Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der Ertzschelm hasset das geistliche Gesang/
In Historia
Occident.
c. 34.
Chor erschienen/ derenthalben ihn der fromme Mann
befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig
geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/
welche die Mönch unter dem psalliren auslassen/ oder ab-
kürtzen/ und werde er einmal diese als vermessene Diebe
anklagen/ als welche dem Dienst GOttes und Göttlichen
Lob so viel heilige Wort entfremden und abstehlen. Deß-
gleichen hat Christus der HErr dem Heil. Bischoff An-
in Vit.toni mit gantz ergrimmten Angesicht einen starcken Ver-
weiß gegeben/ daß sein Diaconus unter dem Psalliren bey
dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu starcken Eilen
2. Reg. 10.das Wort Filio öffters ausgelassen. Hat es der König
David vor einen starcken Affront aufgenommen/ wie
seinen Abgesandten der Hanon ihre Kleider zu einem of-
fentlichen Spott halb abgeschnitten/ wie wird es erst dem
allmächtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme sein Heil.
Psalmodia, worinnen alles göttliche Lob/ und Himmli-
sche Geheimnüssen verfast seynd/ durch unnöhtiges Eilen
so spöttlich abkürtzet?

Saure Singer seynd auch die jenige/ welche zwar
mit dem Maul psalliren/ aber mit dem Hertzen ander-
wärts vagiren: solche kommen mir vor/ wie des Samsons
Löw; Dieser starcke Held gieng einsmals mit seinen El-
tern nacher Thamnatha, um willens daselbsten/ mit Gut-
heissen seiner Eltern/ ein Weib zu nehmen/ dann er ihme
seines Geduncken nach schon ein Schöne ausgeklaubt/ un-
Judis. 14.terwegs aber/ da er sich vom Vatter und Mutter ein we-
nig abgesondert/ traff er einen wilden und brüllenden Lö-
wen an/ den er alsobalden/ Krafft der von GOtt ertheil-
ten Stärcke/ wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß/ und
umgebracht/ nach etlich Tagen in seiner Zuruck-Reiß vor

Tham-

Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/
In Hiſtoria
Occident.
c. 34.
Chor erſchienen/ derenthalben ihn der fromme Mann
befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig
geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/
welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen/ oder ab-
kuͤrtzen/ und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe
anklagen/ als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen
Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß-
gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An-
in Vit.toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver-
weiß gegeben/ daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey
dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen
2. Reg. 10.das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig
David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen/ wie
ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of-
fentlichen Spott halb abgeſchnitten/ wie wird es erſt dem
allmaͤchtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme ſein Heil.
Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob/ und Himmli-
ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd/ durch unnoͤhtiges Eilen
ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet?

Saure Singer ſeynd auch die jenige/ welche zwar
mit dem Maul pſalliren/ aber mit dem Hertzen ander-
waͤrts vagiren: ſolche kommen mir vor/ wie des Samſons
Loͤw; Dieſer ſtarcke Held gieng einsmals mit ſeinen El-
tern nacher Thamnatha, um willens daſelbſten/ mit Gut-
heiſſen ſeiner Eltern/ ein Weib zu nehmen/ dann er ihme
ſeines Geduncken nach ſchon ein Schoͤne ausgeklaubt/ un-
Judis. 14.terwegs aber/ da er ſich vom Vatter und Mutter ein we-
nig abgeſondert/ traff er einen wilden und bruͤllenden Loͤ-
wen an/ den er alſobalden/ Krafft der von GOtt ertheil-
ten Staͤrcke/ wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß/ und
umgebracht/ nach etlich Tagen in ſeiner Zuruck-Reiß vor

Tham-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der Ertz&#x017F;chelm ha&#x017F;&#x017F;et das gei&#x017F;tliche Ge&#x017F;ang/</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In Hi&#x017F;toria<lb/>
Occident.<lb/>
c. 34.</hi></note>Chor er&#x017F;chienen/ derenthalben ihn der fromme Mann<lb/>
befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig<lb/>
geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/<lb/>
welche die Mo&#x0364;nch unter dem <hi rendition="#aq">p&#x017F;alli</hi>ren ausla&#x017F;&#x017F;en/ oder ab-<lb/>
ku&#x0364;rtzen/ und werde er einmal die&#x017F;e als verme&#x017F;&#x017F;ene Diebe<lb/>
anklagen/ als welche dem Dien&#x017F;t GOttes und Go&#x0364;ttlichen<lb/>
Lob &#x017F;o viel heilige Wort entfremden und ab&#x017F;tehlen. Deß-<lb/>
gleichen hat Chri&#x017F;tus der HErr dem Heil. Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">An-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">in Vit.</hi></note><hi rendition="#aq">toni</hi> mit gantz ergrimmten Ange&#x017F;icht einen &#x017F;tarcken Ver-<lb/>
weiß gegeben/ daß &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Diaconus</hi> unter dem <hi rendition="#aq">P&#x017F;alli</hi>ren bey<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Gloria Patri &amp;c.</hi> wegen des gar zu &#x017F;tarcken Eilen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">2. Reg. 10.</hi></note>das Wort <hi rendition="#aq">Filio</hi> o&#x0364;ffters ausgela&#x017F;&#x017F;en. Hat es der Ko&#x0364;nig<lb/><hi rendition="#aq">David</hi> vor einen &#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">Affront</hi> aufgenommen/ wie<lb/>
&#x017F;einen Abge&#x017F;andten der <hi rendition="#aq">Hanon</hi> ihre Kleider zu einem of-<lb/>
fentlichen Spott halb abge&#x017F;chnitten/ wie wird es er&#x017F;t dem<lb/>
allma&#x0364;chtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme &#x017F;ein Heil.<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;almodia,</hi> worinnen alles go&#x0364;ttliche Lob/ und Himmli-<lb/>
&#x017F;che Geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en verfa&#x017F;t &#x017F;eynd/ durch unno&#x0364;htiges Eilen<lb/>
&#x017F;o &#x017F;po&#x0364;ttlich abku&#x0364;rtzet?</p><lb/>
        <p>Saure Singer &#x017F;eynd auch die jenige/ welche zwar<lb/>
mit dem Maul <hi rendition="#aq">p&#x017F;alli</hi>ren/ aber mit dem Hertzen ander-<lb/>
wa&#x0364;rts <hi rendition="#aq">vagi</hi>ren: &#x017F;olche kommen mir vor/ wie des <hi rendition="#aq">Sam&#x017F;ons</hi><lb/>
Lo&#x0364;w; Die&#x017F;er &#x017F;tarcke Held gieng einsmals mit &#x017F;einen El-<lb/>
tern nacher <hi rendition="#aq">Thamnatha,</hi> um willens da&#x017F;elb&#x017F;ten/ mit Gut-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;einer Eltern/ ein Weib zu nehmen/ dann er ihme<lb/>
&#x017F;eines Geduncken nach &#x017F;chon ein Scho&#x0364;ne ausgeklaubt/ un-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Judis. 14.</hi></note>terwegs aber/ da er &#x017F;ich vom Vatter und Mutter ein we-<lb/>
nig abge&#x017F;ondert/ traff er einen wilden und bru&#x0364;llenden Lo&#x0364;-<lb/>
wen an/ den er al&#x017F;obalden/ Krafft der von GOtt ertheil-<lb/>
ten Sta&#x0364;rcke/ wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß/ und<lb/>
umgebracht/ nach etlich Tagen in &#x017F;einer Zuruck-Reiß vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Tham-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0134] Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/ Chor erſchienen/ derenthalben ihn der fromme Mann befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/ welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen/ oder ab- kuͤrtzen/ und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe anklagen/ als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß- gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An- toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver- weiß gegeben/ daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen/ wie ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of- fentlichen Spott halb abgeſchnitten/ wie wird es erſt dem allmaͤchtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme ſein Heil. Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob/ und Himmli- ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd/ durch unnoͤhtiges Eilen ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet? In Hiſtoria Occident. c. 34. in Vit. 2. Reg. 10. Saure Singer ſeynd auch die jenige/ welche zwar mit dem Maul pſalliren/ aber mit dem Hertzen ander- waͤrts vagiren: ſolche kommen mir vor/ wie des Samſons Loͤw; Dieſer ſtarcke Held gieng einsmals mit ſeinen El- tern nacher Thamnatha, um willens daſelbſten/ mit Gut- heiſſen ſeiner Eltern/ ein Weib zu nehmen/ dann er ihme ſeines Geduncken nach ſchon ein Schoͤne ausgeklaubt/ un- terwegs aber/ da er ſich vom Vatter und Mutter ein we- nig abgeſondert/ traff er einen wilden und bruͤllenden Loͤ- wen an/ den er alſobalden/ Krafft der von GOtt ertheil- ten Staͤrcke/ wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß/ und umgebracht/ nach etlich Tagen in ſeiner Zuruck-Reiß vor Tham- Judis. 14.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/134
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/134>, abgerufen am 24.11.2024.