wie GOtt den geleiſten Gehorſam
ſo reichlich belohnet hat! In dieſem ihꝛem waͤhꝛenden Weh-
klagen ſteigt ein holdſeeligſter Juͤngling/ einer unbeſchreib-
lichen Schoͤnheit/ aus dem Tabernackel heraus/ reicht be-
ſagten frommen Bruͤdern einem jeden die Heil. Com-
munion,
nachmals ſich wieder dahin begeben/ woher er
kommen iſt. Noch aber auf den heutigen Tag ſihet man
die Fußſtapffen/ welche dieſer Juͤngling in die harte Stein
eingedruckt hat; da kan man ſehen/ hoͤren/ greiffen und be-

greiffen/
S 3
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[141/0173] als er den Heyland JEſum verrahten. meine Liebe iſt JESUS. Dieſem/ mein frommer Chriſt/ folge nach/ lebe in GOtt/ und liebe GOtt/ und lo- be GOtt/ ſchencke ihme dein Hertz/ im Hertzen die Liebe/ in der Liebe die Beſtaͤndigkeit/ ſo dann iſt dir gar gewiß die Seeligkeit. Vor dißmal iſt es genug. Berchorius in red. mo- ral. lrb. 14. c. 12. In dem Convent S. Franciſci Cajetæ waren zwey fromme Lay-Bruͤder/ welche ſich am H. Antlaß-Pfingſt- Tag/ oder gruͤnen Donners-Tag auch nach Moͤglichkeit præparirten zu der heiligen Communion nach gewoͤhn- lichem Brauch der Religion, indem ſie nun im wenigſten ihnen etwas anderſt eingebildet/ da kommt ein Befehl vom P. Quardian, ſie ſollen geſchwind/ und ohne fernern Verſchub/ in die Stadt gehen/ Brod zu ſammlen/ welchem dann die gute Bruͤder ſchleunigſt nachkommen/ weilen ſie aber ſich gar zu lang in dem Sammlen verweilet/ und be- reits in ihrer Zuruckkehr die andere Geiſtliche ſchon bey der Tafel/ als bey dem Mittag-Eſſen/ angetroffen/ alſo war es ihnen gantz hertzlich leid/ daß ſie die Heil. Com- munion verſaumet/ weſſenthalben ſie alles Eſſen und Trincken beyſeits geſetzt/ und in der Capellen/ allwo das hoͤchſte Gut/ und heiligſte Altar-Geheimnuß aufbehal- ten ware/ mit vielem Weinen und Seuffzen ihr Ungluͤck bedauerten/ ſihe aber/ wie GOtt den geleiſten Gehorſam ſo reichlich belohnet hat! In dieſem ihꝛem waͤhꝛenden Weh- klagen ſteigt ein holdſeeligſter Juͤngling/ einer unbeſchreib- lichen Schoͤnheit/ aus dem Tabernackel heraus/ reicht be- ſagten frommen Bruͤdern einem jeden die Heil. Com- munion, nachmals ſich wieder dahin begeben/ woher er kommen iſt. Noch aber auf den heutigen Tag ſihet man die Fußſtapffen/ welche dieſer Juͤngling in die harte Stein eingedruckt hat; da kan man ſehen/ hoͤren/ greiffen und be- greiffen/ S 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/173>, abgerufen am 24.11.2024.