Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das geistliche Gesang/ den kan/ gleichwol hört man in der gantzen Gegend her-um/ wann sie in den Chor zum Gottesdienst läuten/ und auch hell und klar singen. An. 1613. soll ein armer Arabier im Monat October in selbiger Gegend herum vagirt seyn/ der ungefehr in einem Berg einen Eingang fast in der Grösse einer ordinari Thür wahrgenommen/ dahero ihn der Vorwitz veranlast/ daß er ohne sondere Forcht durch den Berg einen langen Weg hineingeschlichen/ allwo er gantz wunderliche Ding angetroffen/ dann mitten im Berg sahe er ein überaus schönes aufgebautes Closter/ und nechst demselben gienge ihme entgegen ein Ordens-Mann/ der ihn befragt/ was er allhier suche? und nachdem er ver- nommen/ daß er nichts anders verlange/ als ein H. All- mosen/ so dann gabe ihm erstbesagter Religios ein Schnee- weises Leibel Brod/ und eine zimliche Portion der Datteln/ so gar ein gute Frucht; worauf der arme Arabier seinen Zuruckweg genommen/ die Schellen und Schahlen aber gedachter Frucht also weißlich auf die Erden fallen lassen/ damit er hierdurch inskünfftig den Weg möchte wieder Mantegaz. Nicolaus Jermad. in relat.finden/ dann er der Meinung gewest/ seine Mit-Camme- raden auch auhero zu führen: Aber GOtt hat durch einen Engel alle selbige Schaalen lassen auf das genaueste auf- klauben/ wessenthalben den nachkommenden Tag der A- rabier samt den Seinigen den Weg nit mehr gefunden. Der Arabier ist bericht worden von dem jenigen Geistli- chen/ so ihme das Allmosen dargereicht/ daß der Allmäch- tige dieses Closter selbst in den Berg gebanet/ worinnen stäts 40. Geistliche mit Singen und Psalliren GOtt den HErrn loben/ auch so offt einer mit Tod abgehe/ so werde alsobalden durch GOtt ein anderer an statt seiner gestellt/ damit die Anzahl der 40. jedesmal gantz verbleibe/ ist zu glauben/ daß dieses Wunder-Closter GOtt ewig erhalte zur Gedächtnuß/ weil daselbsten auf dem Berg Moyses 40. Tag und Nacht mit GOtt geredet. GOtt der Allmächtige/ laut H. Schrifft/ hat die Vö- gerle
Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/ den kan/ gleichwol hoͤrt man in der gantzen Gegend her-um/ wann ſie in den Chor zum Gottesdienſt laͤuten/ und auch hell und klar ſingen. An. 1613. ſoll ein armer Arabier im Monat October in ſelbiger Gegend herum vagirt ſeyn/ der ungefehr in einem Berg einen Eingang faſt in der Groͤſſe einer ordinari Thuͤr wahrgenommen/ dahero ihn der Vorwitz veranlaſt/ daß er ohne ſondere Forcht durch den Berg einen langen Weg hineingeſchlichen/ allwo er gantz wunderliche Ding angetroffen/ dann mitten im Berg ſahe er ein uͤberaus ſchoͤnes aufgebautes Cloſter/ uñ nechſt demſelbē gienge ihme entgegen ein Ordens-Mann/ der ihn befragt/ was er allhier ſuche? und nachdem er ver- nommen/ daß er nichts anders verlange/ als ein H. All- moſen/ ſo dann gabe ihm erſtbeſagter Religios ein Schnee- weiſes Leibel Brod/ und eine zimliche Portion der Datteln/ ſo gar ein gute Frucht; worauf der arme Arabier ſeinen Zuruckweg genommen/ die Schellen und Schahlen aber gedachter Frucht alſo weißlich auf die Erden fallen laſſen/ damit er hierdurch inskuͤnfftig den Weg moͤchte wieder Mantegaz. Nicolaus Jermad. in relat.finden/ dann er der Meinung geweſt/ ſeine Mit-Camme- raden auch auhero zu fuͤhren: Aber GOtt hat durch einen Engel alle ſelbige Schaalen laſſen auf das genaueſte auf- klauben/ weſſenthalben den nachkommenden Tag der A- rabier ſamt den Seinigen den Weg nit mehr gefunden. Der Arabier iſt bericht worden von dem jenigen Geiſtli- chen/ ſo ihme das Allmoſen dargereicht/ daß der Allmaͤch- tige dieſes Cloſter ſelbſt in den Berg gebanet/ worinnen ſtaͤts 40. Geiſtliche mit Singen und Pſalliren GOtt den HErrn loben/ auch ſo offt einer mit Tod abgehe/ ſo werde alſobalden durch GOtt ein anderer an ſtatt ſeiner geſtellt/ damit die Anzahl der 40. jedesmal gantz verbleibe/ iſt zu glauben/ daß dieſes Wunder-Cloſter GOtt ewig erhalte zur Gedaͤchtnuß/ weil daſelbſten auf dem Berg Moyſes 40. Tag und Nacht mit GOtt geredet. GOtt der Allmaͤchtige/ laut H. Schrifft/ hat die Voͤ- gerle
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Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/
den kan/ gleichwol hoͤrt man in der gantzen Gegend her-
um/ wann ſie in den Chor zum Gottesdienſt laͤuten/ und
auch hell und klar ſingen. An. 1613. ſoll ein armer Arabier
im Monat October in ſelbiger Gegend herum vagirt ſeyn/
der ungefehr in einem Berg einen Eingang faſt in der
Groͤſſe einer ordinari Thuͤr wahrgenommen/ dahero ihn
der Vorwitz veranlaſt/ daß er ohne ſondere Forcht durch
den Berg einen langen Weg hineingeſchlichen/ allwo er
gantz wunderliche Ding angetroffen/ dann mitten im
Berg ſahe er ein uͤberaus ſchoͤnes aufgebautes Cloſter/ uñ
nechſt demſelbē gienge ihme entgegen ein Ordens-Mann/
der ihn befragt/ was er allhier ſuche? und nachdem er ver-
nommen/ daß er nichts anders verlange/ als ein H. All-
moſen/ ſo dann gabe ihm erſtbeſagter Religios ein Schnee-
weiſes Leibel Brod/ und eine zimliche Portion der Datteln/
ſo gar ein gute Frucht; worauf der arme Arabier ſeinen
Zuruckweg genommen/ die Schellen und Schahlen aber
gedachter Frucht alſo weißlich auf die Erden fallen laſſen/
damit er hierdurch inskuͤnfftig den Weg moͤchte wieder
finden/ dann er der Meinung geweſt/ ſeine Mit-Camme-
raden auch auhero zu fuͤhren: Aber GOtt hat durch einen
Engel alle ſelbige Schaalen laſſen auf das genaueſte auf-
klauben/ weſſenthalben den nachkommenden Tag der A-
rabier ſamt den Seinigen den Weg nit mehr gefunden.
Der Arabier iſt bericht worden von dem jenigen Geiſtli-
chen/ ſo ihme das Allmoſen dargereicht/ daß der Allmaͤch-
tige dieſes Cloſter ſelbſt in den Berg gebanet/ worinnen
ſtaͤts 40. Geiſtliche mit Singen und Pſalliren GOtt den
HErrn loben/ auch ſo offt einer mit Tod abgehe/ ſo werde
alſobalden durch GOtt ein anderer an ſtatt ſeiner geſtellt/
damit die Anzahl der 40. jedesmal gantz verbleibe/ iſt zu
glauben/ daß dieſes Wunder-Cloſter GOtt ewig erhalte
zur Gedaͤchtnuß/ weil daſelbſten auf dem Berg Moyſes
40. Tag und Nacht mit GOtt geredet.
Mantegaz.
Nicolaus
Jermad.
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GOtt der Allmaͤchtige/ laut H. Schrifft/ hat die Voͤ-
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