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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der Ertzschelm hasset das geistliche Gesang/
Amo[r] c. 5.einsmals durch den Propheten Amos geredet hat: Auffer
a me tumultum Carminum tuorum,
thue mir hinweg
das Getümmel deiner Lieder/ mir ist dein Gesang ein
Greuel in meinen Ohren. Was hält der böse Feind von ei-
nem solchen Psalliren? Solche laue Religiosen haben ihre
Psalmen und Tag-Zeiten mit solchen umschweiffenden
Fr. Vale-
rian. fol.
105.
Gedancken auf eine Zeit also verbracht/ daß es den Teufel
selbsten verdrossen/ dahero er in einer erschröcklicher und
wilder Gestalt in Mitte des Chors erschienen/ mit einem
Rauch-Faß/ worinnen nichts als Schwefel/ und anderer
unleydentlicher Gestanck/ mit diesen thäte er die saubere
Mönche incensiren/ und sagte anbey/ zu einem solchen
Gesang/ gehört ein solcher Weinrauch
. Der Heil.
Bernardus sagt es Lateinisch/ wie du und ich/ und andere
beschaffen: In choro sum corpore, & in aliquo negotio
sum corde, aliud canto, & aliud cogito, Psalmodiae
verba profero, & Psalmodiae sensum non attendo, sed
mente vagus, habitu dissolutus, oculis attonitus huc

[S]. Bernard.
lib. de In-
ter. Dom.
c. 33.
& illucprospiciens, quaecunque ibi geruntur perlustro,
& perspicio, vae mihi! quia ibi pecco, ubi peccata
emendare debeo.

Neben allem diesen schleichen noch andere ohne Form
und vermessene Fehler ein unter dem Gesang des Chors und
Kirchen/ welches allen Obrigkeiten zu verbessern mög-
lichst obligt/ wann sie nit samt den jenigen Untergebenen
wollen die Straff GOttes zu gewarten haben.

Exed. c. 33.

Moyses hat das guldene Götzen-Kalb gar zu Pulfer
verbrandt und zermahlen/ und damit man demselbigen
Staub und Pulffer auch keine Ehr anthäte/ wie er etwan
geforchten/ hat er solches in ein rinnendes Wasser geworf-

fen/

Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/
Amo[r] c. 5.einsmals durch den Propheten Amos geredet hat: Auffer
â me tumultum Carminum tuorum,
thue mir hinweg
das Getuͤmmel deiner Lieder/ mir iſt dein Geſang ein
Greuel in meinen Ohren. Was haͤlt der boͤſe Feind von ei-
nem ſolchen Pſalliren? Solche laue Religioſen haben ihre
Pſalmen und Tag-Zeiten mit ſolchen umſchweiffenden
Fr. Vale-
rian. fol.
105.
Gedancken auf eine Zeit alſo verbracht/ daß es den Teufel
ſelbſten verdroſſen/ dahero er in einer erſchroͤcklicher und
wilder Geſtalt in Mitte des Chors erſchienen/ mit einem
Rauch-Faß/ worinnen nichts als Schwefel/ und anderer
unleydentlicher Geſtanck/ mit dieſen thaͤte er die ſaubere
Moͤnche incenſiren/ und ſagte anbey/ zu einem ſolchen
Geſang/ gehoͤrt ein ſolcher Weinrauch
. Der Heil.
Bernardus ſagt es Lateiniſch/ wie du und ich/ und andere
beſchaffen: In choro ſum corpore, & in aliquo negotio
ſum corde, aliud canto, & aliud cogito, Pſalmodiæ
verba profero, & Pſalmodiæ ſenſum non attendo, ſed
mente vagus, habitu diſſolutus, oculis attonitus huc

[S]. Bernard.
lib. de In-
ter. Dom.
c. 33.
& illucproſpiciens, quæcunque ibi geruntur perluſtro,
& perſpicio, væ mihi! quia ibi pecco, ubi peccata
emendare debeo.

Neben allem dieſen ſchleichen noch andere ohne Form
und vermeſſene Fehler ein unter dem Geſang des Chors und
Kirchen/ welches allen Obrigkeiten zu verbeſſern moͤg-
lichſt obligt/ wann ſie nit ſamt den jenigen Untergebenen
wollen die Straff GOttes zu gewarten haben.

Exed. c. 33.

Moyſes hat das guldene Goͤtzen-Kalb gar zu Pulfer
verbrandt und zermahlen/ und damit man demſelbigen
Staub und Pulffer auch keine Ehr anthaͤte/ wie er etwan
geforchten/ hat er ſolches in ein rinnendes Waſſer geworf-

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[104/0136] Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/ einsmals durch den Propheten Amos geredet hat: Auffer â me tumultum Carminum tuorum, thue mir hinweg das Getuͤmmel deiner Lieder/ mir iſt dein Geſang ein Greuel in meinen Ohren. Was haͤlt der boͤſe Feind von ei- nem ſolchen Pſalliren? Solche laue Religioſen haben ihre Pſalmen und Tag-Zeiten mit ſolchen umſchweiffenden Gedancken auf eine Zeit alſo verbracht/ daß es den Teufel ſelbſten verdroſſen/ dahero er in einer erſchroͤcklicher und wilder Geſtalt in Mitte des Chors erſchienen/ mit einem Rauch-Faß/ worinnen nichts als Schwefel/ und anderer unleydentlicher Geſtanck/ mit dieſen thaͤte er die ſaubere Moͤnche incenſiren/ und ſagte anbey/ zu einem ſolchen Geſang/ gehoͤrt ein ſolcher Weinrauch. Der Heil. Bernardus ſagt es Lateiniſch/ wie du und ich/ und andere beſchaffen: In choro ſum corpore, & in aliquo negotio ſum corde, aliud canto, & aliud cogito, Pſalmodiæ verba profero, & Pſalmodiæ ſenſum non attendo, ſed mente vagus, habitu diſſolutus, oculis attonitus huc & illucproſpiciens, quæcunque ibi geruntur perluſtro, & perſpicio, væ mihi! quia ibi pecco, ubi peccata emendare debeo. Amor c. 5. Fr. Vale- rian. fol. 105. S. Bernard. lib. de In- ter. Dom. c. 33. Neben allem dieſen ſchleichen noch andere ohne Form und vermeſſene Fehler ein unter dem Geſang des Chors und Kirchen/ welches allen Obrigkeiten zu verbeſſern moͤg- lichſt obligt/ wann ſie nit ſamt den jenigen Untergebenen wollen die Straff GOttes zu gewarten haben. Moyſes hat das guldene Goͤtzen-Kalb gar zu Pulfer verbrandt und zermahlen/ und damit man demſelbigen Staub und Pulffer auch keine Ehr anthaͤte/ wie er etwan geforchten/ hat er ſolches in ein rinnendes Waſſer geworf- fen/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/136>, abgerufen am 24.11.2024.