Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.Judas der Ertz-Schelm zahle/ also hat er dessen ersten Weltpfleger vor seine Rippen/vnd krumpes Bain das beste Fleisch geben/ replevit carnem pro ea, gibt also die Formirung diser so edlischen Jungfrau Eva Sonnenklar an Tag/ wie GOtt so reichlich vergelte/ wann man ihm durch das Allmosen etwas mitthailt/ für ein kalten Trunck Wasser belohnt er dich/ für ein Stückl Brodt bezahlt er dich/ für etliche Löffel Suppen bereicht er dich nicht allein zeitlich/ sondern auch ewig/ gibst ihm das Zeitliche/ so gibt er das Ewige/ gibst ihm das Jrrdische/ so gibt er das Himmlische/ gibst ihm das Zergängliche/ so gibt er dir das Jm- merwehrende/ haist das nit bezahlt: Der Jacob bekombt für das Linsenkoch die Primogenitur, oder die Majorasco, das haist die Linsen theur anworden/ GOtt gibt dir für etliche Pfenning ein guldene Cron im Himmel/ das haist sein Gelt noch besser anworden. Waist du/ warumb die arme Bettler gemainiglich sich bucken/ ja maistens gantz bucklet daher gehen? sihe/ die Gassen-Bueben haben dise allbekannte Gewonheit/ wann sie gern ein Garten-Confect naschen wollen/ der Baum aber ihnen zu hoch/ so sagt einer zum andern/ geh mach mir ein Bock/ knyet also einer nider/ dessen Rucken dem andern für ein Laitter dienet: derenthalben gehen die arme Bettler gemai- niglich bucklet daher/ oder bucken sich vor deiner/ als wollens dir ein Bock machen/ damit du in Himmel steigest. Es hätte der Allmächtige GOtt gar leicht den Prophe- damit
Judas der Ertz-Schelm zahle/ alſo hat er deſſen erſten Weltpfleger vor ſeine Rippen/vnd krumpes Bain das beſte Fleiſch geben/ replevit carnem pro ea, gibt alſo die Formirung diſer ſo edliſchen Jungfrau Eva Sonnenklar an Tag/ wie GOtt ſo reichlich vergelte/ wann man ihm durch das Allmoſen etwas mitthailt/ fuͤr ein kalten Trunck Waſſer belohnt er dich/ fuͤr ein Stuͤckl Brodt bezahlt er dich/ fuͤr etliche Loͤffel Suppen bereicht er dich nicht allein zeitlich/ ſondern auch ewig/ gibſt ihm das Zeitliche/ ſo gibt er das Ewige/ gibſt ihm das Jrꝛdiſche/ ſo gibt er das Himmliſche/ gibſt ihm das Zergaͤngliche/ ſo gibt er dir das Jm- merwehrende/ haiſt das nit bezahlt: Der Jacob bekombt fuͤr das Linſenkoch die Primogenitur, oder die Majoraſco, das haiſt die Linſen theur anworden/ GOtt gibt dir fuͤr etliche Pfenning ein guldene Cron im Himmel/ das haiſt ſein Gelt noch beſſer anworden. Waiſt du/ warumb die arme Bettler gemainiglich ſich bucken/ ja maiſtens gantz bucklet daher gehen? ſihe/ die Gaſſen-Bueben haben diſe allbekannte Gewonheit/ wann ſie gern ein Garten-Confect naſchen wollen/ der Baum aber ihnen zu hoch/ ſo ſagt einer zum andern/ geh mach mir ein Bock/ knyet alſo einer nider/ deſſen Rucken dem andern fuͤr ein Laitter dienet: derenthalben gehen die arme Bettler gemai- niglich bucklet daher/ oder bucken ſich vor deiner/ als wollens dir ein Bock machen/ damit du in Himmel ſteigeſt. Es haͤtte der Allmaͤchtige GOtt gar leicht den Prophe- damit
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Judas der Ertz-Schelm
zahle/ alſo hat er deſſen erſten Weltpfleger vor ſeine Rippen/
vnd krumpes Bain das beſte Fleiſch geben/ replevit carnem
pro ea, gibt alſo die Formirung diſer ſo edliſchen Jungfrau
Eva Sonnenklar an Tag/ wie GOtt ſo reichlich vergelte/
wann man ihm durch das Allmoſen etwas mitthailt/ fuͤr ein
kalten Trunck Waſſer belohnt er dich/ fuͤr ein Stuͤckl Brodt
bezahlt er dich/ fuͤr etliche Loͤffel Suppen bereicht er dich nicht
allein zeitlich/ ſondern auch ewig/ gibſt ihm das Zeitliche/ ſo
gibt er das Ewige/ gibſt ihm das Jrꝛdiſche/ ſo gibt er das
Himmliſche/ gibſt ihm das Zergaͤngliche/ ſo gibt er dir das Jm-
merwehrende/ haiſt das nit bezahlt: Der Jacob bekombt fuͤr
das Linſenkoch die Primogenitur, oder die Majoraſco, das
haiſt die Linſen theur anworden/ GOtt gibt dir fuͤr etliche
Pfenning ein guldene Cron im Himmel/ das haiſt ſein Gelt
noch beſſer anworden. Waiſt du/ warumb die arme Bettler
gemainiglich ſich bucken/ ja maiſtens gantz bucklet daher gehen?
ſihe/ die Gaſſen-Bueben haben diſe allbekannte Gewonheit/
wann ſie gern ein Garten-Confect naſchen wollen/ der Baum
aber ihnen zu hoch/ ſo ſagt einer zum andern/ geh mach mir ein
Bock/ knyet alſo einer nider/ deſſen Rucken dem andern fuͤr ein
Laitter dienet: derenthalben gehen die arme Bettler gemai-
niglich bucklet daher/ oder bucken ſich vor deiner/ als wollens
dir ein Bock machen/ damit du in Himmel ſteigeſt.
Es haͤtte der Allmaͤchtige GOtt gar leicht den Prophe-
ten Daniel in der Loͤwen-Gruben durch die Raaben/ wie den
Elias, koͤnnen ſpeiſen/ oder durch die Engel/ oder haͤtte gar wol
ihme ein Manna oder Himmelbrodt/ wie den Iſraëlitern/ von
Himmel koͤnnen ſchicken/ hat es aber nit gethan/ ſondern den
Habacuc laſſen beym Schopff nemmen ſambt der Pfannen
voller Koch/ vnd laſſen nacher Babylon tragen/ damit fein ein
Menſch dem andern helffe. Alſo konte der Allmaͤchtige gar
leicht machen/ daß kein einiger Bettler/ oder armer Menſch in
der Welt waͤre/ er konte gar leicht alleſambt reich vnd maͤchtig
machen/ hat aber deſſentwegen Reiche vnd Arme erſchaffen/
damit
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/72>, abgerufen am 25.07.2024. |