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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iscarioths,
geworffen worden/ daß/ wofern nit ein halb-gebratner
Jüngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Was-
ser erschienen/ und besagte Funcken gelöscht hätte/ der be-
drangte Kayser wäre elend zu Grund gangen: Dieser
halb-gebratene Jüngling ware der Heil. Laurentius,
deme der Kayser Henrich seine Kirchen renovirt/ und ei-
Wilhel-
mus Mal-
mesburi-
ensis lib. 2.
de gest.
Reg Angl.
nen guldenen Kelch darein geschenckt/ so viel nutzt es/ der
Kirchen und Gotts-Häusern etwas gutes thun.

Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau/ mit-
telmässigen Stands/ tödtlich kranck/ und als männiglich
ihr wegen äusserster Gefahr die letzte Oehlung eingerah-
ten/ gab sie zur Antwort/ daß sie dißmals auf keine Weise
sterben werde/ massen ihr solches vergangene Nacht ha-
ben geoffenbahret etliche Heilige/ deren Bildern sie in
Rhen, ad
Ann. 1605.
den Kirchen etliche Kleider gemacht/ oder dieselbe ver-
bessert.

O! sagt mancher Schnarcher mit dem Iscarioth, pote-
rat unguentum istud vendi, & dari pauperibus
. Wie Mag-
dalena
den HErrn JEsum mit so kostbaren Salben be-
dienet hat/ also könte dieses Lamm GOTT es vor dem
brummeten Bärn Juda nit nnangetastet bleiben/ sondern
es rumpffte hierüber der Ertz-Schalck die Nasen/ mit
dem geistreichen (scilicet) Vorwandt/ daß weit rahtsa-
mer gewest wäre/ so man die Salben hätte zu Geld ge-
macht/ und nachmals selbiges unter die armen Leute
ausgetheilet/ vor was dienen solche unnothwendige Spe-
se &c.
Auch du/ du auch/ dieser nit weniger/ der ander
deßgleichen/ manche auf solche Weiß/ viel nit anderst/
murren und schmähen wider die grosse Unkosten/ so man
an die Kirchen und Gotts-Häuser anwendet/ vor wem/
sprechen sie/ muß alles so kostbar seyn? zu was dienet so
häuffiges Gold in dem Tempel? man könnt darmit wohl
gantze Spitäler erhalten. Wann solche Lappen wurden
sehen ein Lampen/ die zur Capovacana in dem Königreich

Peru

Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,
geworffen worden/ daß/ wofern nit ein halb-gebratner
Juͤngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Waſ-
ſer erſchienen/ und beſagte Funcken geloͤſcht haͤtte/ der be-
drangte Kayſer waͤre elend zu Grund gangen: Dieſer
halb-gebratene Juͤngling ware der Heil. Laurentius,
deme der Kayſer Henrich ſeine Kirchen renovirt/ und ei-
Wilhel-
mus Mal-
mesburi-
enſis lib. 2.
de geſt.
Reg Angl.
nen guldenen Kelch darein geſchenckt/ ſo viel nutzt es/ der
Kirchen und Gotts-Haͤuſern etwas gutes thun.

Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau/ mit-
telmaͤſſigen Stands/ toͤdtlich kranck/ und als maͤnniglich
ihr wegen aͤuſſerſter Gefahr die letzte Oehlung eingerah-
ten/ gab ſie zur Antwort/ daß ſie dißmals auf keine Weiſe
ſterben werde/ maſſen ihr ſolches vergangene Nacht ha-
ben geoffenbahret etliche Heilige/ deren Bildern ſie in
Rhen, ad
Ann. 1605.
den Kirchen etliche Kleider gemacht/ oder dieſelbe ver-
beſſert.

O! ſagt mancher Schnarcher mit dem Iſcarioth, pote-
rat unguentum iſtud vendi, & dari pauperibus
. Wie Mag-
dalena
den HErrn JEſum mit ſo koſtbaren Salben be-
dienet hat/ alſo koͤnte dieſes Lamm GOTT es vor dem
brummeten Baͤrn Juda nit nnangetaſtet bleiben/ ſondern
es rumpffte hieruͤber der Ertz-Schalck die Naſen/ mit
dem geiſtreichen (ſcilicet) Vorwandt/ daß weit rahtſa-
mer geweſt waͤre/ ſo man die Salben haͤtte zu Geld ge-
macht/ und nachmals ſelbiges unter die armen Leute
ausgetheilet/ vor was dienen ſolche unnothwendige Spe-
ſe &c.
Auch du/ du auch/ dieſer nit weniger/ der ander
deßgleichen/ manche auf ſolche Weiß/ viel nit anderſt/
murren und ſchmaͤhen wider die groſſe Unkoſten/ ſo man
an die Kirchen und Gotts-Haͤuſer anwendet/ vor wem/
ſprechen ſie/ muß alles ſo koſtbar ſeyn? zu was dienet ſo
haͤuffiges Gold in dem Tempel? man koͤnnt darmit wohl
gantze Spitaͤler erhalten. Wann ſolche Lappen wurden
ſehen ein Lampen/ die zur Capovacana in dem Koͤnigreich

Peru
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[122/0154] Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths, geworffen worden/ daß/ wofern nit ein halb-gebratner Juͤngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Waſ- ſer erſchienen/ und beſagte Funcken geloͤſcht haͤtte/ der be- drangte Kayſer waͤre elend zu Grund gangen: Dieſer halb-gebratene Juͤngling ware der Heil. Laurentius, deme der Kayſer Henrich ſeine Kirchen renovirt/ und ei- nen guldenen Kelch darein geſchenckt/ ſo viel nutzt es/ der Kirchen und Gotts-Haͤuſern etwas gutes thun. Wilhel- mus Mal- mesburi- enſis lib. 2. de geſt. Reg Angl. Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau/ mit- telmaͤſſigen Stands/ toͤdtlich kranck/ und als maͤnniglich ihr wegen aͤuſſerſter Gefahr die letzte Oehlung eingerah- ten/ gab ſie zur Antwort/ daß ſie dißmals auf keine Weiſe ſterben werde/ maſſen ihr ſolches vergangene Nacht ha- ben geoffenbahret etliche Heilige/ deren Bildern ſie in den Kirchen etliche Kleider gemacht/ oder dieſelbe ver- beſſert. Rhen, ad Ann. 1605. O! ſagt mancher Schnarcher mit dem Iſcarioth, pote- rat unguentum iſtud vendi, & dari pauperibus. Wie Mag- dalena den HErrn JEſum mit ſo koſtbaren Salben be- dienet hat/ alſo koͤnte dieſes Lamm GOTT es vor dem brummeten Baͤrn Juda nit nnangetaſtet bleiben/ ſondern es rumpffte hieruͤber der Ertz-Schalck die Naſen/ mit dem geiſtreichen (ſcilicet) Vorwandt/ daß weit rahtſa- mer geweſt waͤre/ ſo man die Salben haͤtte zu Geld ge- macht/ und nachmals ſelbiges unter die armen Leute ausgetheilet/ vor was dienen ſolche unnothwendige Spe- ſe &c. Auch du/ du auch/ dieſer nit weniger/ der ander deßgleichen/ manche auf ſolche Weiß/ viel nit anderſt/ murren und ſchmaͤhen wider die groſſe Unkoſten/ ſo man an die Kirchen und Gotts-Haͤuſer anwendet/ vor wem/ ſprechen ſie/ muß alles ſo koſtbar ſeyn? zu was dienet ſo haͤuffiges Gold in dem Tempel? man koͤnnt darmit wohl gantze Spitaͤler erhalten. Wann ſolche Lappen wurden ſehen ein Lampen/ die zur Capovacana in dem Koͤnigreich Peru

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/154>, abgerufen am 21.11.2024.