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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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und will lieber falliren als psalliren.
und dem Sohn/ und dem Heil. Geist etc. diß singt ihr nit/
wohl aber/ Glori und Ehr seye mir in der Höhe des Chors/
Ehre seye mir/ meinem Gesang/ und meiner Stimm/
sicut erat in principio, & nunc, & semper. &c. Der-
gleichen Singer seynd die gröste Dieb/ so einmal gefunden
werden/ Dieb seynd sie/ weil sie GOtt die Ehr und Glori/
so ihme allein gehörig und zuständig/ und keinem nichti-
gen Erd-Würmlein/ vermessentlich abstehlen.

Gottschalcus erzehlet ein fast lächerliche Geschicht/
wie GOtt einen solchen pravierenden Singer zu Schan-
den gemacht; Dieser hielte über allemassen viel auf sein
Gesang/ glaubte schier/ daß er/ Trutz dem Arion, mit sei-
ner Music auch die Delphinen aus dem Wasser/ wenigst
die Stock-Fisch locken könte/ aber GOtt/ nach altem Ge-
brauch/ machet keine mehrer zu Schanden/ als die Stoltze/
die/ so gern wollen gelobt werden/ Laus, Lappen und
Lob/ halten fast ein Prob: Wie erstbenannter Signor auf
eine Zeit die Praefation in der Heil. Meß/ seiner MeynungPrato fio-
rit. sol. 415.
p. 2.

nach/ sehr schon und lieblich auf eine Zeit gesungen/ auch
des Glaubens war/ die gantze Kirch spreche ihme derent-
halben nit ein geringes Lob nach/ aber GOtt hat ihme die
Stimm also verfälscht [/] daß er überdrüssig allen Anhören-
den worden: Unter andern aber/ nechst dem Altar/ kniete
ein altes Weibl/ welches dergestalt weinete/ daß ein Zäher
an den andern geschlagen. Dieser einbilderische Cantor
glaubte unfehlbar/ daß durch seine liebliche Stimm die ar-
me und fromme Matron also bewegt worden/ fragt dem-
nach bald nach dem Gottesdienst/ in Gegenwart mehrer/
besagtes Weib/ warum sie also hertzlich geweinet hätte?
Er hoffte gar gewiß einstattliches Lob/ nach dem ihme die
Zähne gewässert/ ach! gab sie zur Antwort/ mein lieber

Herr/
O 2

und will lieber falliren als pſalliren.
und dem Sohn/ und dem Heil. Geiſt ꝛc. diß ſingt ihr nit/
wohl aber/ Glori und Ehr ſeye mir in der Hoͤhe des Chors/
Ehre ſeye mir/ meinem Geſang/ und meiner Stimm/
ſicut erat in principio, & nunc, & ſemper. &c. Der-
gleichen Singer ſeynd die groͤſte Dieb/ ſo einmal gefunden
werden/ Dieb ſeynd ſie/ weil ſie GOtt die Ehr und Glori/
ſo ihme allein gehoͤrig und zuſtaͤndig/ und keinem nichti-
gen Erd-Wuͤrmlein/ vermeſſentlich abſtehlen.

Gottſchalcus erzehlet ein faſt laͤcherliche Geſchicht/
wie GOtt einen ſolchen pravierenden Singer zu Schan-
den gemacht; Dieſer hielte uͤber allemaſſen viel auf ſein
Geſang/ glaubte ſchier/ daß er/ Trutz dem Arion, mit ſei-
ner Muſic auch die Delphinen aus dem Waſſer/ wenigſt
die Stock-Fiſch locken koͤnte/ aber GOtt/ nach altem Ge-
brauch/ machet keine mehrer zu Schanden/ als die Stoltze/
die/ ſo gern wollen gelobt werden/ Laus, Lappen und
Lob/ halten faſt ein Prob: Wie erſtbenannter Signor auf
eine Zeit die Præfation in der Heil. Meß/ ſeiner MeynungPrato fio-
rit. ſol. 415.
p. 2.

nach/ ſehr ſchȯn und lieblich auf eine Zeit geſungen/ auch
des Glaubens war/ die gantze Kirch ſpreche ihme derent-
halben nit ein geringes Lob nach/ aber GOtt hat ihme die
Stimm alſo verfaͤlſcht [/] daß er uͤberdruͤſſig allen Anhoͤren-
den worden: Unter andern aber/ nechſt dem Altar/ kniete
ein altes Weibl/ welches dergeſtalt weinete/ daß ein Zaͤher
an den andern geſchlagen. Dieſer einbilderiſche Cantor
glaubte unfehlbar/ daß durch ſeine liebliche Stimm die ar-
me und fromme Matron alſo bewegt worden/ fragt dem-
nach bald nach dem Gottesdienſt/ in Gegenwart mehrer/
beſagtes Weib/ warum ſie alſo hertzlich geweinet haͤtte?
Er hoffte gar gewiß einſtattliches Lob/ nach dem ihme die
Zaͤhne gewaͤſſert/ ach! gab ſie zur Antwort/ mein lieber

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[107/0139] und will lieber falliren als pſalliren. und dem Sohn/ und dem Heil. Geiſt ꝛc. diß ſingt ihr nit/ wohl aber/ Glori und Ehr ſeye mir in der Hoͤhe des Chors/ Ehre ſeye mir/ meinem Geſang/ und meiner Stimm/ ſicut erat in principio, & nunc, & ſemper. &c. Der- gleichen Singer ſeynd die groͤſte Dieb/ ſo einmal gefunden werden/ Dieb ſeynd ſie/ weil ſie GOtt die Ehr und Glori/ ſo ihme allein gehoͤrig und zuſtaͤndig/ und keinem nichti- gen Erd-Wuͤrmlein/ vermeſſentlich abſtehlen. Gottſchalcus erzehlet ein faſt laͤcherliche Geſchicht/ wie GOtt einen ſolchen pravierenden Singer zu Schan- den gemacht; Dieſer hielte uͤber allemaſſen viel auf ſein Geſang/ glaubte ſchier/ daß er/ Trutz dem Arion, mit ſei- ner Muſic auch die Delphinen aus dem Waſſer/ wenigſt die Stock-Fiſch locken koͤnte/ aber GOtt/ nach altem Ge- brauch/ machet keine mehrer zu Schanden/ als die Stoltze/ die/ ſo gern wollen gelobt werden/ Laus, Lappen und Lob/ halten faſt ein Prob: Wie erſtbenannter Signor auf eine Zeit die Præfation in der Heil. Meß/ ſeiner Meynung nach/ ſehr ſchȯn und lieblich auf eine Zeit geſungen/ auch des Glaubens war/ die gantze Kirch ſpreche ihme derent- halben nit ein geringes Lob nach/ aber GOtt hat ihme die Stimm alſo verfaͤlſcht / daß er uͤberdruͤſſig allen Anhoͤren- den worden: Unter andern aber/ nechſt dem Altar/ kniete ein altes Weibl/ welches dergeſtalt weinete/ daß ein Zaͤher an den andern geſchlagen. Dieſer einbilderiſche Cantor glaubte unfehlbar/ daß durch ſeine liebliche Stimm die ar- me und fromme Matron alſo bewegt worden/ fragt dem- nach bald nach dem Gottesdienſt/ in Gegenwart mehrer/ beſagtes Weib/ warum ſie alſo hertzlich geweinet haͤtte? Er hoffte gar gewiß einſtattliches Lob/ nach dem ihme die Zaͤhne gewaͤſſert/ ach! gab ſie zur Antwort/ mein lieber Herꝛ/ Prato fio- rit. ſol. 415. p. 2. O 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/139>, abgerufen am 24.11.2024.