Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

und will lieber falliren als psalliren.
eine leichte und geringe Sach gedunckt zu seyn/ mit einem
und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen/ merckts
wohl/ daß dieses elenden verdammten Gesellen meiste Ur-
sach seiner Verdammnuß gewesen sind/ die unkeusche Lie-
der/ so er pflegte zu seinem/ und des Nächsten/ Untergang
zu singen. Solche Säu-Singer haben keine andere
Belohnung um ihre Music, als diese.

Einem Studenten ist vor etlich Jahren nit gar un-
recht geschehen/ dieser prallete mehrmalen/ daß ihme in
der Music, so wohl Stimm als Instrumenten halber/ keiner
gleiche/ dieser/ in Begleitung eines andern Wohlbekann-
ten/ machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un-
ter dem Fenster bey nächtlicher Weil eine Music, worun-
ter er mancherley ungereimte Zotten einmischte/ welches
dann den keuscheu Ohren dieses ehrlichen Mägdleins also
mißfallen/ daß sie hierüber einen billichen Zorn gefast/
und nit allein ein unflähtige Laugen ihme über den Kopff
gossen/ sondern auch seinen Buckel mit grossen und gewich-
tigen Ziegel-Trümmern also begrüst (O wie recht) daß ih-
me auch die Stimm verfallen. Worauf der Cammerrath
in diese Wort ausgebrochen: Bruder/ du bist ein stattli-
cher Musicant, dann/ so viel ich weiß/ sagen die Poeten/
daß der Amphion der beste Musicus seye gewest/ als der
auch mit seiner Music die Stein und Felsen bewegt habe/
anheut aber erfahre ich/ daß du mit deiner Music nit allein
die Stein und Ziegel auf dem Dach/ sondern so gar das
Element des Wassers bewegt. etc. O wie recht ist es diß-
falls geschehen/ es wäre zu wünschen/ daß man zu einer
jeden solchen Music einen solchen Tact möchte geben.

In diese letzte und letziste Claß der Singer gehören
auch die Weibs-Bilder/ welche ihre helle/ aber zugleich
Höllische Stimm in allerley Liebs- und Buhl-Liedern
hören lassen/ worinn der kleine Cupido mit seiner annehm-
lichen Tyrannen umständig beschrieben wird/ und diese

sind
Pars III. P

und will lieber falliren als pſalliren.
eine leichte und geringe Sach gedunckt zu ſeyn/ mit einem
und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen/ merckts
wohl/ daß dieſes elenden verdam̄ten Geſellen meiſte Ur-
ſach ſeiner Verdam̄nuß geweſen ſind/ die unkeuſche Lie-
der/ ſo er pflegte zu ſeinem/ und des Naͤchſten/ Untergang
zu ſingen. Solche Saͤu-Singer haben keine andere
Belohnung um ihre Muſic, als dieſe.

Einem Studenten iſt vor etlich Jahren nit gar un-
recht geſchehen/ dieſer prallete mehrmalen/ daß ihme in
der Muſic, ſo wohl Stimm als Inſtrumenten halber/ keiner
gleiche/ dieſer/ in Begleitung eines andern Wohlbekann-
ten/ machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un-
ter dem Fenſter bey naͤchtlicher Weil eine Muſic, worun-
ter er mancherley ungereimte Zotten einmiſchte/ welches
dann den keu̇ſcheu Ohren dieſes ehrlichen Maͤgdleins alſo
mißfallen/ daß ſie hieruͤber einen billichen Zorn gefaſt/
und nit allein ein unflaͤhtige Laugen ihme uͤber den Kopff
goſſen/ ſondern auch ſeinē Buckel mit groſſen und gewich-
tigen Ziegel-Truͤmmern alſo begruͤſt (O wie recht) daß ih-
me auch die Stim̄ verfallen. Worauf der Cammerrath
in dieſe Wort ausgebrochen: Bruder/ du biſt ein ſtattli-
cher Muſicant, dann/ ſo viel ich weiß/ ſagen die Poeten/
daß der Amphion der beſte Muſicus ſeye geweſt/ als der
auch mit ſeiner Muſic die Stein und Felſen bewegt habe/
anheut aber erfahre ich/ daß du mit deiner Muſic nit allein
die Stein und Ziegel auf dem Dach/ ſondern ſo gar das
Element des Waſſers bewegt. ꝛc. O wie recht iſt es diß-
falls geſchehen/ es waͤre zu wuͤnſchen/ daß man zu einer
jeden ſolchen Muſic einen ſolchen Tact moͤchte geben.

In dieſe letzte und letziſte Claß der Singer gehoͤren
auch die Weibs-Bilder/ welche ihre helle/ aber zugleich
Hoͤlliſche Stimm in allerley Liebs- und Buhl-Liedern
hoͤren laſſen/ worinn der kleine Cupido mit ſeiner annehm-
lichen Tyrannen umſtaͤndig beſchrieben wird/ und dieſe

ſind
Pars III. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="113"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">und will lieber</hi><hi rendition="#aq">falli</hi><hi rendition="#fr">ren als</hi><hi rendition="#aq">p&#x017F;alli</hi><hi rendition="#fr">ren.</hi></fw><lb/>
eine leichte und geringe Sach gedunckt zu &#x017F;eyn/ mit einem<lb/>
und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen/ merckts<lb/>
wohl/ daß die&#x017F;es elenden verdam&#x0304;ten Ge&#x017F;ellen mei&#x017F;te Ur-<lb/>
&#x017F;ach &#x017F;einer Verdam&#x0304;nuß gewe&#x017F;en &#x017F;ind/ die unkeu&#x017F;che Lie-<lb/>
der/ &#x017F;o er pflegte zu &#x017F;einem/ und des Na&#x0364;ch&#x017F;ten/ Untergang<lb/>
zu &#x017F;ingen. Solche <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;u-Singer</hi> haben keine andere<lb/>
Belohnung um ihre <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic,</hi> als die&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Einem Studenten i&#x017F;t vor etlich Jahren nit gar un-<lb/>
recht ge&#x017F;chehen/ die&#x017F;er prallete mehrmalen/ daß ihme in<lb/>
der <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic,</hi> &#x017F;o wohl Stimm als <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumen</hi>ten halber/ keiner<lb/>
gleiche/ die&#x017F;er/ in Begleitung eines andern Wohlbekann-<lb/>
ten/ machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un-<lb/>
ter dem Fen&#x017F;ter bey na&#x0364;chtlicher Weil eine <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic,</hi> worun-<lb/>
ter er mancherley ungereimte Zotten einmi&#x017F;chte/ welches<lb/>
dann den keu&#x0307;&#x017F;cheu Ohren die&#x017F;es ehrlichen Ma&#x0364;gdleins al&#x017F;o<lb/>
mißfallen/ daß &#x017F;ie hieru&#x0364;ber einen billichen Zorn gefa&#x017F;t/<lb/>
und nit allein ein unfla&#x0364;htige Laugen ihme u&#x0364;ber den Kopff<lb/>
go&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch &#x017F;eine&#x0304; Buckel mit gro&#x017F;&#x017F;en und gewich-<lb/>
tigen Ziegel-Tru&#x0364;mmern al&#x017F;o begru&#x0364;&#x017F;t (O wie recht) daß ih-<lb/>
me auch die Stim&#x0304; verfallen. Worauf der Cammerrath<lb/>
in die&#x017F;e Wort ausgebrochen: Bruder/ du bi&#x017F;t ein &#x017F;tattli-<lb/>
cher <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icant,</hi> dann/ &#x017F;o viel ich weiß/ &#x017F;agen die Poeten/<lb/>
daß der <hi rendition="#aq">Amphion</hi> der be&#x017F;te <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icus</hi> &#x017F;eye gewe&#x017F;t/ als der<lb/>
auch mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> die Stein und Fel&#x017F;en bewegt habe/<lb/>
anheut aber erfahre ich/ daß du mit deiner <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> nit allein<lb/>
die Stein und Ziegel auf dem Dach/ &#x017F;ondern &#x017F;o gar das<lb/>
Element des Wa&#x017F;&#x017F;ers bewegt. &#xA75B;c. O wie recht i&#x017F;t es diß-<lb/>
falls ge&#x017F;chehen/ es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß man zu einer<lb/>
jeden &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Tact</hi> mo&#x0364;chte geben.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;e letzte und letzi&#x017F;te <hi rendition="#aq">Claß</hi> der Singer geho&#x0364;ren<lb/>
auch die Weibs-Bilder/ welche ihre helle/ aber zugleich<lb/>
Ho&#x0364;lli&#x017F;che Stimm in allerley Liebs- und Buhl-Liedern<lb/>
ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en/ worinn der kleine <hi rendition="#aq">Cupido</hi> mit &#x017F;einer annehm-<lb/>
lichen Tyrannen um&#x017F;ta&#x0364;ndig be&#x017F;chrieben wird/ und die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">Pars III.</hi> P</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0145] und will lieber falliren als pſalliren. eine leichte und geringe Sach gedunckt zu ſeyn/ mit einem und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen/ merckts wohl/ daß dieſes elenden verdam̄ten Geſellen meiſte Ur- ſach ſeiner Verdam̄nuß geweſen ſind/ die unkeuſche Lie- der/ ſo er pflegte zu ſeinem/ und des Naͤchſten/ Untergang zu ſingen. Solche Saͤu-Singer haben keine andere Belohnung um ihre Muſic, als dieſe. Einem Studenten iſt vor etlich Jahren nit gar un- recht geſchehen/ dieſer prallete mehrmalen/ daß ihme in der Muſic, ſo wohl Stimm als Inſtrumenten halber/ keiner gleiche/ dieſer/ in Begleitung eines andern Wohlbekann- ten/ machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un- ter dem Fenſter bey naͤchtlicher Weil eine Muſic, worun- ter er mancherley ungereimte Zotten einmiſchte/ welches dann den keu̇ſcheu Ohren dieſes ehrlichen Maͤgdleins alſo mißfallen/ daß ſie hieruͤber einen billichen Zorn gefaſt/ und nit allein ein unflaͤhtige Laugen ihme uͤber den Kopff goſſen/ ſondern auch ſeinē Buckel mit groſſen und gewich- tigen Ziegel-Truͤmmern alſo begruͤſt (O wie recht) daß ih- me auch die Stim̄ verfallen. Worauf der Cammerrath in dieſe Wort ausgebrochen: Bruder/ du biſt ein ſtattli- cher Muſicant, dann/ ſo viel ich weiß/ ſagen die Poeten/ daß der Amphion der beſte Muſicus ſeye geweſt/ als der auch mit ſeiner Muſic die Stein und Felſen bewegt habe/ anheut aber erfahre ich/ daß du mit deiner Muſic nit allein die Stein und Ziegel auf dem Dach/ ſondern ſo gar das Element des Waſſers bewegt. ꝛc. O wie recht iſt es diß- falls geſchehen/ es waͤre zu wuͤnſchen/ daß man zu einer jeden ſolchen Muſic einen ſolchen Tact moͤchte geben. In dieſe letzte und letziſte Claß der Singer gehoͤren auch die Weibs-Bilder/ welche ihre helle/ aber zugleich Hoͤlliſche Stimm in allerley Liebs- und Buhl-Liedern hoͤren laſſen/ worinn der kleine Cupido mit ſeiner annehm- lichen Tyrannen umſtaͤndig beſchrieben wird/ und dieſe ſind Pars III. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/145
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/145>, abgerufen am 23.11.2024.