Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iscarioths, Judas verrahtet JEsum mit einem Kuß. O beseß- Ach du verrätherischer Schelm/ du und anckbarer Jün- selbst
Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths, Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. O beſeß- Ach du verraͤtheriſcher Schelm/ du und anckbarer Juͤn- ſelbſt
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Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,
Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. O beſeß-
ner/ vermeßner/ Ehr-vergeßner Menſch/ oder/ beſſer ge-
redt/ Unmenſch! Dieſes verraͤtheriſche Stuͤckl des Iſca-
rioths, hat dem Hertzen des Heylands mehrer Schmer-
tzen verurſachet/ als alle Schmach und Unbild/ ſo er von
dem geſamten Volck erlitten: Geſtalter maſſen von einem
Laͤmmlein erzehlt wird/ daß/ wie ſolches von ſeinem eig-
nen Halter-Hund gebiſſen worden/ es ſich deſſen mit
Schreyen wehmuͤtig beklagt habe/ da es aber von dem
Wolff ergriffen ware/ thate es dazumal gar kein Maul
auf/ ſondern gabe denen/ ſo die Urſach zu wiſſen begehr-
ten/ dieſe Antwort: Die Schmach und Beleidigung von
einem Feind kommt weit ſchmertzlicher vor/ als von einem
Feind. Alſo hat Julius Cæſar in der wider ihn entſtandner
moͤrderiſcher Aufruhr 20. Wunden/ die er von den Fein-
den bekommen/ nit ſo ſehr beklagt/ als die einige/ ſo ihm
ſein vorhin wehrteſter Freund angethan/ benanntlichen
Marcus Brutus, den er an ſtatt eines Kinds und Sohns
erzogen:
Sueton.
tranquill
Ach du verraͤtheriſcher Schelm/ du und anckbarer Juͤn-
ger/ du ungluͤckſeliger Apoſtel/ du meineydiger Judas/
iſt das der danck dir GOtt/ daß dich der HErr JEſus
in ſein ſo heiliges Collegium aufgenommen? dich wie ſei-
nen Sohn gehalten? dir mehr als andern anvertraut?
Es waͤre kein Wunder/ alle Geſchoͤpf waͤren deſſenthal-
brn in Harniſch gerathen/ und dieſe grauſame Unthat/
ſo du an dem Erſchoͤpffer aller Ding begangen/ augen-
blicklich haͤtten gerechnet: Aufs wenigſt hat ſolches der
Erdboden wollen aufewig protocolliren/ und der gantzen
nachkuͤndigen Welt unter die Augen ſtellen/ maſſen nach
Zeugnuß Cyrilli Hieroſolymitani/ ungeacht die gantze
Stadt verheert/ und kein Stein auf dem andern geblie-
ben/ noch auf den heutigen Tag/ Stund und Augenblick
die eingedruckte Fußſtapffen des Judæ in einem Stein da-
ſelbſt
Fr. Vitale
Andriati in
quates. ſ.
404.
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